Herrin der Finsternis Roman
auf.
Ungeduldig beobachtete er, wie sie ihnen ein paar Sachen zeigte. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Aber dass er ein Were Wolf war, konnte er ihr nicht vor diesem Publikum erklären.
Immer neue Kundinnen kamen herein. Gewiss, er könnte seine Fähigkeiten nutzen, um die Frauen zu verscheuchen. Doch er wollte sich nicht in Brides Geschäfte einmischen. Während sie einen Preis in die Kasse tippte, neigte er sich zu ihr. »Ich warte draußen.«
»Bist du okay?«, fragte sie.
»Klar, ich gehe nach hinten«, sagte er und eilte in den Hof. »Alles in Ordnung«, murmelte er. Später würde er noch genug Zeit finden, um ihr die Wahrheit zu erzählen.
»Vane.«
Die leise, heisere Stimme, die in seinem Kopf ertönte, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Steifbeinig ging er zum Tor. Was er erblickte, ließ seinen ganzen Körper frösteln. Auf der Iberville Street näherte sich das letzte aller Tiere, das er zu sehen erwartet hatte – Fury in menschlicher Gestalt.
So groß wie Vane, hatte er schulterlanges blondes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, und dunkle türkisblaue Augen. Zu engen Bluejeans trug er ein langärmeliges schwarzes Hemd.
Mit gemessenen, bedrohlichen Schritten kam der Wolf heran. Aus allen Molekülen seines Körpers drangen gewaltige Kräfte. Dies war einer der wenigen Wölfe, die Vane niemals zu bekämpfen versucht hatte.
Nicht dass er glaubte, Fury wäre ihm überlegen, aber dieser Wolf kämpfte mit unfairen Mitteln. Am liebsten zerfetzte er die Kehlen seiner Gegner, wenn sie schliefen.
Mit einem belustigten Funkeln in den Türkisaugen blieb er vor Vane stehen, der auf die Straße getreten war. Dann warf er einen kurzen Blick in den Laden und musterte Bride. »Du bist unvorsichtig, adelfos .«
»Hör mal, Fury, wir sind keine Brüder. Was zum Teufel treibst du hier?«
»Nun, ich wollte dich warnen«, erwiderte Fury und grinste boshaft. »Dein Vater weiß, dass ihr noch lebt, Fang und du. Und ich wurde dazu ausersehen, euch zu töten.«
Vane erstarrte.
»Entspann dich«, fuhr Fury fort. »Wenn ich deinen Tod wünschte, hätte ich dich längst angegriffen.«
»Warum tust du es nicht?«
»Weil ich dir was schuldig bin. Erinnerst du dich?«
Das stimmte. Als der Wolf zum Rudel gestoßen war, hatte Vane ihm das Leben gerettet. »Du hast ziemlich lange gewartet, um dich zu revanchieren.«
Gleichmütig hob Fury die Schultern. »Nun, manche Dinge brauchen ihre Zeit.«
»Warum stellst du dich gegen das Rudel und hilfst mir? Das verstehe ich nicht.«
»Ganz einfach.« Das bösartige Grinsen vertiefte sich. »Weil's den Alten maßlos ärgern wird. Ich hasse ihn, er hasst mich. Also bist du jetzt mein bester Freund.«
Mit dieser Neuigkeit verblüffte er Vane. »Warum hasst du meinen Vater?«
»Dafür habe ich meine Gründe. Die behalte ich aber lieber für mich.«
»Und wieso bist du in all den Jahrhunderten bei unserem Rudel geblieben?«
»Auch dafür habe ich meine Gründe.«
In der Tat, Fury war eine eigenartige Kreatur.
»Wenn sie jemals herausfinden, was du mir anvertraut hast, töten sie dich«, warnte Vane.
Nonchalant zuckte der Wolf die Achseln. »Wir alle sterben irgendwann.« Durch das offene Hoftor sah er, wie Bride um die Ecke bog. Doch dann kehrte sie in den Laden zurück, weil weitere Kundinnen hereingekommen waren. Verwundert schnüffelte er und riss die Augen auf. »Oh, du steckst gerade mitten im Paarungsritual.«
Vane packte ihn am Hals und presste ihn an die Hausmauer.
»Beruhige dich, Vane«, seufzte Fury, ohne die geringste Angst zu zeigen. Sein Blick verriet nur Belustigung und Ehrlichkeit. »Niemals würde ich deiner Frau was antun. Aber Stefan und die anderen werden über sie herfallen.«
Daran zweifelte Vane nicht. Für eine Chance, ihn zu verletzen, würde Stefan beide Testikel opfern. »Wer geht auf die Jagd?«
»Ich, Stefan, Aloysius und Petra.«
Erbost fluchte Vane. Jeder dieser Wölfe hatte einen persönlichen Grund, ihm zu schaden – besonders Petra, die ihn hasste, weil er sie in ihrer Paarungsphase abgewiesen hatte. Auch von Fang hatte er sie ferngehalten. Wenn sie jemals von seiner Beziehung zu Bride erfuhren, würden sie nicht zögern, sie zu töten, nur um sich an ihm zu rächen. Und das wäre sogar barmherzig, denn viele Wölfe in seinem Rudel würden sie grausam zu Tode quälen.
Wann immer ein Wolf, der an eine Frau gebunden war, aus dem Rudel ausbrach, ermordeten die anderen seine Gefährtin. Vane würde jeden
Weitere Kostenlose Bücher