Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
Stimme und die Axt schnellte vor. Sie fuhr durch Benns Körper hindurch. Immer wenn eine holografische Projektion auf einen realen Körper traf, gab es ein paar verzerrende Effekte, die man möglichst minimieren musste. Davon hing ganz entscheidend ab, wie realistisch die Aktionen des Hologramms empfunden wurden. Das Ziel war die perfekte Illusion für die Mitspieler, die Teil eines Abenteuers sein wollten. Ein Spiel eben, bei dem man für eine gewisse Zeit die eigene Wirklichkeit vergessen und in eine andere eintauchen konnte und in der für starke Helden die Magie eines Zauberspruchs oder der Schlag mit einer Axt ausreichten, um sich von allen Zwängen zu befreien und das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
In Kürze fand ein Holo-Drama-Event statt, zu dem Benn seine Figuren angemeldet hatte. Und daran wollte er unbedingt teilnehmen, obwohl ihm das angesichts der bevorstehenden Flucht absurd erschien.
Bei diesem Holo-Drama-Event hatte er in den letzten Jahren regelmäßig mitgespielt und seine Charaktere waren bei den Beliebtheitsbewertungen von den Mitspielern immer auf die vorderen Plätze gewählt worden. Davon abgesehen hatte er sich bereits zu einem Zeitpunkt angemeldet, als der Fluchtplan kaum mehr als abstraktes Wunschdenken gewesen war.
Wenn er jetzt die Teilnahme am Event absagte, konnte es sein, das dies wiederum das Misstrauen der Bundesnetzkontrolle auf sich zog. Auf jeden Fall hätte er sich verdächtig gemacht.
So tun, als wäre alles so wie immer, das war jetzt die Devise. Um keinen Preis auffallen.
„Nie wieder Knechtschaft!“, sagte Koraxxon.
„Ja, ja, du hast leicht reden!“, murmelte Benn und justierte noch ein paar Einstellungen. Die Farbgebung des Hologramms veränderte sich leicht. Im nächsten Moment begann die Gestalt des Dreiarmigen zu verschwimmen. Sie verschwand für einen Sekundenbruchteil in einem Strudel von farbigen Holo-Pixeln und entstand im nächsten Moment wieder neu – allerdings diesmal in der gespielten Fassung. Der starke Axtarm befand sich jetzt links, während die schwächeren Arme für Schild und Schwert nun auf der rechten Seite aus dem Körper des Dreiarmigen hervorwuchsen.
Auch diese Version von Koraxxon bearbeitete Benn noch kurz.
Welchen von beiden soll ich am Event teilnehmen lassen?, ging es ihm dabei durch den Kopf. Er konnte sich nicht entscheiden und überlegte, sie einfach beide einzusetzen.
Wenn sie aufeinander trafen, konnte das interessant werden. Oder zum völligen Chaos führen und auf so einem Event unnötige Aufmerksamkeit erzeugen.
Unter normalen Umständen hätte sich Benn ein derartiges Aufsehen durchaus gewünscht. Aber jetzt war die Lage natürlich eine andere.
Axtarm links!, dachte er. Das sah irgendwie besser aus. Eine rein ästhetische Entscheidung.
Über die Netzhautanzeige sorgte er dann dafür, dass sein Implantat einen Impuls an das Hologramm abschickte, woraufhin automatisch eine Verbindung aufgebaut wurde. Man konnte sich jetzt die Geschichte des Charakters in einem Menue anzeigen lassen, wahlweise animiert, als Text oder im Audio-Modus.
Jedem Mitspieler eines Holo-Drama-Events standen diese Daten offen. Die Übertragung musste reibungslos funktionieren. Ein paar Kleinigkeiten stellte Benn noch ein, dann war er fertig.
„Benimm dich, wenn der Event beginnt, Koraxxon!“
„Niemand wird mir vorschreiben, was ich zu tun habe. Ich folge nur noch meiner inneren Stimme!“
„Mit einer Ausnahme. Und die steht vor dir!“
Koraxxon senkte seine Waffen. Die Augen wurden schmal und der Ausdruck von Verwirrung stand im Gesicht des Dreiarmigen. Benn grinste. Das Programm eines Holo-Drama-Charakters in Verwirrung zu stürzen, machte immer wieder aufs Neue Spaß. Aber ehe sich ein handfester interner Programmkonflikt ausbilden konnte, schaltete Benn das Hologramm einfach ab.
Am Abend traf sich Benn mit Nicolas und Sara. Nicolas Eltern bewohnten einen von Grünflächen umgebenen Flachdachbungalow. Die Solarzellen blendeten bei Sonnenschein ein bisschen, wenn man sich mit einem Gleiter näherte.
Als Benn eintraf, war Sara schon dort.
„Wir sind alleine“, sagte Nicolas. „Meine Eltern sind nicht da. Also brauchen wir uns keine Sorgen darüber zu machen, dass jemand dumme Fragen stellt.“
„Was ist eigentlich mit Bahar?“, fragte Sara. „Warum ist sie nicht hier?“
„Sie hat mir eine Nachricht geschickt, dass das nächste Treffen verschoben werden müsste“, meinte Benn.
„Das nächste Treffen wäre erst
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