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Herrin der Finsternis Roman

Titel: Herrin der Finsternis Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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zu, der bekundete, auch er würde Stefan am liebsten in Stücke reißen. Sein ganzer Körper bebte vor innerer Anspannung. Aber er zähmte seine animalischen Instinkte.
    Nicolette nickte und nahm die Entschuldigung an. »Sag es mir endlich. Wer hat zuerst angegriffen?«
    Aus einem Impuls heraus wollte Vane lügen. Doch das würde sie sofort spüren. Und es würde alles noch schlimmer machen. »Ich.«
    Mit diesem Geständnis schien er ihr tiefen Kummer zu bereiten, denn sie schloss die Augen. Als sie ihn wieder anschaute, merkte er ihr an, wie schwer ihr die nächsten Worte fielen. »Dann bleibt mir nichts anderes übrig, ich muss dich verbannen, Vane. Tut mir leid.«
    Stefans Augen funkelten. In diesem Moment hasste Vane sie alle.
    So weit war es also gekommen, er wurde bestraft, weil er seinen Bruder beschützt hatte. Nun, das geschah nicht zum ersten Mal. Wenigstens peitschte Nicolette ihn nicht aus. »Okay«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und eilte in Fangs Zimmer, um ihn zu holen.
    Da rannte Aimee an ihm vorbei zur Tür und warf sie zu, dann versperrte sie ihm den Weg zum Bett. Vergeblich versuchte er sie beiseitezuschieben.
    »Hör mir zu, Vane. Maman ist nur wütend. Gib ihr ein bisschen Zeit …«
    »Nein, Aimee«, erwiderte er und zwang sich, seinen Zorn nicht an ihr auszulassen. »Ich kenne die Gesetze, und ich habe sie gebrochen. Das wird deine Mutter mir niemals verzeihen.«
    Als er an ihr vorbeigehen wollte, breitete sie die Arme aus. »Lass Fang hier. Du und ich, sogar Maman – wir alle wissen, was Stefan plant. Keine Sekunde lang wird dein Bruder allein sein. Tag und Nacht bleibe ich bei ihm. Solange er im Sanctuary ist, wird ihm nichts zustoßen.«
    Ihr Angebot überraschte ihn, denn er verstand nicht, was die Bärin bewog, Fang zu schützen. »Warum?«
    In ihren hellen Augen las er Sanftmut und Herzensgüte. »Weil niemand so schrecklich leiden dürfte wie ihr beide. Was euch angetan wurde, war grausam und unnötig. Es war eine menschliche Strafe, keine tierische. Da ich Brüder verloren habe, weiß ich, wie schmerzlich Anyas Tod dich trifft. Ich lasse Fang nicht sterben. Das schwöre ich dir.« Sie betrachtete seine Hand, auf der er das Zeichen mittels seiner Macht verborgen hatte. Dann schaute sie zur Tür und schien zu fürchten, jemand würde das Gespräch belauschen. Mit leiser Stimme fuhr sie fort: »Nun gibt es noch jemanden, den du schützen musst. Deshalb solltest du dich nicht mit Fang belasten, solange er sich in diesem Zustand befindet. Geh und pass auf deine Frau auf. Du kannst mich jederzeit anrufen und nach dem Befinden deines Bruders fragen.«
    Gerührt nahm er sie in die Arme. »Danke, Aimee.«
    »Das tu ich gern für euch«, versicherte sie und tätschelte seinen Rücken. »Geh jetzt, und zerfetz den Wolf da draußen.«
    Nur halbherzig lachte er und kehrte in den Flur zurück, wo Stefan herausfordernd die Brauen hob. Aber Vane war nicht so dumm, ihn erneut zu attackieren, zumindest nicht in Nicolettes Domäne. Er wandte sich zu ihr und bat so laut, dass der Wolf jedes Wort verstand: »Da Fang keine Regel verletzt hat, darf er hierbleiben?«
    Sie nickte und warf Stefan, der erbost fluchte, einen bedeutsamen Blick zu. »Natürlich steht er unter unserem Schutz. In diesem Haus wird ihm kein Leid geschehen.«
    »Vielen Dank.« Belustigt musterte Vane die Miene seines Feindes, die neue Attacken ankündigte, und ging zur Treppe.
    »Noch ist es nicht vorbei«, zischte Stefan.
    »Dieses Klischee kenne ich.« Müde blieb Vane stehen und drehte sich um. »Erst wenn einer von uns beiden stirbt, ist das Drama überstanden.« Spöttisch betonte er: »Nur zu deiner Information – ich werde nicht sterben.«
    In wildem Zorn knurrte Stefan ihn an, verzichtete aber wohlweislich auf einen Angriff. Als er Vane zum Ausgang folgen wollte, hielt Wren ihn zurück. »Noch eine Sanctuary-Regel – er bekommt einen gewissen Vorsprung. Wenn du ihm sofort nachläufst, wirst du hinken. Für immer.«
    Vane überlegte, was er tun sollte. Einerseits zögerte er, in Brides Haus zurückzukehren, weil er fürchtete, er würde Stefans Mörderbande zu ihr führen. Andererseits wollte er sie nicht allein lassen.
    Schon gar nicht, wenn Fury bei ihr war.
    Gegen keinen dieser Wölfe könnte sie sich wehren.
    Bedrückt erinnerte er sich an die Narben im Gesicht und am Hals seiner Mutter, die von den Attacken des Vaters und seiner Tessera stammten. Tesseras waren kleine Wolfsgruppen, die als

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