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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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darauf beschränkte, die Wunden zu nähen und erst dann die umgebende Haut mit einem nassen Tuch zu reinigen. Die Verkrustungen an den Verletzungen entfernte er gar nicht. Für die Männer schien die Prozedur schlimm genug zu sein, sie bissen auf ihre Knebelhölzer und stöhnten.
    Der Bader bemerkte Adas Verwunderung. Als er fertig war, sah er sie verachtungsvoll an. »Wenn es Euch so nicht passt, holt doch den neuen Wundarzt. Die meisten Leute waren froh, wenn ich ihren Betttüchern die Blutsudelei so weit als möglich erspart habe. Fängt es an zu eitern, kann ich immer noch kommen und das Fleisch ausschneiden. Macht es, wie Ihr meint, aber für mich sind es jetzt drei neue Taler.«
    Ada bekam feuchte Handflächen. »Sogleich?« Der Bader nickte mit finsterer Miene, sie nickte betreten zurück. »Wartet einen Moment vor der Tür.«
    Der Mann tat wie geheißen, Ada wandte sich hilfesuchend Carton zu, obwohl er ihres Wissens nichts Bares mehr bei sich hatte. Er reagierte, bevor sie fragen konnte, und zeigte auf die Truhe. Ada war mit zwei Schritten dort und fischte im Oberteil ihres Kleides nach dem Schlüssel.
    In der Kiste lagen zuoberst, auf einem grünen Stück Samt, das den restlichen Inhalt bedeckte, ein Bündel Kleidung und ein Lederbeutel mit Münzen. Drei Taler waren fast die Hälfte des Inhalts, das sah sie ohne Zählen und Rechnen, als sie die Summe für den Bader herausnahm. Sorgsam verstaute sie den Beutel wieder in der Truhe und deren Schlüssel in ihrem Kleid.
     
    Von der Galerie aus sah sie zu, wie der Bader unten über die Diele ging, nachdem sie ihn bezahlt hatte. Er hatte den Ausgang noch nicht erreicht, als die Haustür von außen geöffnet wurde. Mit einem Ruck flog die schwere Tür auf, gerade eben so, dass sie nicht an die Wand schlug und ihre Zierleisten einen Schaden davontrugen. Ada fühlte sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Das breite Gesicht ihres Vaters wurde nicht besonders rot, wenn er wütend war, vielmehr erstarrten seine Züge in eisiger Abscheu. »Raus aus meinem Haus«, fuhr er den Bader an. Weil er dann sofort suchend zu ihr nach oben sah, vermutete Ada, dass er Stechinelli begegnet war. Ohne den Blick von ihr zu wenden, ging er zur Mitte der Diele, Matthias Märtens einen Schritt hinter ihm. Von dort aus musterten beide sie schweigend, ihr Vater mit einer Kälte, die das Übliche übertraf. Märtens’ Ausdruck konnte sie nicht deuten. Sein Unterkiefer stand vor, was seinem langen, hageren Gesicht stets einen grimmigen und missbilligenden Ausdruck gab. Er sollte sich zumindest einen Bart wachsen lassen, dachte Ada.
    Ihr wurde bewusst, in welch üblem Zustand ihr eigenes Äußeres war. Sie trug noch das durch Reiseschmutz und Blut verdorbene grüne Kleid und hatte den Kragen nicht wieder angelegt. Unter ihrer Haube, die ebenfalls nicht mehr die reinste sein konnte, hatte sich ihr Haarknoten weitgehend aufgelöst. Unwillkürlich verschlangen sich ihre Hände vor ihrem Bauch, und obwohl sie räumlich hoch über ihrem Vater stand, fühlte sie sich klein.
    »Komm runter in die Dornse«, befahl er, drehte sich um und ging selbst in seine Kammer.
    Matthias Märtens blieb noch auf der Diele stehen, sah aber nicht mehr sie an, sondern nur das Dielenfenster der Dornse. Er drehte seinen steifen grauen Rundhut in den Händen und sprach zur Wand, eintönig, ohne Höhen und Tiefen. »Ihr habt Euren Herrn Paten sehr verärgert. Ich hoffe, dass Ihr nun Vernunft annehmt und Euch allem fügt, was Eure Vormünder zu Eurem Besten bestimmen. Vielleicht lässt sich der Schaden noch beheben.«
    Ada sparte sich eine Erwiderung und ging in die Kammer zurück, die sie mit den beiden Männern teilte. Sie wollte zumindest nicht schäbig gekleidet vor ihren Vater treten, um sich nicht noch unterlegener zu fühlen.
    Mit dem lederbespannten Kaminschirm zwischen sich und den Männern zog sie sich ein frisches Oberkleid an, prüfte den Sitz des Hüftkissens, band ihren Kragen wieder um und richtete Haare und Haube.
    »Soll ich Euch begleiten?«, fragte Carton.
    Ada musste nicht in sein bleiches Gesicht sehen, um zu wissen, welche Anstrengung das für ihn bedeutet hätte. So sehr sie sich Begleitung wünschte, wusste sie zudem, dass es nur ein Aufschub gewesen wäre, wenn sie nicht allein ging. Außerdem war sie allein härter. »Nein. Er kann mir nicht viel anhaben. Er ist nicht mehr mein Vormund.« Zu ihrem Bedauern klang sie nicht überzeugend.
    »Ich gebe Euch den Rat, keine Papiere aus der Hand zu

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