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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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geben.«
    Sie nickte. »Es liegt alles sicher in der Truhe.« Mit einer energischen Bewegung ihrer Schultern rückte sie das Kleid zurecht, dann zog sie aufrecht in ein neues Gefecht mit ihrem Vater. Bisher hatte sie alle verloren, doch diesmal hatte sie den festen Vorsatz, nicht nachzugeben.
     
    Die Dornse, mit ihren Wänden und ihrem Boden aus Eichenholz und den Fensterscheiben aus kleinen Glasstücken, lag immer im Halbdunkel, es sei denn, es kam Besuch ins Haus. Dann wurden Lichter angezündet, Wachs bei hohen, Talg bei weniger hohen Gästen.
    Seit Adas Kindheit hatte der Raum sich nicht verändert. Sie erinnerte sich vage daran, dass zu Lebzeiten ihrer Mutter gelegentlich Blumen in einem Tonkrug auf dem schweren Tisch gestanden hatten. Die Blumenbeete gab es noch immer. Vor dem Haus waren sie sogar gepflegt, was Ada nicht wunderte. Ihr Vater hatte schon immer gern nachgeahmt, was die großen Patrizierhäuser taten. Und die großen Häuser hatten lange Zeit um die schönsten Gärten und kostbarsten Pflanzen gewetteifert. Ganz Holland war dadurch reich geworden.
    Auch bei den Fenstern hatte der Vater seinen Vorbildern nachgeeifert. Drei waren es: im linken, farbig in Blei gefasst, das Wappen der Lobeke, im rechten das mütterliche Wappen der Rademacher. In der Mitte der heilige Nikolaus, Schutzpatron der Kaufleute.
    Schön bunt war das alles, aber heller wurde es davon nicht in der Stube, und allzu ehrfurchteinflößend war es für den wissenden Gast ebenfalls nicht, denn zumindest das Wappen der Rademacher war vom Vater erfunden worden. Ada wusste das von ihrem Bruder Ulrich. Der Vater hätte es ihr nicht erzählt.
    Er kam aus seiner Kammer und zur Dornsentür herein. Ada horchte, ohne sich zu ihm umzudrehen, obwohl die Härchen in ihrem Nacken sich aufrichteten und sie sich auf einmal kraftlos fühlte. Mit zusammengebissenen Zähnen wandte sie sich ihm zu und nickte grüßend. »Vater.«
    Er ging an ihr vorbei und setzte sich mit dem Rücken zu den Fenstern an den großen Tisch. »Ja. Das bin ich. Und du tätest gut daran, es im Gedächtnis zu behalten. Ich hatte dein Wohl im Sinn, als ich nach dir geschickt habe, und du dankst es mir mit dem schlimmsten und dümmsten Ungehorsam, bevor du überhaupt hier ankommst.«
    Er hatte sich nicht sehr verändert, aber doch ein wenig. Haare hatte er schon damals kaum noch gehabt, und er versteckte sein Haupt daher meist unter einer Kappe. Die Müdigkeit um die Augen und die Falten waren neu. Auch hätte er ihr in früheren Tagen sofort eine Ohrfeige versetzt.
    Ihm zu erwidern, dass sie nicht ungehorsam hatte sein wollen, wäre diesmal eine Lüge gewesen. Sie atmete durch. »Stechinelli hielt die Eheschließung mit Herrn von der Wenthe für vorteilhaft.«
    Gotthard Lobekes flache Hand knallte auf die Tischplatte. Aha, da war er, der bekannte Vater. Es kostete Ada Mühe, nicht zurückzuweichen. Er ballte seine Hand zur Faust und schüttelte sie drohend. »Stechinelli hielt es nicht für vorteilhaft, dass du diesen Herrn Marodeur halb tot aufklaubst und hier anschleppst. Stechinelli versicherte mir glaubhaft, du hättest mit deinem Verhalten seinen Rat und unseres Herrgotts Weisheit verspottet und meine Beschlüsse zunichtegemacht. Einen Vorteil hätte es für alle geben können, wenn du nicht so ein unverständiges Geschöpf wärest.«
    Tausend Widerworte schossen Ada durch den Sinn, aber sie schwieg. Mit ihm zu streiten war überflüssig. Nichts, was sie sagte, würde seine Ansichten beeinflussen. Sie sah ihn weiter mit höflich unterwürfiger Aufmerksamkeit an und ließ ihn fortfahren.
    »Ich erwarte, dass du dich nun in keiner Weise widersetzt, wenn ich die Sache bereinige. Du wirst deine Habe sogleich aus der Kammer dieser Männer entfernen und sie danach nicht mehr betreten. Ich stelle eine Magd zur Pflege an. Des Weiteren wirst du schweigen und nicht einen Laut über eine etwaige Eheschließung verbreiten. Ohnehin glaube ich keinen Augenblick, dass diese Verbindung rechtskräftig ist. Weiß der Teufel, welchen Vorteil sich der Kerl davon versprochen hat, dich dumme Gans zu überrumpeln. Am Ende wollte er an mein Vermögen, aber das wird ihm sauer werden. Wo sind die Papiere?«
    Ada bewegte sich rückwärts und öffnete die Tür. »Oben.«
    »Hol sie.«
    Nebenan stand die Küchentür halb offen, und Ada entdeckte die neugierige Nasenspitze von Eilerts Lenchen. Umso besser, dann würde sich schnell herumsprechen, was sie zu sagen hatte. »Vater, es tut mir leid. Ich

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