Herrin des Blutes - Thriller
sah, wie sie auf ein weiteres potenzielles Opfer gerichtet wurde, drehte sich ihr der Magen um.
Trotz allem fiel es ihr nach wie vor schwer, sich mit den ganzen Morden abzufinden.
Aber es wurde allmählich leichter. Ein bisschen. Und das war vielleicht das Schlimmste.
Sie seufzte. »Du kannst ihn nicht erschießen. Zu viel Lärm.«
Alicia kicherte. »Oh, das dürfte unterhaltsam werden.« Sie hatte es sich an einem kleinen Tisch am anderen Ende des Zimmers bequem gemacht, richtete die Fernbedienung auf den Fernseher, schaltete den Ton aus und drehte sich, um das Bett besser im Auge zu behalten. »Also, wie wird es laufen, Dream? Dringst du in sein verdammtes Hirn ein und lässt den Wichser an einem Blutgerinnsel sterben?«
Die Toilettenspülung war zu hören und Ellen kehrte aus dem Badezimmer zurück. »Nein, das ist langweilig. Bring seinen Kopf zum Explodieren, wie bei dem Typen in Scanners .«
Marcy lachte. »Das wäre der Hammer.«
Ellens Augen waren weit aufgerissen und sie blinzelte heftig. Sie leckte sich immer wieder die Lippen und wischte sich den Mund am Handrücken ab. Rotz tropfte aus ihrer Nase und Dream konnte mehrere weiße Flecken auf ihrer Oberlippe erkennen. Marcy war ähnlich aufgekratzt. Die beiden hatten den Großteil des Abends damit verbracht, das Koks des Gefesselten vom Rücken einer Bibel zu schniefen. Das Zeug war aufgetaucht, als sie seine Sachen durchwühlt hatten: Im Innenfutter seines abgenutzten, verbeulten alten Koffers verbargen sich mehrere Tütchen mit weißem Puder. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem Typen um einen eher unbedeutenden Mittelsmann der Drogenszene. Eine Information, die er erst preisgab, nachdem Marcy ihm einen Schlag mit der Pistole versetzt hatte.
Dream setzte sich auf die Bettkante und sah dem Mann in die Augen. Ein gedämpftes Wimmern drang unter den ausgefransten Rändern des Klebebands hervor. Sie hatte ihm früher am Abend eine Tracht Prügel verpasst, kurz nachdem sie in sein Zimmer eingedrungen waren. Er hatte sein Zimmer aus irgendeinem Grund verlassen wollen. Als sich die Tür öffnete, waren Dream und ihre Kameradinnen aus dem Lieferwagen gestürmt und hatten sich prügelnd Zutritt verschafft. Anfangs hatte er wie wild getobt und geschrien und ihnen unzählige Drohungen und sexistische Beleidigungen an den Kopf geschleudert. Also hatte Dream ihn ein wenig härter angefasst und ihn mit ihrer Stärke überrascht.
Sie erinnerte sich noch daran, wie es sich angefühlt hatte, als sein Nasenbein unter der Kraft ihrer Faust brach. Dabei hatte sie sich sogar noch zurückgehalten. Sonst hätte sie dem Mann glatt den Kopf von der Schulter gehauen, denn so stark war sie inzwischen. Und die Energie schien weiter zuzunehmen, stieg mit jedem Tag sprunghaft an. In ihr brodelte eine Wut, die nicht das Geringste mit dem offensichtlichen Frauenhass des Mannes zu tun hatte. Sie war vielmehr der verlängerte Arm der Dunkelheit, die von ihrer Seele Besitz ergriffen hatte. Eine Erkrankung ihres Geistes, die sie allein durch Gewalttätigkeit zu lindern vermochte.
Dream kniff die Nasenlöcher des Mannes zusammen und beobachtete, wie sich seine Augen ungläubig weiteten. Er wehrte sich, und es gelang ihm tatsächlich, Dreams Finger ein wenig zu bewegen und durch die schmalen Schlitze zu atmen. Dream kletterte aufs Bett und hockte sich mit gespreizten Beinen auf ihn. Marcy stieß ein Jaulen aus und hörte sich dabei an wie eine betrunkene Verbindungsstudentin auf einer Semsterabschlussparty.
Ellen fiel neben dem Bett auf die Knie. »Tu es.« Sie hielt die Hände in einer gebetsähnlichen Geste gefaltet. »Erwürg das Schwein.«
Dream ignorierte sie, und der Mann begann, unter ihr zu buckeln. Ihr Körper schwang unter den verzweifelten Bewegungen seiner Gegenwehr hin und her. Ihr fiel wieder ein, wie sie eines Abends in einer Bar in Florida auf einem mechanischen Bullen geritten war. Es hatte Spaß gemacht. Genau wie das hier – auf eine sehr eigenartige, verdrehte Weise. Tatsächlich besaß das Ganze eindeutig eine sexuelle Komponente. Sie war seit Monaten nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen. Ihr schoss der kranke Impuls durch den Kopf, dem fetten Kerl die Unterhose vom Leib zu reißen und so lange an seinem Schwanz zu saugen, bis er sich versteifte. Sie stellte sich vor, wie sie auf dem Ständer des Mannes ritt, und fühlte die Feuchtigkeit zwischen ihren Schenkeln. Sie könnte ihn töten, während er noch in ihr steckte und ihm mit bloßen
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