Herrin wider Willen
verehrten Gemahlin vom Grafen versprochen habe. Muss mir doch noch einen Pelzmantel verdienen, bevor der Winter kommt.«
Die größte Schwierigkeit blieb, Lenz zu finden, falls er noch lebte. Herausbringen würde man ihn dann schon, glaubte Christopher.
Lenz verlor sein Leben um ein Haar, als er sich von den Reitern ablenken ließ, die auf seine kämpfende Gruppe zugaloppierten. Er erkannte Christopher schon aus weiter Entfernung an seiner Art, zu Pferd zu sitzen.
Für Fassungslosigkeit war keine Zeit. Er hatte es bisher geschafft, drei Pistolen zu erbeuten, und sie eben geladen, mitten im Getümmel sitzend. Eine hatte dem Kerl gehört, dem er am Vortag die Nase gebrochen hatte. Der hatte ihm aus seinem begreiflichen Groll heraus im Vorbeilaufen die Pike in die Seite stoßen wollen. Dafür hatte Lenz ihn erstochen. Eine Weile zuvor hatte er bereits einen Schweden töten müssen. Es war dumm gewesen zu glauben, er könne noch einmal aus einem solchen Hexenkessel entkommen, ohne an dem Gemetzel teilzunehmen.
Er hob eine der Waffen und erschoss einen Mann, der eine Pistole auf ihn anlegte. Der Rückstoß von dem kurzen Schießrohr warf ihn fast um, und der Pulvergestank stach in der Nase. Er sah sich lieber nicht an, wie er den Mann getroffen hatte. Trotzdem nahm er sofort die nächste Pistole in die Hand, stand damit auf, winkte und brüllte, so laut er konnte: »Christopher! Runter!«
Der Narr war dabei, einen der wenigen verbliebenen Kaiserlichen Reiter anzugreifen, obwohl die Kaiserlichen Musketiere noch von der hinteren Linie schossen. Sie waren die Einzigen, die erreichten, was sie sollten: Sie holten die berittenen Schweden von den Rössern. Sein Freund war eines ihrer Ziele.
Aber Christopher hatte ihn gehört, und zu seinem Glück war er an Lenz’ Befehle gewöhnt. Er duckte sich neben den Hals seines Pferdes und entging der Salve. Dann sprang er ab und zwang sein Pferd auf den Boden, das ihm wie üblich gehorchte. Er war der Beste mit Pferden; Stolz wallte in Lenz auf. Sein kleiner Vetter hatte zwar nicht immer unmäßig viel Vernunft, aber zumindest auch keine Spur Feigheit an sich. Jetzt sah Christopher sich wild und gehetzt nach ihm um, kauerte dabei neben seinem Pferd.
Lenz rannte geduckt auf ihn zu, ließ sich zwischendurch fallen, sprang wieder auf und schoss den Kaiserlichen Kürassier vom Pferd, der sich zum Angriff gegen Christopher gewandt hatte, als der scheinbar gestürzt war. Endlich warf Lenz sich neben seinem Freund an den Rücken des liegenden Pferdes und schlug Christopher grinsend auf die Schulter. »Was machst du hier?«
Christopher grinste zurück. »Na, was wohl? Dich suchen. Und ich finde dich am leichtesten, wenn ich mich in Gefahr bringe. Dann zeigst du dich immer. Bist du heil?«
»Jaja. Noch. Bist du allein hier?«
»Zum Glück nicht. Da drüben ist Dierks Onkel Curd. Wenn wir es bis zu ihm und seinen Männern schaffen, haben wir gute Aussichten, aus dieser Bredouille herauszukommen. Bring bloß keine Schweden um, die sind auf unserer Seite.«
»Jesus, Kleiner. Ich bin froh, dich zu sehen.«
Christopher brachte es fertig, selbst in dieser Lage noch zu erröten wie ein Mädchen. Eine Antwort blieb er schuldig, der Geschützdonner hätte sie ohnehin übertönt. Die Salve war das letzte Aufbäumen der Kaiserlichen Seite. Kurze Zeit später wich sie eindeutig zurück, und die Schweden rückten vor.
Zu Lenz’ und Christophers Unglück bedeutete das, dass sie mit einem Pferd einer mordlustigen Heerschar im Weg lagen, die nicht wusste, auf wessen Seite sie beide standen. Neu in Reihen formiert, kamen die Soldaten mit erbarmungslosen Mienen auf sie zu und stachen am Boden nach den Gegnern, die sich noch regten.
Lenz stieß Christopher an. »Es ist Zeit. Auf zu Onkel Curd.«
Adas Versuch zu verhandeln scheiterte mit dem ersten Satz ihrer Begrüßung.
»Ich verhandle nicht mit einem Weib«, sagte Graf Ferdinand. Er war jünger als sein Bruder Ludwig, wirkte aber auf greisenhafte Weise brüchig, hatte weiße Haare und einen langen Spitzbart.
»Sei vernünftig und öffne das Tor, Konrade«, sagte Matthias Märtens, tonlos wie stets.
Wenigstens einen Versuch musste Ada machen, wenngleich sie schon ahnte, dass es nicht weiterführte. »Wenn meinem Gatten oder mir etwas zustößt, dann wird unser Advokat in Lüneburg Eure Schuldscheine zu Eurem Schaden einsetzen. Euer gesamter Besitz ist verpfändet, mein Herr.«
»Mein misstrauischer Bruder hatte die Papiere nirgends
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