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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Tränke am Sande durchdrängen wollten; geschlossene Wagen, aus denen ungeduldige Stimmen schimpften; Frauen mit Körben auf dem Kopf; streunende Kinder; dazwischen Hunde, Katzen und Tauben. Ein Bauer und seine Söhne versuchten, mit vier kleinen braunen Rindern vom Fleck zu kommen.
    »Wäre leichter, erst nach Haus zu fahren«, rief Eilert nach hinten.
    Mit einem Ruck wurde die Tür der Kutsche aufgerissen, und Stechinelli schaute zu Ada herein, erhitzt von einem strammen Fußmarsch und außer sich vor Wut. »Ein Gasthaus für die Herren und dich zu finden, ist das Letzte, was ich für dich tun werde. Wenn ich deinem Vater von deinem Benehmen berichte, wird er hoffentlich den Riemen bei dir anlegen und dich zum Gehorsam zwingen. Nichts als Schande haben seine Kinder ihm gebracht. Mit meinem Neffen allein stünde er besser da.«
    »Ich habe meinem Vater bis heute keine Schande gebracht als die, die Ihr dazu macht«, sagte Ada leise. Den mutigen Worten zum Trotz waren ihre Hände schweißnass.
    Carton holte tief Luft. »Frau von der Wenthe hat ihrem Mann bis hierher das Leben bewahrt. Ihr habt dagegengewirkt und tut es noch. Stirbt mein Freund, lässt sich viel eher an Eurem Ruf kratzen. Wahrhaftig solltet Ihr jetzt besser gehen und uns eine Unterkunft suchen.«
    Stechinelli schlug darauf wortlos die Tür so heftig zu, dass die Kutsche wackelte. Ada kamen die Tränen, nur das Schluchzen konnte sie unterdrücken. Es machte sie schwächer, wenn jemand ihre Partei ergriff, als wenn niemand es tat.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Carton betroffen.
    »Ich bin nur … Gleich geht es wieder.« Ada winkte ab und trocknete sich das Gesicht mit einem Rockzipfel.
    An ihrem Fenster tauchte nun Eilerts Gesicht auf. »Bitte um Vergebung. Wenn Ihr meine Meinung anhören mögt: Ihr werdet in Lüneburg heute kein Mietbett finden, wo sich ein Kranker pflegen lässt. Es ist ja hier das reine Heringsfass. Besser, wir fahren in die Grapengießerstraße und lassen uns zum Wenigsten mal Wasser geben. Die Pferde haben’s auch nötig, und hier an der Tränke ist zu viel Andrang.«
    Ada schniefte. »Hast recht, Eilert. Fahr zu.«
    Eine Viertelstunde später lenkte Eilert den Wagen in die Durchfahrt ihres Elternhauses und brachte ihn auf dem Innenhof zum Stehen, wo er mit dem schweigsamen fremden Jungen die Pferde ausspannte. Im Haus anmelden musste Eilert die Reisegesellschaft nicht, denn ihre Ankunft war bereits bemerkt worden. Zwei Frauen kamen aus dem Seitenflügel gelaufen, um sie zu begrüßen. Ada kannte sie beide nicht. Die jüngere lief zu Eilert und fiel ihm in die Arme, obwohl er zwei halb abgezäumte Pferde an der Hand hatte und nicht weniger verschwitzt und staubig war als die. Auch die ältere blieb kurz bei Eilert stehen und wechselte ein paar Worte mit ihm, während Ada ausstieg. »Wo ist denn der Alte?«, hörte sie Eilert mit gedämpfter Stimme die Frauen fragen.
    »Nicht daheim«, sagte die jüngere fröhlich, und Ada fiel ein Stein vom Herzen.
    Eilert entließ die Frau aus seiner Umarmung und schob sie sanft in Richtung Haus. »Lenchen, hol mal fix Knütter, wenn er hier ist. Die Herrschaften brauchen Hilfe. Geh mal hin, Ursula.«
    Ursula kam Ada entgegen und knickste, dann wurde sie bleich und drückte die Hände aufs Herz. »Oh Gotte.«
    Ada drehte sich um und verstand. Carton war ausgestiegen, und mit dem vielen trockenen Blut an sich sah er bei Tageslicht furchtbar aus. Sie begriff, dass weder sie noch die Männer weiterkonnten, väterliches Wüten hin oder her. »Wir brauchen zwei Betten, Wasser, Tücher, Essen, den Bader. Und einen, der tragen helfen kann.« Sie wies ins Innere der Kutsche.
    Ursula spähte zwischen ihr und Carton hindurch. »Oh Gotte«, wiederholte sie, nickte dann aber wild. »Knütter kommt gleich. Ich mach ein Bett. Wo soll ich’s richten? Küche?«
    Die Küche war zu öffentlich, um als Festung dienen zu können, dachte Ada bitter. »Was ist mit der zweiten Kammer oben?«
    »Sollte nach der Hochzeit Eure und Märtens’ Kammer werden. Aber nu is ja allens anders«, sagte Eilert, der ohne Pferde herangekommen war. Der Junge stand bei dem breiten Holztrog vor dem Stall und tränkte alle drei Tiere allein.
    »Dann mach da die Betten«, sagte Ada. »Und Eilert, sieh zu, dass ihr beide, Dierk und du, den Bauch vollhabt, bevor mein Vater wiederkommt. Er braucht den Jungen nicht gleich zu sehen.«
    »Passen wir schon auf«, beruhigte Eilert sie.
     
    Etwas später stand Ada in der oberen Kammer des

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