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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Glockenbecherkultur – ebenso wie im gesamten nordwestalpinen Europa – den Grundstein für eine leistungsfähige Landwirtschaft, die große Gemeinschaften ernähren kann. Die gesamte Bronzezeit hindurch war vor allem Cornwall wegen seiner Zinnvorkommen das Ziel der Händler und Zwischenhändler aus dem Mittelmeerraum, sodass Handelsbeziehungen mit den klassischen Kulturen nicht ungewöhnlich waren.
    Britanniens Lage hat sicher dazu geführt, dass die eine oder andere Entwicklung die Gemeinschaften mit einiger Verzögerung erreicht hat. Doch es hat der Sache an sich keinen Abbruch getan. Wie auf dem Gebiet des heutigen Frankreich oder in Süddeutschland hat sich auch auf den Britischen Inseln die Gesellschaft auf der Basis einer gemeinsamen Wirtschaftsstruktur und gemeinsamer Wertvorstellungen entwickelt. Eine Verwandtschaft im archäologischen Sinn – im Gegensatz zur offensichtlichen sprachlichen – ist jedoch nicht nachweisbar. Das gemeinsame sprachliche Element ist als Handelssprache nach Britannien gelangt und hat sich – ähnlich wie im nordalpinen Europa – auf den Inseln ab 400 v. Chr. in verschiedenen Dialekten zur Umgangssprache entwickelt und die vorhandenen lokalen Verständigungssysteme abgelöst.
    Gegen die Einwanderungstheorie – also die Vorstellung, dass einwandernde Kelten ihre Sprache nach Britannien mitgenommen hätten – sprechen auch die Ortsnamen im modernen Großbritannien. Es gibt keine Ortsnamen, die älter sind als die, die eindeutig keltischen Ursprungs sind. Eine komplette Tilgung wirklich aller Ortsnamen und Ortsnamenselemente wäre jedoch selbst bei einem massiven militärischen Überrennen mit anschließender Gewaltherrschaft unmöglich.
    Einwanderungen nach Britannien hat es gegeben, doch trafen diese auf eine bereits entwickelte keltische Gesellschaft. In der Region Humberside, in der heutigen Grafschaft Yorkshire, finden wir Spuren, die für den Zuzug einer kleinen Gemeinschaft sprechen. Sie »importierte« im 5. vorchristlichen Jahrhundert starke Elemente der noch jungen La-Tène-Kultur in das bis dahin hallstättisch dominierte Britannien. Im 1. Jahrhundert v. Chr. folgte dann eine weitere Gruppe in genau dieses Gebiet. Ihre Herkunft lässt sich sehr genau definieren. Diese Kelten heißen sowohl in Gallien als auch in Britannien Parisi. Zahlenmäßig eher unbedeutend, strahlte ihr kultureller Einfluss jedoch weit in das umliegende Gebiet aus. Aus Gallien brachten sie eine Erfindung mit, die zum Exportschlager in andere britannische Stammesterritorien wurde und den Römern bis tief in das erste christliche Jahrhundert hinein das Leben schwer machte: den Kampfwagen.
    Eine für Britannien weitaus folgenreichere Entwicklung zeichnete sich bereits im 2. vorchristlichen Jahrhundert ab. Die von den Suebi über den Rhein verdrängten schwächeren germanischen Stämme vermischten sich mit der dort ansässigen keltischen Bevölkerung und bildeten in Nordwestgallien schließlich die Gemeinschaft, die Caesar nach dem Namen eines dieser Stämme pauschal als Belgae bezeichnete. Als durch den Zuzug von Germanen in das Gebiet der Belgier Überbevölkerung drohte, setzten gegen Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts große Stammesteile und sogar ganze Stämme von Nordwestgallien nach Britannien über, um neue Siedlungsgebiete für sich zu erschließen. Die Logistik dafür war vorhanden. Die in der Bretagne lebenden Venetii waren schon lange vor der Ankunft der Römer unter Caesar die Beherrscher der See zwischen Gallien und der britannischen Südostküste gewesen. Zwischen 56 und 52 v. Chr. löste schließlich Caesars Vernichtungsfeldzug gegen die belgischen Stämme eine weitere Auswanderungswelle über den Kanal aus.
    Ein genaues Bild über die Besiedlungssituation des südlichen und mittleren England zu zeichnen, ist ein schwieriges Unterfangen.Was wir wissen, beruht aus vorrömischen Zeiten auf den Berichten von Händlern und Reisenden, die kaum mehr als ein paar Tagesreisen ins Landesinnere vorgedrungen sind und sich ihrerseits weitestgehend auf Erzählungen verlassen mussten. Nach der Besetzung durch die Römer hat die der Region übergestülpte römische Administration dafür gesorgt, dass sich das Bild für den modernen Betrachter verzerrte. Stammesterritorien wurden willkürlich zusammengefasst oder auseinandergerissen; Stammeszentren verlegt. Ab Beginn der Münzprägungen in Britannien im 2. vorchristlichen Jahrhundert ist anhand der Fundorte zumindest tendenziell die

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