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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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Plattenschränke, einen großen Teppich auf dem Mosaikboden und viele seidene Perser an den weißen Wänden.
    »Wollen Sie auf dem Bechstein spielen?« fragte er.
    »Ich glaube kaum, daß Ihre andern Gäste sich vor dem Essen Musik anhören wollen, Maharadscha Sahib!« erwiderte sie.
    »Aber ich möchte Sie spielen hören!« erklärte Seine Hoheit sehr entschieden.
    »Hoheit meinen, Sie möchten hören, wie ich im kalten Tageslicht spiele«, sagte Angela lächelnd. »Ich werde mich bemühen, Sie ein andermal nicht zu enttäuschen.«
    Der Maharadscha zog flüchtig die Augenbrauen zusammen. Er war es nicht gewöhnt, daß man ihm etwas abschlug. Es war jedoch nur ein vorübergehender Ärger, und er verneigte sich und war einverstanden. Nach dem Mittagessen, als die Gäste in die drei wartenden Wagen steigen sollten, stieß der Hausherr nochmals auf heiter lächelnden Widerstand: Angela wollte nicht zu ihm in den Wagen steigen, sondern war dafür, daß die Damen beisammenblieben. So mußte er sich mit Ben Nevis begnügen, während der Maharadscha von Bangabakka mit Kilwhillie fuhr.
    »Mrs. Winstanley scheint sich sehr nach weiblicher Gesellschaft zu sehnen«, sagte der Maharadscha von Tussore zum Häuptling. »Hoffentlich haben Sie ihr auf dem Weg von Pippla herunter nicht Angst eingejagt, Ben Nevis?«
    »O nein, nein, wir haben ihre zukünftigen Pläne durchgesprochen!« erklärte Ben Nevis. »Wie Sie wohl wissen, wartet sie darauf, daß ihre Scheidungsklage gültig erklärt wird?«
    »Ja, ich hörte so etwas. Sie ist eine sehr anziehende Frau«, sagte der Maharadscha.
    »O ja, äußerst anziehend. Und dabei so natürlich! Das gefällt mir am meisten an ihr! Ich wäre glücklich, wenn sie meine Schwiegertochter würde.«
    »Ihre Schwiegertochter?« wiederholte der Maharadscha verblüfft.
    »Ja, ich meine, falls sie sich entschließt, meinen Sohn Hector zu heiraten. Er steht bei den Clanranalds in Tallulaghabad. Aber mir hat es ganz den Anschein, als ob sie ihm einen Korb geben will. Doch das weiß man ja nie so genau.«
    Der Maharadscha von Tussore schwieg ein paar Minuten. Das war also die Erklärung für das Interesse seines Gastes an der schönen Mrs. Winstanley! Bangabakka hatte sich geirrt.
    »Meiner Ansicht nach - soweit sie maßgebend ist - wird Mrs. Winstanley den kleinen Tucker heiraten!« meinte Ben Nevis.
    »Wer ist denn das?« fragte der Maharadscha rasch.
    »Er besitzt eine Brauerei in Tallulaghabad. Ich glaube, Weihnachten kommt er ein paar Tage nach Pippla.«
    »So, so«, murmelte der Maharadscha.
    Ben Nevis, der sehr gut wußte, daß Angela Winstanley Eindruck auf den Maharadscha gemacht hatte, war entschlossen, ihn darüber aufzuklären, daß sie nicht so ohne weiteres zu haben war.
    »Und überdies«, fuhr er fort, »würde es mich gar nicht wundern, wenn sie und ihr früherer Mann sich wieder aussöhnten.«
    »Was?« rief der Maharadscha.
    »Ich traf ihn nämlich auf der Taj Mahal. Ein netter Mensch, aber ganz versessen auf Kakao. Unter uns gesagt, ich glaube nicht, daß er der richtige Mann für Angela war, aber vielleicht findet sie, daß es ihr eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen würde, wenn sie zu ihm zurückkehrte. Er ist ein stiller Mensch, und wenn er sich das ewige Kakaotrinken abgewöhnen könnte, würden sie vielleicht ganz glücklich zusammen weiterleben.«
    Ben Nevis sagte nichts weiter über Angelas Heiratsaussichten: er fand, daß er dem Maharadscha das >still< heimgezahlt hatte, mit dem der Maharadscha ihm, als Angela in Rosemount Klavier spielte, das Wort abgeschnitten hatte.
    Nach einer Fahrt von etwa 20 Meilen hielten die Wagen am Fuße eines kleinen Hügels, und alle gingen noch etwas weiter bergab, um dann am Rande einer kleinen Lichtung in struppigem Unterholz auf einer niedrigen Plattform Stellung zu beziehen.
    »Kein anderes Geräusch als höchstens ein Flüstern!« ermahnte der Maharadscha alle Neulinge.
    »Ich kann nicht flüstern«, krächzte Ben Nevis, »darum sag’ ich lieber überhaupt nichts. Mein Pirschjäger zu Hause besteht immer darauf.«
    »Miss Nutting, bitte«, flüsterte der Maharadscha von Tussore, »Sie müssen leider Ihren Hut abnehmen. Er leuchtet zu sehr und könnte den Panther, falls er auf uns zuhält, zur Umkehr bewegen.«
    »Lieber Himmel«, flüsterte Miss Nutting ganz aufgeregt, »ich hätte ihn im Wagen lassen sollen. Warum haben Sie es mir nicht vorher gesagt?«
    Alle riefen »still!«, und Miss Nutting wurde so aufgeregt, daß sie rückwärts

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