Herrin Der Stürme - 2
an.
»Allart, sprichst du die Sprache der Hellers?«
Allart nickte. Er fragte sich, ob Damon-Rafael Coryn ins Vertrauen gezogen hatte.
»Mikhail von Aldaran hat uns einen Boten gesandt«, sagte Coryn, »aber es ist ungewiß, ob er unsere Sprache beherrscht. Kommst du und sprichst mit ihm in seiner eigenen?«
»Mit Freuden«, sagte Allart und dachte: Also nicht Damon-Rafaels Agent, sondern Aldarans Kurier. Damon-Rafael sagte, seine Gedanken seien untersucht worden. Ich halte das für Unrecht, aber schließlich ist Krieg.
Als er zusammen mit Coryn die Fremdenhalle betrat, erkannte er das Gesicht des Kuriers. Sein Laran hatte es ihm immer wieder gezeigt, obwohl er nie gewußt hatte, warum. Es war ein jugendliches Gesicht mit dunklem Haar und ebensolchen Brauen, das ihn mit unbefangener Freundlichkeit anblickte. Allart begrüßte den Mann in der formellen Redeweise der Hellers. »Du erweist uns Ehre, Siarbinn«, sagte er, die besondere Betonung benutzend, die dem archaischen Wort die Bedeutung noch-unbekannter-Freund verlieh. »Wie kann ich dir dienen?« Der junge Mann stand auf und verbeugte sich. »Ich bin Donal Delleray, Pflegesohn und Friedensmann von Mikhail, Lord Aldaran. Ich überbringe seine Worte, nicht die meinen, den Vai Leroni des Hali-Turms.«
»Ich bin Allart Hastur von Elhalyn. Dies hier ist mein Cousin Coryn, Tenerézu von Hali. Sprich offen.«
Er dachte: Es ist sicher mehr als ein zufälliges Zusammentreffen, daß Aldaran im gleichen Moment, in dem mein Bruder seinen Plan ausarbeitet, einen Boten schickt. Oder hat er den Plan extra deswegen entwickelt, um die Ankunft des Boten auszunutzen? Die Götter mögen mir Kraft geben – ich sehe überall Komplotte und Intrigen!
Donal sagte: »Als erstes, Vai Domyn, bitte ich Euch, Lord Aldaran Verzeihung dafür zu gewähren, daß er mich an seiner Stelle schickte. Er hätte nicht gezögert, selbst als Bittsteller zu kommen, aber er ist alt und kaum in der Lage, die lange Reise zu bewältigen. Zudem kann ich schneller reiten als er. Eigentlich hatte ich vorgehabt, in einem AchtTage-Ritt hier anzukommen, aber ich scheine auf dem Weg einen Tag verloren zu haben.«
Damon-Rafael und seine verdammte Gedanken-Untersuchung. Allart schwieg. Er wartete darauf, daß Donal sein Anliegen vortrug. Coryn sagte: »Es ist uns eine Freude, Lord Aldaran gefällig zu sein. Was ist seine Bitte?«
»Lord Aldaran hat mir aufgetragen, zu berichten, daß seine Tochter, sein einzig lebendes Kind und Erbe, an einem Laran leidet, das bisher unbekannt war. Die alte Leronis, die sich seit ihrer Geburt um sie gekümmert hat, weiß nicht mehr, was sie tun soll. Das Kind ist in einem Alter, in dem, wie mein Vater fürchtet, die Schwellenkrankheit es zerstören kann. Daher kommt er als Bittsteller, um die Vai Leroni zu bitten, jemanden zu schicken, der sich während dieser kritischen Periode um sie kümmerte.«
Es war nicht ungewöhnlich, daß eine im Turm ausgebildete Leronis einen jungen Erben anleitete und sich während der unruhigen Jahre des Heranwachsens um ihn kümmerte, wenn die Schwellenkrankheit einen solchen Tribut erforderte. Ein Laranzu vom Arilinn-Turm hatte Allart zum Beispiel geraten, Asyl in Nevarsin zu suchen. Wenn Aldaran wegen einer solchen Vergünstigung an Hali gebunden war, mußte er um so eher bereit sein, die Elhalyns zu unterstützen, indem er nicht in diesen Krieg eintrat.
Allart sagte: »Die Hasturs von Elhalyn und die im Hali-Turm Arbeitenden werden erfreut sein, Lord Aldaran in dieser Angelegenheit zu dienen.« In seiner eigenen Sprache fragte er Coryn: »Wen sollen wir schicken?«
»Ich hatte an dich gedacht«, erwiderte Coryn. »Du bist doch nicht sonderlich begierig, hierzubleiben und in den Krieg verwickelt zu werden.«
»Ich werde auf Geheiß meines Bruders sowieso gehen«, sagte Allart. »Aber es ist nicht ziemlich, daß ein Laranzu die Ausbildung eines Mädchens übernimmt. Es sollte eine Frau sein, die sie anleitet.«
»Aber wir können niemanden entbehren«, sagte Coryn. »Jetzt, wo ich Renata verliere, brauche ich Mira als Überwacherin. Cassandra ist für die Überwachertätigkeit noch nicht genügend ausgebildet. Und noch weniger ist sie dazu geeignet, ein junges Mädchen zu lehren, seine Gabe zu kontrollieren.«
»Könnte Renata diese Aufgabe nicht erfüllen?« fragte Allart. »Es würde sie sowohl aus der Kampfzone entfernen, als auch nach Neskaya zurückbringen.«
»Ja, Renata ist vielleicht die richtige Wahl«, bestätigte Coryn. »Aber sie soll
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