Herrin des Blutes - Thriller
integrieren.
BUMM-BUMM-BUMM!
»Scheiße!« Chad drückte sich an ihr vorbei, und die Wut kochte in ihm hoch, als das Klopfen lauter wurde. »Okay, Zeit, dieses Arschloch loszuwerden.«
»Sei vorsichtig.« Allyson eilte ihm nach, und das Klatschen ihrer nackten Füße auf dem gekachelten Küchenboden verwandelte sich in ein Flüstern, als die Fliesen durch den Wohnzimmerteppich abgelöst wurden. »Um Himmels willen, Chad, du kannst doch nicht einfach so die Tür aufmachen. Das könnte sonst wer sein. Erinnerst du dich? Erst letzte Woche wurde ganz in der Nähe in ein Haus eingebrochen!«
Chads Hand ruhte einen Augenblick lang auf dem Türknauf. Sie hatte recht. Er hatte die Berichte in der Zeitung gelesen. Eine Frau und deren Tochter waren vergewaltigt worden. Den Ehemann der Frau hatten sie so lange gefoltert, bis er ihnen die Kombination für den Safe in seinem Büro verriet. Wenigstens war niemand getötet worden, aber es herrschte Einigkeit darüber, wie viel Glück die Opfer gehabt hatten. Chad hielt das für einen Haufen Blödsinn. Diese bedauernswerten Menschen würden die seelischen Narben jener Nacht bis ans Ende ihrer Tage mit sich herumtragen.
Es war in der Nachbarschaft passiert. Und sie hatten die Täter bisher noch nicht geschnappt. Sie waren immer noch da draußen.
Irgendwo.
BUMM-BUMM.
Und dieser beschissenen Tür fehlte ein Spion. Scheiße . Die Hand noch immer am Türknauf, drehte Chad sich zu Allyson um. »Vielleicht solltest du das Telefon holen und dich schon mal drauf vorbereiten, im Ernstfall schnell den Notruf zu wählen.«
Allyson nickte und rannte aus dem Zimmer. Schon einen Augenblick später kehrte sie zurück und ihre leicht zitternde Hand umklammerte ein schlankes, silbernes Mobiltelefon. Chad schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Tür zu, als das bislang stärkste Hämmern das Holz im Türrahmen erschütterte.
Chad räusperte sich und sagte mit der lauten Stimme eines Schauspielers im Theater: »Du kannst aufhören zu klopfen, Arschloch! Wer bist du und was zur Hölle hast du hier zu suchen?«
Das Klopfen verstummte. Chad hielt den Atem an und spürte, dass Allyson dasselbe tat. Dann hörte er ein sehr schwaches, gedämpftes Seufzen. Ein müdes Geräusch. Ein erschöpftes Geräusch.
Chad runzelte die Stirn. Es hatte etwas Vertrautes an sich.
Irgendetwas …
Chads Hand schloss sich um den Türgriff und er riss die Tür auf. Allyson schnappte überrascht nach Luft, aber Chad hörte sie kaum.
Er starrte fast eine geschlagene Minute lang mit offenem Mund auf die Gestalt, die auf der dunklen Veranda stand, bevor er stammeln konnte: »Oh … Scheiße …« Dann setzte er ein breites Grinsen auf. »Ich kann’s nicht glauben, was ich hier sehe.« Er trat einen Schritt zurück und winkte ins Innere des Hauses. »Komm rein, Mann.«
Die dunkle Gestalt machte einen Schritt vorwärts und trat ins Licht. Der leise Anflug eines gequälten Lächelns umspielte die Mundwinkel des Mannes. Er sah besser aus als beim letzten Mal. Schlanker und weniger mitgenommen. Chad hatte ihn vor Jahren zuletzt gesehen. Er hatte die buschige Mähne seines grau melierten Haars zu einem halblangen Schopf zurechtgestutzt. Für einen Mann Anfang 60 wirkte er geradezu unglaublich attraktiv.
Chad schloss die Tür, als der Mann das Haus betreten hatte. »Mein Gott, Jim, ich kann nicht glauben, wie gut du aussiehst. Damals …«
Der Mann, den Chad einst unter dem Namen Lazarus gekannt hatte, zuckte die Achseln. »Ein reueloser Sünder zu sein ist nachgewiesenermaßen der richtige Weg in ein gesünderes Leben.«
Chads Grinsen wurde noch ein wenig breiter, als er sich umdrehte, um Allyson seinen Freund vorzustellen. »Hey, Liebling, das ist der Mann, von dem ich dir so viel erzählt habe …« Sein Grinsen erstarb, als er ihren mürrischen Gesichtsausdruck bemerkte. »Liebling …?«
»Mir ist egal, wer das ist, verflucht noch mal.« Von wegen mürrisch. Sie kochte vor Wut. »Wir waren gerade mitten in einem sehr schönen, romantischen Abendessen. Ich kann nicht fassen, dass du diesen Typen hereinbittest, ganz egal, wer er ist.«
»Es tut mir leid, Liebling, aber …«
»Wie auch immer.« Allyson rauschte an ihm vorbei und riss die Tür wieder auf. Ihr Gesicht glich einer angespannten Maske kontrollierter Wut, als sie sich zu ihm umdrehte. »Tauscht ihr Jungs mal schön alte Geschichten aus und holt euch gegenseitig einen runter. Ist mir scheißegal. Ich mach ’nen
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