Herrin des Blutes - Thriller
Musik an ihr Ohr: People Are Strange, die alte Nummer von den Doors. Als sie den Song unter diesen Umständen hörte, bekam sie Gänsehaut auf den Armen und im Nacken. Ein schleichendes Gefühl der Paranoia drohte sie zu überwältigen. Sie spürte, dass in allernächster Zukunft etwas Entscheidendes passieren würde – eine fundamentale Veränderung in ihrem Leben. Das Gefühl machte ihr eine Scheißangst.
Sie wandte ihren Blick nach rechts und sah, dass Alicia neben ihr stand. Die Augen der toten Frau waren milchig weiß, aber trotzdem seltsam ausdrucksstark, und Dream glaubte, einen Hauch von Belustigung darin zu erkennen.
»Schau mal, Dream, da kommt ein Bus. Wenn ich du wäre, würde ich mir ernsthaft überlegen, ob ich mich nicht davor werfe.«
Einen Block entfernt zu ihrer Linken schaltete eine Ampel auf Gelb. In wenigen Augenblicken würde der Verkehr anhalten und sie konnte die Straße zum Parkplatz auf der anderen Seite überqueren. Dream wusste, dass sie sich darauf konzentrieren sollte, von hier zu verschwinden, dass es besser war, Alicia vollständig zu ignorieren.
Aber ihre Neugier zwang sie, nachzuhaken: »Warum?«
Alicia lächelte. Sie wischte sich eine weitere Made von den Lippen und schnipste sie weg. »Widerliche Viecher. Es wird Ärger geben, Baby. Du bist stark. Sogar mächtig. Aber es könnte mehr Ärger geben, als du bewältigen kannst.«
Dream kniff die Augen zusammen. Es reichte langsam! Ein besonders bösartiger Teil ihrer zerstörten Psyche hatte sich offensichtlich vorgenommen, sie fertigzumachen. Alicia war eine Halluzination, und all die Sachen, die sie sagte, kamen irgendwo aus ihrem eigenen Inneren, nicht aus dem Mund einer Maden spuckenden Wiedergängerin. Sie hoffte, dass diese Erkenntnis dazu führen würde, dass die Stimme der toten Frau mitten im Satz erstarb …
… aber Alicia redete munter weiter. »Du dachtest, es wäre alles vorbei, als du diesem bösen Haus oben in den Bergen den Rücken gekehrt hast. Aber das ist es nicht, Süße, noch nicht einmal annähernd. Das Böse lauert immer noch da draußen. Es hat sich eine Zeit lang ausgeruht, ist aber erst vor Kurzem neu erwacht und wird zunehmend stärker. Diese Frau, die mich umgebracht hat, wird kommen und nach dir suchen.«
Ihre letzten Worte jagten einen eiskalten, hallenden Schauer durch Dreams Körper. »Nein …«
Diesmal erwiderte Alicia nichts. Dream öffnete die Augen und schaute nach rechts. Die Erscheinung war verschwunden. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, aber das Gefühl der eisigen Kälte, dass die Worte der toten Frau ausgelöst hatten, blieb bestehen.
Sie zitterte noch immer und begann, sich einen Weg durch den stehenden Verkehr zu bahnen. Dream ließ die Handtasche von ihrer Schulter gleiten und suchte nach den Autoschlüsseln, als sie den Parkplatz betrat. Sie fluchte, weil sie zunächst nicht fündig wurde, doch dann verhakte sich ihr Finger im Schlüsselbund. Bevor sie die Schlüssel herausholen konnte, hörte sie eine vage vertraut klingende Stimme. »Das ist sie.«
Dreams Körper spannte sich an. Sie hatte das hintere Ende des Parkplatzes erreicht. Hier war es dunkler, da der Bereich weiter von der Hauptstraße und den grellen Neonschildern der Kneipen entfernt lag. Sie hörte, wie sich rechts neben ihr etwas bewegte, und drehte erschrocken ihren Kopf in die entsprechende Richtung. Sie schnappte nach Luft. Dort stand, mit einem hässlichen Grinsen, das Mädchen aus der Toilette. Zwei junge Halbstarke begleiteten sie. Dreams Herz pochte wie wild. Sie hatten sich zwischen ihr und dem Accord aufgebaut. Ihr blieb also nur eine Wahl – sich umzudrehen und die verzweifelte Flucht zurück in Richtung Straße anzutreten. Als sie den Plan gerade in die Tat umsetzen wollte, spürte sie, dass sich hinter ihr ebenfalls etwas regte.
Im nächsten Augenblick knallte etwas Hartes, Metallisches gegen ihren Hinterkopf und sie stürzte auf den Asphalt. Einen Moment lang verschwamm alles und ihr wurde schwarz vor Augen. Als sich ihr Blick wieder fokussierte, erkannte sie, dass sich ein weiteres Mädchen – etwas größer und attraktiver als das erste – direkt vor ihr aufgebaut hatte. Aber es standen noch weitere Personen um sie herum, fünf insgesamt. Eine von ihnen hielt ein Montiereisen in der Hand, an dem Dreams Blut klebte.
Das Mädchen, das vor ihr stand, grinste sie an.
Sie spuckte Dream ins Gesicht und der Speichelklumpen traf sie genau zwischen die Augen.
Dream versuchte sich
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