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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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hier. In letzter Zeit ließ man sie meistens allein. Sie hatte Schreck die Freiheit gelassen, das Anwesen so zu führen, wie er es für richtig hielt – unter der Bedingung, dass er und seine Männer Dream und ihren Freundinnen nicht in die Quere kamen. Bislang funktionierte das ganz gut. Sie hatten es recht bequem. Der lange Arm des Gesetzes konnte sie an diesem Ort nicht erreichen. Es gab lediglich einen Nachteil. Einen großen Nachteil. Das Gefühl der Kameradschaft, das sie auf der Fahrt hierher empfunden hatten, schwand immer mehr. Marcy und Ellen hatten ein kleineres Zimmer in einem der unteren Stockwerke der Villa bezogen und verbrachten den Großteil ihrer Zeit dort. Alicia hingegen übernahm eine aktive Rolle im Tagesgeschäft des Hauses. Es bereitete ihr großes Vergnügen, dieselben gnadenlosen Foltern auszuüben, die sie einst selbst hatte erleiden müssen. Dream empfand diese Entwicklung als gleichermaßen ironisch und verstörend.
    Aber damit nicht genug. Das Innere des Hauses war riesig und verfügte über Hunderte von Zimmern. Und in jedem wohnte ein Sadist in Ausbildung, ein Schüler. Sie alle verübten derart widerwärtige Akte seelenloser Grausamkeit, dass sich Dream früher alleine beim Gedanken daran hätte übergeben müssen. Aber der Teil von ihr, dem all das etwas ausmachte, war irgendwann verwelkt und schließlich abgestorben. Sie brachte es nicht einmal mehr fertig, Betroffenheit angesichts der institutionalisierten Brutalität zu heucheln, die sie umgab. So waren die Dinge nun einmal, und in diesem Haus würden sie auch immer so bleiben – anders funktionierte es auch gar nicht, die Schwarze Magie zu wirken, die dieses Reich des Schreckens florieren ließ.
    Sie fand also, dass sie sich hier durchaus wohlfühlen konnte.
    Trotzdem wäre es schön gewesen, sich nicht so einsam zu fühlen.
    Scheiße.
    Es war verrückt, dass sie noch immer von diesen Depressionen heimgesucht wurde. Sie trug so viel Macht in sich. Es gab nichts, was ihr verwehrt blieb. Sie konnte etwas zum Leben erwecken, wenn sie nur konzentriert genug daran dachte. Sie konnte die Temperatur in einem Raum verändern, indem sie ihren Willen fokussierte. Auf dieselbe Weise konnte sie einen Kugelhagel aus der Bahn lenken. Sie vermutete, dass sie sogar ihren eigenen Metabolismus verändern könnte, falls sie es wollte. Die Uhr zurückdrehen, um Falten und altersbedingte Beschwerden auszulöschen. Selbst wenn sich eine Krankheit in ihr festsetzte, spielte das keine Rolle. Ein bloßer Gedanke, und sie wäre überwunden. Sie schien praktisch unsterblich zu sein.
    Aber warum war sie dann dermaßen unglücklich? Sie wusste es selbst nicht. Was sie jedoch wusste, war, dass sie es leid war, ständig darüber nachzugrübeln. Sie streifte durch den offenen Raum in den Bereich, der ihr als Bibliothek und Arbeitszimmer diente. Hier wurden die Wände von hohen Bücherregalen gesäumt. Es gab einen Kamin und jede Menge edles Mobiliar. In der Ecke versteckte sich eine gut sortierte Bar. Dream trat hinter den Tresen und ließ ihren Blick über die verlockenden Flaschen schweifen. Nachdem sie eine Weile überlegt hatte, entschied sie sich für einen Stolichnaya. Der Wodka brannte angenehm auf der Zunge.
    Sofort stellte sich ein tiefes Wohlbefinden ein. Es fühlte sich gut an, mit der Flasche in der Hand hier zu stehen. Sie trat hinter der Bar hervor und inspizierte die Bücherregale. Viele der Bände waren Klassiker, deren Titel sie wiedererkannte. Andere waren ihr hingegen nicht vertraut, zumal sich die eine oder andere fremdsprachige Ausgabe in der Sammlung wiederfand.
    Dann fiel ihr Blick auf ein Buch, das ihre Aufmerksamkeit erregte. DIE SATANISCHE BIBEL stand in goldenen Lettern auf dem Rücken. Sie erinnerte sich an ihren Traum und zog es aus dem Regal, ließ sich auf einem weichen Sessel nieder, stellte die Flasche auf den kleinen Beistelltisch und klappte den Band auf. Ihre Finger strichen über die Seiten, und ihre Lippen bewegten sich leicht, während sie las. Sie runzelte die Stirn. Es handelte sich nicht um den berühmten Wälzer von Anton Szandor LaVey, mit dem sie in ihrer Jugend flüchtig Bekanntschaft geschlossen hatte. Allem Anschein nach hielt sie eine echte Bibel für Satanisten in der Hand, ein echtes dunkles Gegenstück zur christlichen Lehre, aber das war …
    »Es ist genau das, was du denkst, Dream.«
    Dreams Finger erstarrten. Die Einmischung der vertrauten Stimme hatte sie zwar überrascht, aber sie empfand keinerlei

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