Herrin Der Stürme - 2
nicht nach Neskaya gehen. Hast du es noch nicht gehört? Nein«, beantwortete er selbst seine Frage, »solange Cassandra krank war, hast du dich bei ihr aufgehalten und die Nachrichten nicht gehört. Dom Erlend Leynier hat ausrichten lassen, daß sie nicht zu den NeskayaTürmen, sondern zu ihrer Trauung nach Hause zurückkehren soll. Sie ist bereits zweimal aufgeschoben worden. Ich glaube nicht, daß sie noch eine Verzögerung auf sich nimmt, um in einem gottverlassenen Winkel der Hellers irgendein barfüßiges Bergmädchen darin zu unterrichten, wie es mit seinem Laran fertig wird.«
Allart schaute besorgt auf den jungen Donal. Hatte er die beleidigende Bemerkung verstanden? Donal blickte starr, wie es sich für einen Boten geziemte, geradeaus und schien ihnen nicht zuzuhören. Ob er genug von der Tieflandsprache verstand, um Coryns Worte zu begreifen oder genug Laran besaß, ihre Gedanken zu lesen, würden weder Coryn noch Allart je erfahren.
»Ich glaube nicht, daß Renata allzu versessen auf eine Heirat ist,« wandte Allart ein.
Coryn kicherte. »Ich glaube, daß du es nicht eilig hast, daß Renata verheiratet wird, Cousin.« Als er den Zorn in Allarts Augen aufsteigen sah, fügte er hastig hinzu: »Ich habe nur gescherzt. Sag dem jungen Delleray, daß wir Damisela Renata fragen werden, ob sie die Reise nach Norden auf sich nimmt.«
Allart wiederholte für Donal die formellen Sätze. Dieser verbeugte sich und erwiderte: »Sagt der Vai Domna, daß Lord Aldaran sie diesen Dienst nicht unbelohnt tun läßt. Er wird ihr, wenn die Zeit ihrer Heirat kommt, eine Mitgift geben, die der einer jüngeren Tochter entspricht.« »Das ist .großzügig«, sagte Allart, und das war es tatsächlich. Das Laran konnte nicht wie eine gewöhnliche Dienstleistung gekauft oder verkauft werden. Die Tradition verlangte, daß es lediglich der Kaste oder dem Clan zur Verfügung stand und nicht vermietbar war. Die Leyniers waren zwar wohlhabend, besaßen aber nicht die Reichtümer der Aldarans. Nun würde Renata die Mitgift einer Prinzessin erhalten.
Nach einigen weiteren Floskeln führten sie Donal auf das Zimmer, in dem er warten sollte. Als er mit Allart durch das Kraftfeld in den Hauptteil des Turms trat, sagte Coryn bedauernd: »Vielleicht hätte ich Arielle vorschlagen sollen. Sie ist zwar eine Di Asturien, aber Nedestro, und ihre Mitgift nicht der Rede wert. Selbst wenn mein Bruder mir die Erlaubnis zur Heirat gäbe, würde er mir nicht gestatten, ein armes Mädchen zu ehelichen.« Er lachte bitter. »Aber egal… Selbst wenn sie alle Juwelen von Carthon zur Mitgift erhielte, könnte ein Hastur von Carcosa nicht mit einer Nedestro von Di Asturien verheiratet werden. Hätte Arielle eine solche Mitgift – ihr Vater würde sie sicher einem anderen anbieten, anstatt sie mir zu geben.«
»Du bist schon zu lange unverheiratet«, sagte Allart. Coryn zuckte die Achseln.
»Mein Bruder ist nicht wild darauf, daß ich einen Erben habe. Ich besitze genügend Laran und habe für ihr verfluchtes Zuchtprogramm ein halbes Dutzend Söhne gezeugt. Ich habe nie versucht, sie zu sehen, auch wenn man sagte, daß sie Laran haben. Es ist besser, sie gar nicht erst liebzugewinnen. Soweit ich weiß, hat jeder Versuch, die Hastur-Gabe mit denen der Aillards oder Ardais zu kreuzen, zur Folge gehabt, daß die armen kleinen Bälger an der Schwellenkrankheit starben. Es ist schon schwer genug für ihre Mütter – ich habe nicht die Absicht, auch noch davon betroffen zu sein.«
»Wie kannst du das so beiläufig hinnehmen?«
Einen Augenblick lang zerbrach Coryns Maske der Gleichgültigkeit. Er blickte Allart in echter Verzweiflung an.
»Was kann ich sonst tun, Allart? Kein Sohn von Hastur verfügt über ein eigenes Leben, solange die Leroni dieses verdammten Zuchtdienstes, den man unsere Kaste nennt, unsere Eheschließungen in die Wege leiten und die Zeugung unserer Bastarde arrangieren. Es sind nicht alle in der Lage, wie du das Leben eines Mönchs zu ertragen!« Sein Gesicht versteinerte sich wieder, wurde leidenschaftslos. »Nun, immerhin ist es keine unerfreuliche Pflicht, die ich meinem Clan gegenüber erfülle. Solange ich hier als Bewahrer lebe, gibt es genug Zeiten, in denen ich für keine Frau zu verwenden bin. Und das ist fast genauso, wie ein Mönch zu sein … Arielle und ich wollen nehmen, was wir können, wenn die Gelegenheit es erlaubt. Ich bin nicht wie du, ein Romantiker auf der Suche nach der großen Liebe«, fügte er rechtfertigend hinzu und
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