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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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Bridge-Spielern standen mitten im Zimmer, und vor dem Kaminfeuer saßen mehrere Memsahibs und strickten und klatschten leise. Die Herren lasen meistens den Statesman oder die Civil and Military Gazette.
    »Ich finde, hier können wir über ein so heikles Thema nicht sprechen«, antwortete Angela.
    »Oh, könnten wir dann in dein Zimmer gehen?« bat Maisie verzweifelt. »Ich glaube, wenn ich dich nicht um Rat fragen kann, bekomme ich einen Nervenzusammenbruch!«
    »Nächste Woche werden wir ein kleines Wohnzimmer haben, wenn John Tucker heraufkommt«, entgegnete Angela.
    »Oh, ich kann aber nicht bis nächste Woche warten, um mit dir über Gerry zu sprechen. Er trifft ja schon vor John Tucker ein! Bitte, laß uns in dein Zimmer oder in meins gehen!«
    Endlich ließ sich Angela erweichen, und sie gingen in ihr Zimmer im obersten Stock hinauf, wo ein Kaminfeuer brannte. Als sie sich vor dem Kamin niederließen, erhob sich über ihren Köpfen ein Lärm wie Theaterdonner.
    »Was ist denn das?« fragte Maisie entsetzt.
    »Die Affen jagen auf dem Dach«, lachte Angela. »Wahrscheinlich streiten sie sich aus Eifersucht! Affen haben auch ihren Liebeskummer!«
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn Gerry am Dienstag herkommt!« rief Maisie. »Seit drei Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen. Wer hätte das gedacht, daß er nach Pippla kommt?«
    »Mein liebes Kind, er wird viel verlegener sein als du! Das steht ganz fest. Es ist viel schlimmer für einen Mann, der ein Mädchen hat sitzenlassen, wenn er ihr nach drei Jahren wieder begegnet, als für das Mädchen, das er so behandelt hat - wenn du verstehst, was ich meine, wie unser lieber Ben Nevis immer sagt.«
    »Ja, aber wenn er nun denkt, er habe mich schlecht behandelt, und mich jetzt heiraten will?« - »Wunschträume, mein liebes Kind, nichts weiter als Wunschträume!«
    Maisie schüttelte traurig den Kopf.
    »Du bist furchtbar zynisch, Angela, nicht wahr?«
    »O nein, nicht zynisch, sondern bloß praktisch. Am frühen Morgen muß man die Träume abschütteln.«
    »Ja, aber ich habe ihm so viel gegeben«, erwiderte Maisie mit zitternder Stimme.
    »Ich weiß, ich weiß. Ein bißchen zuviel Kognak oder was es war, und auch sonst noch...«
    »Angela, weißt du, manchmal kommst du mir richtig herzlos vor!«
    Angela schnippte die Asche von ihrer Zigarette ins Feuer.
    »ja, Maisie«, gab sie seufzend zu, »ich denk’s auch manchmal von mir!«
    »Ob er sich wohl verändert hat?« überlegte Maisie.
    »Zu den tragischen Seiten des Lebens — nein, das Wort ist zu gewichtig -, zu der Ironie des Lebens gehört es, daß die Männer sich äußerlich weniger als die Frauen verändern, und dafür innerlich um so mehr, während es bei den Frauen gerade umgekehrt ist!«
    »Meinst du damit, er wird finden, ich sei gealtert?« fragte Maisie ängstlich.
    »Wenn man in Indien von einem Mann im Stich gelassen wir und sich drei Jahre hinterher noch darum grämt, dann zeigt sich das unweigerlich!«
    »Und dann wird er sich natürlich sagen, wie richtig es von ihr war, die Verlobung aufzuheben«, seufzte Maisie tief bekümmert.
    »Ganz so einfach wird es wohl nicht sein. Es hängt noch davon ab, was in Tussore vor sich geht«, meinte Angela.
    »Aber was sollte sich denn da ereignen, das Gerry betreffen könnte?«
    »Eine ganze Menge!«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Wenn der Maharadscha mich zum Beispiel fragen würde, ob ich ihn heiraten will«, sagte Angela sehr langsam.
    »Angela! Du redest doch nicht im Ernst?«
    »Vollkommen im Ernst! Du hast doch gehört, wie ich mich weigerte, in Tussore zu wohnen?«
    »Ja - das war wegen John Tucker, nicht?«
    »Das war die Ausrede, die ich benutzte, aber Tussore wußte ganz genau, welches der eigentliche Grund war!« sagte Angela.
    »Welches war denn der eigentliche Grund?« fragte Maisie.
    »Daß ich nicht im Sinne habe, seine Geliebte zu werden. Jetzt kann er also darüber nachdenken und sich entscheiden, wie sehr er mich begehrt. Natürlich könnte er sich dahin entscheiden, daß er mich nicht so sehr begehrt, um mich zu seiner Frau zu machen. Das wird sich zeigen.«
    Maisie starrte ihre Freundin erstaunt an.
    »Wenn mir das jemand anders als du gesagt hätte, würde ich gelacht haben«, erklärte sie. »Aber wenn du es sagst, klingt es so, als ob etwas daraus werden könnte.«
    Angela beugte sich vor und stocherte mit einem Schüreisen zwischen den Holzscheiten, bis die Flammen wieder zu lodern begannen.
    »Angenommen, Tussore fragt mich, ob

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