Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
finanziert durch die Eltern der Kinder. Eine Anerkennung als öffentliche Schule wurde bislang auf der Grundlage von Artikel 2 der französischen Verfassung verwehrt: »Französisch ist die Sprache der Republik.« Aktuell lernen etwa 2700 Kinder Bretonisch; 8000 bis 9000 Erwachsene sind in Abend- und Wochenendkursen eingeschrieben. Einen Exzess der besonderen Art stellte das Namensgebungsgesetz von 1803 dar, das Eltern zwang, den Namen für ihre Kinder aus einem Kalender über katholische Heilige zu wählen; bretonische Namen waren verboten. Ab 1987 waren bretonische Taufnamen zwar nicht akzeptiert, aber geduldet wenn man einen gnädig gestimmten Standesbeamten vor sich hatte. Erst seit 1993 kann eine bretonische Familie die Namen ihrer Kinder frei wählen.
Doch einige der Probleme sind auch hausgemacht. Die Zersplitterung der Sprache in vier große Dialekte und das auf falschem Stolz aufbauende merkwürdige Verhalten der Verfechter der jeweiligen Mundart tun ihr Übriges. Es kommt nicht selten vor, dass man plötzlich beschließt, den Sprecher einer anderen Variante des Bretonischen nicht zu verstehen, während sich diese Sprachbarriere immer dann, wenn es um Geschäft und Geld geht, auf wundersame Weise verflüchtigt. Nicht zu übersehen ist auch die allgemeingültige und wenig motivierende Meinung der »echten« bretonischen Muttersprachler, dass all diejenigen, die Bretonisch als Zweitsprache erlernen, nie Perfektion darin erlangen werden. Dieses übersiehtden Fakt, dass die sogenannten »echten« Muttersprachler Bretonisch gelernt haben, weil es immer zu Hause gesprochen wurde, dieses mit einem entscheidenden Nachteil: Sie können Bretonisch weder lesen noch schreiben. Tatsächlich beläuft sich die Zahl derjenigen, die Bretonisch lesen können, auf ca.10
000.
Auch die relativ hohe Zahl derjenigen, die Bretonisch als Alltagssprache benutzen (250
000), gibt wenig Anlass zur Freude. Mehr als zwei Drittel davon sind älter als 65 Jahre.
Aber die aufmüpfige Natur der Bretonen findet immer neue Wege. Es finden sich durchaus Persönlichkeiten, die dem Klischee von den rückständigen Bretonen hartnäckigen Widerstand entgegensetzen – und sich dabei modernster Kanäle bedienen. Aktuell feiert das Album »Bretonne« der Bretonin Nolwenn Leroy in Deutschland einen Chart-Erfolg nach dem anderen (deutlich mehr als in Frankreich ... nun, wen überrascht’s ...). In dieser Kompilation zelebriert sie zum Teil sogar trotzig den Stolz auf ihre bretonische Abstammung. In dem Song »Je ne serais jamais ta Parisienne« (»Ich werde nie deine Pariserin sein«) bringt sie ihre Heimatverbundenheit ganz klar zum Ausdruck:
Qui voit Ouessant, voit son sang
Qui voit Molène, oublie sa peine
Qui voit Sein, n’a plus peur du lendemain
Qui voit le Fromveur, entrevoit le bonheur
J’aimerais tant que tu me comprennes
Je ne serai jamais ta Parisienne
J’aimerais tant que tu me comprennes
Qu’ici ma place n’est pas la mienne.
Wer Ouessant (Stadt in der Bretagne – d. Autor) sieht,
sieht sein Blut,
Wer Molène (Stadt in der Bretagne – d. Autor) sieht,
vergisst seine Schmerzen,
Wer Sein (bretonische Insel – d. Autor) sieht,
fürchtet das Morgen nicht mehr,
Wer die Fromveur-Passage (der Übergang von der Insel Ouessant zum Archipel von Molène – d. Autor) sieht,
erhascht einen Blick vom Glück.
Ich wünschte so sehr, dass du mich verstehen würdest,
Ich werde nie deine Parisierin sein,
Ich wünschte so sehr, dass du mich verstehen würdest,
Dieser Ort hier ist nicht der meine.
(Übersetzung: Ralph Hauptmann)
Obwohl mit einer im Vergleich zu Bretonisch relativ geringen absoluten Anzahl von Sprechern gesegnet, stehen die Chancen für Manx, die alte Sprache der Isle of Man, bedeutend besser.
Die letzten beiden »echten« Muttersprachler des Manx, Mrs Sage Kinvig und Mr Edward Maddrell starben 1962 bzw. 1974. Doch anders als beim Kernewek hatte die Wiederbelebung der Sprache bereits mehr als 30 Jahre vorher begonnen, sodass viele Menschen seitdem Manx in seiner alten Form zumindest als Zweitsprache erlernt haben. Auch stimmt die Demografie optimistischer als beim Bretonischen. Zwar sprechen heute nur ungefähr 1700 Menschen Manx (das sind ca. 2,3 Prozent der Gesamtbevölkerung), allerdings ist etwa die Hälfte davon 19 Jahre und jünger. Tendenz steigend, was auch kein Wunder ist. Seit 1992 wird Manx in den Schulen gelehrt, und seit 2001 gibt es manxsprachige Kindergärten und Grundschulen. Anfang
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