Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
wurden Bilder von wilden Tieren, etwa von Wildschweinen und Bären, gefunden. Rein lineare und geometrische Formen finden sich vor allem auf Keramikobjekten wieder. Figürliche Kunstgegenstände sind dagegen meist aus Bronze.
Es ist ein eigenwilliger Stil, und ganz offensichtlich betrachten ihn die Künstler und ihre Auftraggeber, die Fürsten dieser Zeitepoche, als Bestandteil ihrer geistigen Welt und als ein Symbol eigener Identität. Sie verteidigen ihn gegen äußere Einflüsse, halten an den alten Ornamenten und Mustern fest, selbst noch zu einer Zeit, wo diese über den Handel in direkte Konkurrenz zu den überreichen lebendigen und figürlichen Stilrichtungen aus dem Orient und Griechenland geraten.
Genau diese Stiltreue macht die Ausbreitung der westlichen Hallstattkultur für uns nachvollziehbar. Der Begriff »Ausbreitung« ist hier nicht gleichzusetzen mit »Wanderung« oder »Landnahme«. Es sind nicht vorrangig Menschen, die neues Land suchen, sondern Produkte erschließen neue Märkte. Auf der Suche nach neuen Abnehmern wandern die Produkte nicht allein. Mit ihnen reisen neue Wertvorstellungen, Lebensweisen und nicht zuletzt auch handwerkliche Fertigkeiten über das Kernland der Hallstattkultur hinaus. Diese Ausbreitung verläuft schnell und vermutlich fast ohne Widerstände. Das ist deshalb nicht verwunderlich, weil die Hallstattkultur ursprünglich aus der in Mitteleuropa viel weiter verbreiteten Urnenfeldkultur hervorgegangen ist.
Ausgehend von ihrem Ursprungsland im heutigen Süddeutschland und der Schweiz hatte sich die Urnenfeldkultur ab der späten Bronzezeit in zwei Hauptrichtungen ausgebreitet: nach Nordwesten an die nordfranzösische Küste und von dort aus weiter auf die Britischen Inseln, und nach Südwesten, über das Rhônetal nach Südfrankreich und in Richtung der Iberischen Halbinsel. Es war ein langsamer Prozess gewesen, so wie er für eine mehr oder weniger friedlich Land gewinnende Gesellschaft charakteristisch ist. Er ist so langsam, dass die Urnenfeldkultur von der sich viel schneller ausbreitenden Hallstattkultur quasi von hinten aufgerollt wird. Zu Beginn des 7. vorchristlichen Jahrhunderts kommt die Südwestbewegung der Urnenfeldkultur auf dem Gebiet des heutigen Katalonien zum Stillstand. Gerade so, als ob auch diese letzten Ausläufer der »älteren Zeit« die Ankunft der neuen, hallstättischen Lebensqualität abwarten wollten. Der eigentliche Vorstoß in den Süden und Westen der Iberischen Halbinsel – diesmal allerdings nicht als reine Übernahme der Werte, sondern in der Form einer realen Wanderung – erfolgt bereits als (und hier ist der Begriff gerechtfertigt) Hallstatt kelten . Zeichen dieser Wanderung hat man allerdings bis heute nicht gefunden. Es gibt keine Nachweise für kriegerische Auseinandersetzungen mit der iberischen Urbevölkerung, obwohl diese sicher stattgefunden haben. Und doch bietet diese Konstellation die einzige logische Erklärung für das Auftreten definitiv keltischer Ortsnamen auf der Iberischen Halbinsel bis tief hinunter in das Gebiet der heutigen Algarve.
Die vordringenden Hallstattkelten verschmelzen schneller mit der einheimischen Bevölkerung, als es die moderne Archäologie wahrnehmen kann. Bis 550 v. Chr. nehmen die zahlenmäßig unterlegenen Kelten so viele Einflüsse ihrer iberischen Umwelt in sich auf, dass das hallstättische keltische Element fast völlig untergeht. Aber eben nur fast.
Die größten Geschichts- und Geschichtenerzähler sind über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg immer die Gräber der Schönen und Reichen gewesen. Im Bezug auf die Hallstattzeit erzählensie uns von einer blühenden, organisierten und wohlhabenden Gesellschaft, die in einer weitestgehend friedlichen Zeit prosperiert, ihre Einflusssphäre ausdehnt, die Werte und Vorstellungen erschafft, die als erstrebenswert erscheinen und dementsprechend rasche Verbreitung finden.
Doch auch das erzählen die Gräber: Das Bild der Kontinuität täuscht …
Die ersten Zeichen
Es fällt ihr schwer, sich ihre Genugtuung nicht anmerken zu lassen. Sie sieht den Unglauben auf den Gesichtern, sieht, wie sie mit ihrem Stolz und um ihre Fassung kämpfen und ihren Hochmut herunterschlucken. ›Eine Frau!‹, liest sie in den aufgerissenen Augen. ›Wir sollen vor einer Frau in die Knie gehen!‹ Und sie glaubt jedes der entsetzten oder auch abfälligen Worte zu verstehen, die die Gesandten sich zumurmeln.
Sollen sie flüstern? Sollen sie entgeistert
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