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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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spürte, wie ihr Blick ihn förmlich durchbohrte, drehte sich vorsichtig zu ihr um und spannte sich in Erwartung des Schlags an, von dem er annahm, dass er unweigerlich folgen würde.
    Aber sie sah ihn nur mit ihrem sanften, rätselhaften Lächeln an. »Wir sind fast da, du kleiner Scheißer. Wenn du mich töten willst, wartest du am besten ab, bis wir mitten im Kampfgetümmel stecken.«
    Chad grunzte. »Wir wissen beide, dass das nie passieren wird.«
    Ihre dunklen Augen glänzten in der Morgensonne. »Natürlich. Du bist zu schwach, du dreckiger Köter. Und viel zu feige. Eine schniefende kleine Schwuchtel. Völlig wertlos.«
    Auch das war etwas, was ihn rasend machte. Sie hatte ihn seit der Nacht ihres Coups nicht mehr mit Namen angesprochen. Für sie hieß er nur noch Köter, Hundehaufen oder Mistkerl. Ein Paradebeispiel für ihren kranken Humor. Er war in einen Haufen getreten, den einer der Köter hinterlassen hatte, die im Camp Whiskey umherstreunten und Essensreste schnorrten. Bai hatte ihm umgehend den verhassten Spitznamen verpasst. Das Halsband und die Leine entsprachen ihrer Vorstellung, den kleinen Scherz auf die Spitze zu treiben. Es war furchtbar erniedrigend, aber es gab nichts, was er dagegen unternehmen konnte. Er hatte auf die harte Tour gelernt, sich ihr nicht zu widersetzen.
    Aber am Horizont zeichnete sich eine Veränderung ab. Die Schlacht, auf die sie sich vorbereitet hatten, würde bald beginnen, vielleicht schon innerhalb der nächsten Stunde. Bai sprach nicht viel, aber er wusste, dass sie sich ihrem Ziel unaufhaltsam näherten. Er flüchtete sich in die Hoffnung, das Ende seiner Zeit als Sklave von Bai stehe kurz bevor. Entweder würde er während der Schlacht sterben, oder sie würde ihn beseitigen, sobald der Orden Giselle Burkhardt getötet oder verschleppt hatte.
    Nicht ausgeschlossen, dass er sogar den Mut aufbrachte, sie während der Schlacht zu attackieren. Sie würden ihn mit kampftauglichen Waffen ausstatten, bevor sie das abgeschiedene Gutshaus stürmten. Es dürfte ein Leichtes sein, sie gegen seine wahren Unterdrücker zu erheben. Aber Bai und die beiden Ordensmänner bewegten sich mit einer Geschwindigkeit und tödlichen Anmut, die schlichtweg unheimlich und beinahe übernatürlich zu sein schienen. Sollte er tatsächlich den Versuch wagen, eine Waffe auf Bai zu richten, stünde sie innerhalb eines einzigen Herzschlags hinter ihm – lange bevor er überhaupt den Abzug drücken konnte. Sie würde ihr Schwert an seine Kehle drücken und in der Lage sein, ihm den Kopf abzuschlagen, noch bevor er darüber nachdachte, sich umzudrehen.
    Er hatte nicht den Hauch einer Chance gegen sie. Jeder Versuch käme einem Selbstmord gleich. Chad gelangte zu dem Schluss, dass dies der Hauptgrund war, warum sich die überlebenden Soldaten der paramilitärischen Einheit von Jack Paradise ohne Gegenwehr ergeben und die Ordensleute als neue Anführer akzeptiert hatten. Er ging davon aus, dass den Männern darüber hinaus eine erhebliche Belohnung zugesagt worden war, falls sie ihre Mission zu einem erfolgreichen Abschluss brachten. Man durfte die menschliche Gier als Motivationsfaktor niemals unterschätzen.
    Bais Blick scannte die Straße vor ihnen ab. Der Minivan folgte einem Lkw, der einst zur Auslieferung von Paketen eingesetzt worden war. Er war überlackiert worden, um die alten Logos zu verdecken. Der Laster verschwand kurz hinter einer lang gezogenen Kurve und tauchte wieder auf, als Bai den Minivan um dieselbe Biegung lenkte.
    Bai sah Chad an. »Wir sind fast da, Hundehaufen. Bist du bereit?«
    Chad brummte: »Nein. Nicht wirklich.«
    Bais Lächeln verwandelte sich in ein hämisches Grinsen. »Eine typische amerikanische Schwäche. Kein Wunder, dass euer Land nicht mehr das ist, was es mal war.«
    Chad zog es vor, nicht darauf zu antworten. Sie versuchte, ihn aus der Reserve zu locken. Wenn er den Mund aufmachte und das Falsche sagte, brach sie ihm möglicherweise die Nase oder schlug ihm einen weiteren Zahn aus. Er schaute auf seiner Seite aus dem Fenster, wo die kahlen Bäume an ihm vorbeirauschten. Einige Augenblicke verstrichen, und Bai schien bereit zu sein, die Übung in verbaler Erniedrigung ruhen zu lassen. Chad empfand bittere Dankbarkeit dafür.
    Die Baumreihen dünnten aus und kurz darauf verlangsamte der Minivan die Fahrt. Chad konnte den kurvenreichen Verlauf eines schmalen Feldwegs erkennen, an dessen Ende der dunkle Schemen eines alten Hauses auf einer Anhöhe aufragte. Das

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