Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Verschiebung von Einflusssphären nachvollziehbar. Und nicht zuletzt war wie in Gallien so auch in Britannien das Geflecht von Stammesallianzen und Einflussgebieten kein starres Gebilde, sondern erheblichen Veränderungen unterworfen.
Um 50 v. Chr. herum bietet sich unter Berücksichtigung aller oben genannten Vorbehalte folgendes Bild: Der Südosten der britischen Hauptinsel ist von belgischen (also keltisch-germanischen) Stämmen besiedelt. Deren Gesellschaft steht wie auch in Gallien auf einer etwas niedrigeren Organisationsstufe als die der rein keltischen Gemeinschaften, was sich vor allem in der Abwesenheit zentraler Führungszentren (= Hügelfestungen) äußert. Zu den belgischen Stämmen zählen die tief mit ihrem nordwestgallischen Gegenstück verwurzelten Atrebates in der Ebene um Salisbury, die nördlich der Themsemündung an der Ostküste lebenden Trinovantes und schließlich als deren westliche Nachbarn die mächtigste aller belgischen Gemeinschaften, die von den Römern »Catuvellauni« genannten Cassi.
Eine Ausnahme im Südosten Englands bilden die Cantii (von diesen abgeleitet trägt die Grafschaft noch heute ihren Namen Kent und die wichtigste Stadt den Namen Canterbury – Burg der Cantii). Diese sind eine hoch entwickelte keltische Gemeinschaft, die auch bei den Händlern und Reisenden aus der klassischen Welt als das zivilisierteste Volk der Britischen Insel beschrieben werden. Das verwundert nicht weiter. Liegt ihr Gebiet doch genau gegenüber Gallien, mit der kürzesten Seeverbindung zwischen dem Kontinent und der Insel, sodass es zwangsläufig eines der primären Anlaufziele der Handelsreisenden ist.
Östlich von den Atrebates endet das belgische Siedlungsgebiet. Die dort lebenden Durotriges sind eine eher locker miteinander verbundene Gruppe von diversen Kleinfürsten. Nördlich von Atrebates und Durotriges finden wir die Dobunni, die eigentlich ein keltischer Stamm sind, aber durch freiwillige oder auch erzwungene Abhängigkeit von den Cassi zumindest unter starkem belgischem Einfluss stehen.
In reiner, aus der Bronzezeit fortgeführter keltischer Tradition stehen die Dumnonii in Cornwall, denen die Grafschaft Devon ihren Namen verdankt und die von Diodorus Siculus, einem griechischen Historiker des 1. vorchristlichen Jahrhunderts, als äußerst gastfreundlich beschrieben werden. Die Zinnvorkommen der Region haben sie bereits seit den Anfängen der Bronzezeit an der kontinuierlichen Entwicklung der Mittelmeerzivilisationen teilhaben lassen, ohne dass sie ihre eigene Identität aufgegeben haben. Im Gegenteil, sie waren derart konservativ, dass sie über Jahrhunderte hinweg keine Münzen als Zahlungsmittel akzeptierten, sondern den Naturalhandel vorzogen.
Im Norden ist das belgische Gebiet begrenzt durch die keltischen Iceni im heutigen East Anglia. Das westlich davon liegende Territorium des heutigen Northhumberland wird von einer Stammesföderation bewohnt, die von den Römern (hier speziell Tacitus) unter der Bezeichnung Brigantes zusammengefasst wird. Diese sind in ihrer kulturellen, gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung deutlich hinter den Stämmen des Südens zurückgeblieben. Sie leben fernab der Häfen und Handelsrouten und damit ohne nennenswerte Handelsbeziehungen. Zwar verwenden sie von ihren Nachbarn importierte Werkzeuge und Waffen aus Eisen. Aber von ihrer Entwicklungsstufe her stecken sie am Vorabend der ersten römischen Expeditionen unter Gaius Iulius Caesar im Jahre 55 v. Chr. noch immer in der Bronzezeit.
Die Hauptstämme Britanniens vor der Eroberung durch die Römer im Jahre 43 n. Chr. Die Hauptlieferanten von Informationen über das vor- und frührömische Britannien sind der römische Geschichtsschreiber Tacitus und ein römischer Geograf namens Claudius Ptolemaeus sowie Caesars De bello Gallico . Die hier angegebenen Siedlungsgebiete der Stämme haben sich im Zuge von Allianzen und Machtkämpfen immer wieder verschoben.
Die im heutigen Wales lebenden Gemeinschaften, im Wesentlichen die Silures, die Ordovices, die Demetae und die Deceangli sind eine kleine, stämmige, dunkelhaarige Volksgruppe, die bei allen keltischen Charakteristika eher eine Verwandtschaft mit den Keltiberern vermuten lassen.
Wie auch in Gallien betrachten sich die Stämme in Britannien nicht als zusammengehörig auf der Grundlage eines gemeinsamen keltischen Hintergrundes, trotz der gemeinsamen sprachlichen Basis.
Zu guter Letzt funktioniert auch hier in Britannien das System
Weitere Kostenlose Bücher