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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einen Mann zu heiraten, den er für mich aussucht … Und so bin ich schwanger geworden. Aber nach ein paar Tagen, als ich mich selbst überwachte, entdeckte ich, daß das Kind weiblich war. Und daher habe ich …« Sie schluckte. Allart konnte ihren Schmerz fühlen, als sei er sein eigener. »Ich konnte es nicht leben lassen. Ich … ich bereue es nicht. Wer könnte das, mit dem Fluch der Rockravens? Und dennoch – ich schaue Dorilys an und denke, ich habe etwas zerstört, das so hätte werden können – schön und … und …« Ihre Stimme brach und dann schluchzte sie hilflos gegen Allarts Brust. Und ich habe gedacht, ich könnte Cassandra eine Entscheidung wie diese aufzwingen … Es gab nichts, was Allart sagen konnte. Er hielt Renata in seinen Armen und ließ sie weinen.
Schließlich wurde sie ruhiger und murmelte: »Ich weiß, daß ich richtig gehandelt habe. Ich mußte es tun. Aber trotzdem – ich konnte es Donal nicht sagen.«
Was, im Namen aller Götter, tun wir unseren Frauen an? Was haben wir in unserem Blut und unseren Genen hervorgerufen, daß wir das über sie bringen? Heiliger Lastenträger, ist es dein Segen oder dein Fluch, daß ich von Cassandra getrennt bin …
Selbst als er sprach, schien er Cassandras von Angst gemartertes Gesicht zu sehen. Im Versuch, es zu verdrängen, verstärkte er den Griff seiner Arme und sagte sanft: »Aber du weißt, daß du richtig gehandelt hast, und dieses Wissen wird dir Kraft geben, hoffe ich.«
Dann erzählte er ihr, langsam und nach Worten suchend, von dem Augenblick der Vorausschau, als er sie hochschwanger, entsetzt und verzweifelt erblickt hatte. »Das habe ich in letzter Zeit in meinen Visionen nicht mehr gesehen«, versicherte Allart. »Wahrscheinlich existierte diese Möglichkeit nur während der kurzen Zeit, in der du tatsächlich schwanger warst, und danach… danach hörte diese Zukunft einfach auf zu existieren – denn du hast das getan, was sie verhindern konnte. Du brauchst es nicht zu bedauern.«
Und doch war er unsicher. Er hatte in letzter Zeit gar nichts gesehen. Er hatte sich angestrengt bemüht, jegliche Anwendung seiner Vorausschau und ihrer schrecklichen drängenden Zukunftsmöglichkeiten auszuschalten. Traf es jetzt, da das von Renata empfangene weibliche Kind zerstört war, zu, daß es keinen Grund gab, sich zu ängstigen? Aber er hatte sie besänftigt. Sie wirkte jetzt ruhiger, und er wollte sie nicht wieder beunruhigen.
»Ich weiß, daß ich richtig gehandelt habe«, sagte Renata. »Aber in der letzten Zeit ist Dorilys so liebenswert, so folgsam und sanft geworden. Jetzt, da sie ihr Laran einigermaßen beherrscht, scheinen die Stürme nicht mehr zu wüten.«
Ja, dachte Allart. Es ist lange her, seit mein Schlaf oder mein Wachen von diesen gräßlichen Visionen des Gewölberaums gestört wurden; von den Visionen eines Kindergesichts, das schaurige Blitze umrahmten … Waren auch diese Tragödien aus dem Bereich des Möglichen geschwunden, da Dorilys ihre schreckliche Gabe zu meistern gelernt hatte? »Dennoch macht es das auf eine Art schlimmer«, fuhr Renata fort. »Zu wissen, daß es ein anderes Kind wie sie hätte geben können, das jetzt nie leben wird … Nun, vielleicht sollte ich in Dorilys einfach eine Tochter sehen, die ich nie wagen werde zu haben … Allart, sie hat ihren Vater und Donal eingeladen, ihr heute beim Spielen und Singen zuzuhören. Kommst du auch? Sie hat begonnen, eine wirklich schöne Singstimme zu entwickeln. Kommst du, um sie zu hören?«
»Mit Vergnügen«, sagte Allart aufrichtig.
    Donal war bereits da, und ebenso Lord Aldaran und einige der Frauen aus dem Haushalt, einschließlich Dorilys’ Musiklehrerin, eine junge Adelige aus dem Haus Daniel. Sie war eine dunkle Schönheit mit schwarzem Haar und ebenso beschatteten Augen und erinnerte Allart flüchtig an Cassandra, obwohl sie sich nicht wirklich ähnlich waren. Doch als Lady Elisa mit gesenktem Kopf über der Rryl saß und die Saiten zum Klingen brachte, sah er, daß auch sie sechs Finger hatte. Ihm fiel ein, was er bei der Hochzeit zu Cassandra gesagt hatte: »Mögen wir in einer Zeit leben, in der wir Lieder, und nicht Kriege machen können!« Wie kurz diese Hoffnung doch gewesen war! Sie lebten in einem Land, das vom Krieg geschüttelt wurde. Cassandra in einem Turm, bedroht von Luftwagen und Brandbomben, Allart in einem Land in Flammen, mit Waldbränden und zuckenden Blitzen, die wie Pfeile einschlugen. Aufgeschreckt blickte er sich in dem stillen

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