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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Stechinelli und ihr Vater würden sie zwingen, Matthias Märtens zu heiraten, sobald die kürzestmögliche Trauerzeit vorüber wäre. Bei dem Gedanken schnürte sich Adas Kehle zu, die Tränen wollten ihr kommen. Verzweifelt beugte sie sich vor und strich ihrem Gatten mit dem Handrücken über die Wange. »Lenz – bleibt am Leben.«
    Er antwortete nicht, doch als Ada sich aufrichtete, bemerkte sie, dass Christopher Carton seinen Blick erstaunt auf ihr ruhen ließ. Er errötete und räusperte sich. »Lenz ist zählebig. Ich setze meine Hoffnung darauf.«
    Ada nickte. »Wie geht es Euch?«
    Er lächelte gequält. » Miserable. Aber Fieber habe ich wohl nicht, was denkt Ihr?«
    Ada hob die Hand zu ihm, und er beugte sich vor, stöhnte jedoch und zuckte zurück, als sich bei der Bewegung seine Verletzung erneut bemerkbar machte.
    »Konrade!« Wieder hatte ihr Verhalten Stechinelli einen Grund zur Empörung gegeben.
    Ada ließ die Hand sinken. »Jedenfalls wären Ruhe und Pflege auch für Euch zuträglicher. Wenn wir in Lüneburg bei meinem Vater sind, lassen wir gleich den Bader holen.«
    »Du bist nicht gescheit«, platzte Stechinelli heraus. »Die Herren werden mit einem Gasthaus fürlieb nehmen müssen. Es wäre anmaßend von uns, deinen Vater so zu überfallen.«
    Seine Fingerknöchel waren weiß, so lange hielt er bereits krampfhaft seine Bibel fest. Ada war sicher, dass es nur der Respekt vor Cartons Degen war, der ihren Paten davon abhielt, in wüste Beschimpfungen gegen sie alle auszubrechen. Diese Angelegenheit war ganz und gar nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen. »Die Leute würden böse reden, wenn ich nicht bei meinem Gatten bliebe, um ihm beizustehen, und ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.«
    »Dann wirst du mit ihm im Gasthaus bleiben müssen. Ist zu hoffen, dass du das am Ende bezahlen kannst.«
    Carton räusperte sich. »Gebt mir einmal die Heiratspapiere, die mein Freund Euch anvertraut hat. Ich werde Euch etwas Nützliches zeigen.« Zu auffällig, als dass es unbewusst hätte wirken können, griff er mit der gesunden Hand seinen goldfarbenen Degengriff fester. Daher zögerte Stechinelli nur kurz, bevor er das über Kreuz verschnürte Papierbündel aus der Weste zog und ihm aushändigte. Carton versuchte, das Päckchen auf dem Knie zu balancieren und den Knoten einhändig zu lösen. Der Wagen holperte, das Päckchen entglitt ihm und landete auf von der Wenthes Gesicht. Flink nahm Ada es an sich.
    »Gottverflucht«, murmelte ihr Gatte, deutlich genug.
    Stechinelli schnappte nach Luft und unternahm eine vergebliche Anstrengung, seine Füße unter dem gotteslästernden Verletzten hervorzuziehen, um ihn nicht mehr berühren zu müssen.
    Ada fühlte sich erröten, machte sich aber unbeirrt an dem Päckchen zu schaffen. In geöffnetem Zustand reichte sie es Carton zurück. Der schlug die Papiere auseinander, nahm etwas aus deren Mitte und suchte Adas Blick. Eindringlich sah er sie an und machte mit der Hand eine Geste, als wolle er sich den kleinen Gegenstand in den Halsausschnitt stecken. Mit einem Seitenblick auf ihren Paten streckte er den Arm aus und drückte ihr das Ding in die Hand. Es war der Truhenschlüssel. Ada schob ihn so schnell unter ihrem Kragen in ihr Kleid, dass Stechinelli keine Zeit blieb einzugreifen. Carton gab ihm zudem keine Gelegenheit nachzuforschen, sondern nahm ein gefaltetes Blatt aus dem Bündel. »Das hätte an meinen Vater gehen sollen, wenn ich auf dem Schlachtfeld geblieben wäre. Da ist aufgeführt, was meiner Familie an Bezahlung für die Schiffsladung aussteht, die wir nach Lübeck gebracht haben. Ich kann ohne Schwierigkeiten per Wechsel für die Zeche aufkommen.« Er gab Ada das lose Blatt, die mit zusammengekniffenen Augen die Schrift musterte.
    Ihr Pate riss ihr das Blatt aus der Hand. »Im Lesen war sie schon immer schwach. Sie hat nicht viel Verstand.«
    Ada starrte auf ihre leeren Hände hinunter. Noch dunkler rot konnte sie nicht werden, aber ihr Gesicht brannte, und Tränen drängten in ihre Augen. Sie merkte, wie die Jahre in Celle sie weich gemacht hatten. So viel Verachtung war sie nicht mehr gewöhnt.
    »Frau von der Wenthe …« Cartons betont freundlicher und respektvoller Ton ließ sie aufblicken, und ihr wurde wärmer, als sie seine hellen Augen sah. Bei allen Zeichen von Entkräftung war er doch ganz auf ihrer Seite und wandte sich geradezu liebevoll an sie.
    »Herr Carton?«
    »Christopher«, stellte er richtig. »Ihr seid wie

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