Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
gibt sich keinen Illusionen hin. Sein Auftrag von Kaiser Claudius lautet ganz klar, dieses geheimnisvolle Land für Rom zu erschließen, seine Bewohner zu römischen Untertanen zu machen und Rom den Zugang zu den Reichtümern Britannienszu verschaffen. Und es wird genauso eine Expedition in unbekanntes Gebiet sein wie es vor 100 Jahren schon einmal der Fall war.
Warum haben die Römer so viel Angst vor den britannischen Kelten, nachdem sie schon vor so langer Zeit die Kelten in Gallien unterworfen und deren Siedlungsgebiete zu römischen Provinzen gemacht hatten? Man könnte fast meinen, sie halten sie für ein völlig anderes Volk. Und das, obwohl Caesar selbst auf verwandtschaftliche Verhältnisse der Stämme dies- und jenseits des Kanals hinweist. Sogar von Kanal übergreifenden Königtümern spricht.
Das Rätsels Lösung ist einfach: Genau das ist der Grund. Die Mehrheit der Römer hält die Britannier tatsächlich für ein anderes Volk. Schon der Kreis derer, die Caesars De bello Gallico gelesen haben, dürfte sich aufgrund geringer Auflagenhöhe auf einige wenige Wohlhabende beschränken. Bleiben als Informationsquelle nur die Händler, die direkten Kontakt mit Geschäftspartnern auf der Insel haben. Ihre entsprechend aufpolierten und ausgeschmückten oder eben auch schlichtweg erfundenen Erzählungen landen bei einer interessierten Zuhörerschaft, die das Gehörte wiederum mit eigenen Ausschmückungen weitergibt.
Das Nichterkennen der Britannier als vom Ursprung her keltische Verwandte der Gallier ist mehr als verzeihlich. Die Worte keltoi oder galli existierten bei den Britanniern nicht. Die Bewohner der Insel verwendeten zur Selbstbezeichnung nur ihre Stammesnamen, die dann von den Römern übernommen wurden. Ein solcher Stammesname wurde von Pytheas aus Massalia in seiner Beschreibung der Seereise, die er 325 bis 323 v. Chr. um die »Säulen des Herkules« (die Felsen von Gibraltar) herum nach Norden entlang der französischen Westküste unternahm, schließlich zur Pauschalbezeichnung. Er glaubte verstanden zu haben, dass sich die Bewohner des Fleckens, an dem er gelandet war, pritani nannten und bezog das auf die Gesamtbevölkerung der großen Insel, deren Küsten er bereiste. Und da er von einer weiteren großen Insel westlich der vor ihm liegenden wusste, schlussfolgerte er (ohne sie selbst gesehen zu haben), dass die Bevölkerungen der beiden Inseln eng miteinander verwandt seien. Was lag für den »griechischen Kolumbus« also näher, als diese Inseln Pretaniké, die »Pretanischen Inseln«, zu nennen …? Der Name überlebte und führte letztlich zu der Verwendung der Begriffe britannia für das Land und britanni für die dort lebenden Menschen. Im Übrigen lag Pytheas von Massalia nicht völlig falsch. In der überlieferten irischen Literatur taucht der Name Preteni sowohl als Bezeichnung für einen Stamm im heutigen Wales als auch für von dort nach Irland eingewanderte Gruppen auf.
Im Bewusstsein der Menschen der Antike waren die Britannier also ein separater Volksstamm. Und nicht nur der Antike. Erst im 17. Jahrhundert, als sich die vergleichende Sprachwissenschaft auf den Weg machte, zu einer echten Disziplin heranzureifen, entdeckte man auf der Grundlage der Analyse von Vokabular und Syntax, dass eine Verwandtschaft zwischen den gallischen und britischen Gemeinschaften bestand. Nicht zuletzt ist ja auch das Wort pritani selbst keltisch und hat als prydain im walisischen Wortschatz überlebt. Allerdings – und hier setzt das Verständnis für die angsterfüllten römischen Legionäre ein – geht man heute eher davon aus, dass sich die Verwandtschaft auf die linguistischen Aspekte beschränkt …
Eingewandert oder eingeboren?
Frage: Wann sind die Kelten nach Britannien und Irland eingewandert?
Antwort: Überhaupt nicht.
Archäologen sagen, dass die Britannier gar keine Kelten sind. Die Linguisten halten aus oben genannten Gründen dagegen.
Unabhängig davon: Warum glaubte man eigentlich so lange Zeit, dass die Kelten nur über Einwanderung nach Albion und Ierne gelangt sein können? Ist es wirklich nur der in wenigen Stunden zuüberquerende Wasserstreifen, der die Meinungen über Jahrzehnte hinweg davon abgehalten hat, Britannien als ganz normalen Bestandteil des westeuropäischen keltischen Siedlungsgebietes zu betrachten?
Der Ärmelkanal stellte schon für die neolithischen Ackerbaugemeinschaften 3500 v. Chr. kein Hindernis dar. Und so legt auch in Britannien die sogenannte
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