Herrin Der Stürme - 2
Befehl, Damon-Rafael, aber ich bin unerfahren in Diplomatie dieser Art.«
»Du wirst Briefe von mir mitnehmen«, sagte Damon-Rafael, »und geheime Depeschen schreiben, die mir Botenvögel überbringen. Du wirst auch offene Depeschen schreiben, die die Spione beider Seiten sicher lesen werden. Die geheimen wirst du unter einem Matrix-Verschluß schicken, den keiner außer mir öffnen oder lesen kann. Sicher kannst du einen Verschlußzauber herstellen, der die Botschaften, wenn ein fremdes Auge auf sie fällt, zerstört?«
»Das ist ziemlich einfach«, erwiderte Allart. Jetzt verstand er. Es gab sicher nicht viele Menschen, denen Damon-Rafael freiwillig das Muster seines Gehirns auszuhändigen bereit war, um einen Matrix-Verschluß anzufertigen. Ein solcher Verschluß in den Händen eines Attentäters …
Ich bin also eine der zwei oder drei Personen, denen Damon-Rafael diese Macht über sich geben würde. Weil ich durch einen Schwur gebunden bin, ihn und seine Söhne zu verteidigen.
»Ich habe in die Wege geleitet, daß du einen Vorwand für deine Mission hast«, fuhr Damon-Rafael fort. »Wir haben einen Kurier Aldarans abgefangen, von dem wir befürchteten, er sei zu den Ridenows unterwegs. Aber als meine Leronis ihn im Schlaf untersuchte, berichtete er uns, daß er sich auf einer persönlichen Mission Lord Aldarans befände. Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber es hat nichts mit dem Krieg zu tun. Sein Gedächtnis ist matrix-gelöscht, und wenn er mit eurem Bewahrer spricht – was er, wie ich annehme, bald tun wird –, wird er nicht mehr wissen, daß er gefangengenommen und untersucht wurde. Ich habe mit unserem Cousin Coryn arrangiert, daß du vorgeblich für die Waffenstillstandsfahne verantwortlich bist, die Aldarans Gesandten nach Norden begleiten soll. Niemandem wird es auffallen, wenn du bei ihm bleibst und mit nach Aldaran reitest. Genügt das?«
Welche Wahl habe ich schon? Seit Tagen weiß ich, daß ich nach Norden reiten werde. Ich wußte nur nicht, daß es nach Aldaran geht. Aber was hat Renata damit zu tun? Laut sagte er: »Es scheint, du hast an alles gedacht.«
»Bei Sonnenuntergang wird mein Friedensmann dir Dokumente überbringen, die dich als meinen Botschafter ausweisen. Er gibt dir auch Instruktionen, wie man Botschaften schickt.« Sich erhebend sagte er: »Wenn du wünschst, werde ich deiner Gattin einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Es soll so aussehen, als wäre ich zu einem reinen Familienbesuch hier.«
»Danke«, gab Allart zurück, »aber Cassandra geht es nicht gut. Sie hütet das Bett. Ich werde ihr deine Empfehlungen übermitteln.«
»Tu das auf jeden Fall«, sagte Damon-Rafael, »obwohl, wie ich annehme, es keinen Grund gibt, Glückwünsche auszusprechen, seit du dich entschieden hast, mit ihr im Turm zu wohnen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie schon dein Kind trägt.«
Jetzt noch nicht, und vielleicht auch nie … Erneut spürte Allart den Ansturm der Hoffnungslosigkeit. Laut sagte er: »Nein, wir hatten bisher dieses Glück noch nicht.« Damon-Rafael konnte weder vom wirklichen Zustand ihrer Beziehungen noch von ihrem gemeinsamen Gelöbnis und den Umständen, unter denen es gebrochen worden war, etwas wissen. Er hatte nur auf den Busch geklopft. Zwar war es unsinnig, Zorn auf die Boshaftigkeit seines Bruders zu verschwenden, aber Allart war dennoch wütend.
Und er war immer noch gebunden, ihm als dem Großfürsten von Elhalyn zu gehorchen. Wenn die Nordmänner aus den Hellers in diesen Krieg eingriffen, würde es Zerstörung und Verderben geben. Ich sollte dankbar sein, dachte er, daß die Götter mir einen so ehrenwerten Weg gewiesen haben, in diesem Krieg zu dienen. Wenn ich die Aldarans zur Neutralität überreden kann, werde ich in der Tat zum Wohl aller Vasallen von Hastur beitragen.
Als Damon-Rafael sich zum Abschied erhob, sagte Allart: »Ich danke dir aufrichtig, Bruder, daß du mir diese Mission anvertraut hast.« Seine Worte kamen aus einem so vollen Herzen, daß Damon-Rafael ihn überrascht anblickte.
Als er Allart zum Abschied umarmte, lag ein Hauch von Wärme in seiner Geste. Obwohl sie nie Freunde sein würden, waren sie sich in diesem Augenblick näher als seit Jahren, das gestand Allart sich betrübt ein – und näher, als sie es je wieder sein würden.
Am Abend wurde er wieder in die Fremdenhalle gerufen; diesmal, wie er annahm, um Damon-Rafaels Boten zu treffen, der die Sicherheitsvorschriften und Depeschen mitbrachte.
Coryn sprach ihn vor der Tür
Weitere Kostenlose Bücher