Herrin des Blutes - Thriller
Furcht, was durchaus eigenartig war. Immerhin hatte sie dabei geholfen, ihn zu töten. Er stand dicht neben ihr, und trotzdem hatte sie seine Ankunft weder gehört noch gespürt. Sie konnte das leise, mühelose Geräusch seines Atems hören. Er war wieder am Leben. Irgendwie. Oder doch nicht? Vielleicht handelte es sich wie bei Alicia und Ellen um eine Manifestation ihres Unterbewusstseins. Nur dass es sich dabei diesmal um eine Heraufbeschwörung ihres schändlichsten Verlangens handelte, das sie jahrelang so angestrengt zu ignorieren versucht hatte. Sie hatte in letzter Zeit oft an ihn denken müssen, besonders nachts, wenn sie allein in diesem großen Bett lag.
Doch dann gab er sich zu erkennen, und sie merkte, dass er weitaus mehr war als ein Produkt ihres Unterbewusstseins.
Er war es wirklich und leibhaftig. Der Meister.
Sie klappte das Buch zu. »Wie kann das sein?«
Er lächelte. »Spielt das eine Rolle?«
Nun lächelte auch sie. »Nein. Es spielt überhaupt keine Rolle.«
Sie legte die Bibel neben der Wodkaflasche auf den Tisch, erhob sich, warf sich in seine ausgestreckten Arme und vergrub den Kopf an seiner Schulter. Sie spürte seine ruhige Stärke und genoss die Wärme seiner nackten Haut.
Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Es tut mir leid.«
»Pssst.« Er strich mit einer Hand über ihr Haar, während es sich die andere in der unteren Rückenpartie bequem machte. »Damals war alles anders.«
Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. »Ja. Und ich glaube, dass ich jetzt die Frau bin, die ich damals schon für dich hätte sein müssen. Ich glaube, nun könnte ich deine Königin sein.«
Seine Hand schob sich unter den dünnen Stoff ihrer Neckholder-Bluse und wanderte über ihre zitternde Haut. Sie spürte, wie sie feucht wurde, und stöhnte auf, als sich seine Lippen auf ihre pressten. Ihre Knie wurden weich, als er sie küsste, und sie krallte sich an seiner Schulter fest, um auf den Beinen zu bleiben. Sie küssten sich lange und intensiv. Seine wohlige Wärme breitete sich in ihr aus, während sich ihre Körper gegeneinander drängten. Dann löste er sich von ihren Lippen und strahlte sie an.
»Du bist bereits meine Königin. Ich wusste, dass du eines Tages bereit sein würdest«, verkündete er.
Du hast keine Ahnung, wie bereit ich bin, dachte Dream.
Und vielleicht hatte er ihre Gedanken gelesen, denn im nächsten Moment trug er sie quer durchs Zimmer zu dem großen Bett hinüber.
Ihre Schreie erfüllten den Raum.
Und auf die Schreie folgten Tränen der Freude.
Kapitel 24
Das Halsband war zu eng und scheuerte seine Haut auf. Chad unterdrückte den Drang, einen Finger unter das Leder zu schieben, um den Druck auf seine Kehle ein wenig zu verringern. Erstens würde es ohnehin nicht viel helfen, zweitens hatte er nicht die geringste Lust, erneut die Kraft von Bais Handrücken zu spüren. Sie war ausgesprochen temperamentvoll und ließ nicht das winzigste Aufbegehren durchgehen.
Das körperliche Unwohlsein war jedoch nur ein Teil seines Problems. Viel schlimmer war die Erniedrigung, mit der er sich Tag für Tag abfinden musste. Ein Masochist mit einer Schwäche für Fesselspielchen, Disziplinierungen und heiße kleine Asiatinnen wäre im Paradies gewesen, aber das war überhaupt nicht Chads Ding. In ihm brannte das Verlangen, sich von dieser verabscheuungswürdigen Frau zu befreien. Wieder sein eigener Herr zu sein. Tun und lassen zu können, was er wollte, wann immer er wollte.
Aber er hatte keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen sollte. Bai war zu stark. Zu stark und entschieden zu flink. Sie ahnte jeden seiner Schritte voraus und schien seine Gedanken lesen zu können. Er untersuchte die lange schwarze Leine, die an seinem Halsband befestigt war. Sie war um den Türgriff an der Fahrerseite des Minivans geschlungen. Er stellte sich vor, wie er sie abriss und um Bais Hals schlang. Die Fantasie nahm in seinem Kopf Gestalt an. Das Leder grub sich tiefer und tiefer in ihre schlanke Kehle, während er die Schlinge erbarmungslos festzog. Ihre Augen traten aus den Höhlen, und sie versuchte vergeblich, ihn zu fassen zu bekommen und Luft zu schnappen.
Natürlich würde der Minivan ins Schleudern geraten, von der Straße abkommen und in einen der Bäume hinter dem Graben krachen. Der Aufprall würde ihn in einem Hagelschauer aus Sicherheitsglas durch die Windschutzscheibe schicken. Er würde es womöglich nicht überleben. Aber er fand, dass es den Versuch allemal wert war.
Er
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