Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Jahrhunderts, der die Römer Tausende von Legionäre kostet. Eine persönliche Beziehung zum Feind haben die Truppen nicht, was auch nicht verwundert. Ihr größter Angstfaktor ist oft genug nicht der Gegner im Felde, sondern der hinter ihnen stehende römische Offizier. Dieser ist meist der Einzige, der irgendwelche militärischen Ambitionen hat und der – wenn er sie nicht sogar selbst schreibt – in militärwissenschaftlichen Abhandlungen Strategie und Taktik eines Heeres studiert. Dieses festgeschriebene Regelwerk basiert einzig und allein auf zwei Säulen: den militärischen Fähigkeiten eines Feldherrn und dem bedingungslosen Gehorsam aller anderen, die in der Nahrungskette unterhalb desselben stehen. Persönliches Engagement über einen gegebenen Befehl hinaus ist nicht nur nicht erwünscht, sondern unter Androhung von Strafe verboten.
Bei den Kelten ist Krieg dagegen eine persönliche Angelegenheit. Man zieht in den Kampf, weil man den anderen nicht leiden kann, oder weil man sich selbst etwas Gutes tun möchte, sei es durch Leistungen auf dem Schlachtfeld, die das Ansehen im eigenen Stamm erhöhen, oder durch Kriegsbeute. Wenn beide Aspekte zusammentreffen, dann ist das umso besser.
Auf dieser Grundeinstellung aufbauend ist ein keltisches Heer auch weit von einer pyramidenartigen Hierarchie entfernt. Genau genommen erinnert die Struktur eines keltischen Heerhaufens auch eher an Patchwork. In der Praxis muss man sich das ungefähr so vorstellen: Ein höherer Kriegsherr A möchte aus welchen Gründen auch immer gegen einen anderen (B) in den Kampf ziehen. Begleitet wird er dabei mindestens von den waffenfähigen Männern seiner eigenen Familie sowie denjenigen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihm stehen. Nun kann es passieren, dass ein anderer Kriegsherr (C) entdeckt, dass er eigentlich auch schon immer mal gegen B ziehen wollte, und wird sich dem ersten Herrn (A) anschließen, allerdings nicht unter dessen Kommando, sondern als gleichberechtigter Feldherr. Gleichberechtigt bedeutet jedoch nicht, dass beide Kriegsherren gemeinsam ein zusammengeschlossenes Heer befehligen, sondern jeder bleibt ausschließlich der Herr derjenigen, die er in die Schlacht geführt hat. Und auf die eigene Familien- oder Stammesidentität wird größter Wert gelegt! Selbst im Angesicht des Feindes stellt man sich so auf, dass die Abgrenzung zwischen den Clans und Stämmen sichtbar ist. Um daran auch keinen Zweifel zu lassen, tragen die einzelnen Gruppen Clan- und Stammeszeichen vor sich her, meist Tierfiguren an langen Stangen.
Aus der Sicht des geordneten klassischen Heeres wird das Bild eines nicht beherrschbaren Chaos dadurch abgerundet, dass neben den einzelnen Clans und Stämmen sich auf dem Schlachtfeld auch einzelne Krieger einfinden, die zu keiner der Gruppierungen gehören. Dementsprechend haben sie auch keinen Herrn, auf den sie hören müssen. Meist sind es freie Krieger, die sich einfach die Gelegenheit zum Kämpfen oder die Chance auf Beute nicht entgehen lassen wollen.
Wenn man also die Abwesenheit von (im klassischen Sinn) geordneten Führungsstrukturen als eine Eigenheit der keltischen Kampfweise betrachtet, so sind zumindest noch zwei weitere Elemente erwähnenswert, die als typisch keltisch gelten können.
Das ist zum einen die Reiterei. Die Kelten, vor allem in Gallien und Spanien, sind exzellente Kämpfer zu Pferd. Sie sind so gut, dass sie beginnend im 2. und 1. vorchristlichen Jahrhundert für die berittenen römischen Hilfstruppen angeworben werden und einen Großteil der berittenen römischen Streitmacht in den Provinzen ausmachen. Das eigentlich keltische Element ist jedoch nicht die Fähigkeit zu reiten, sondern die Art und Weise, mit der der berittene keltische Krieger in den Kampf zieht. Er tut das nämlich nicht allein, sondern wird von zwei Bediensteten begleitet, in der Regel von zwei untergebenen abhängigen Kriegern. Dieses Dreigespann heißt auf keltisch trimarcisia (nach altkeltisch tri = ›drei‹ und marca = ›Pferd‹) und funktioniert folgendermaßen: Der Herr reitet in Begleitung seiner ihn zu Fuß begleitenden beiden Bediensteten langsam vor die eigenen Linien und auf den Feind zu. Je nach dem ob er plant, den Kampf zu Pferde mit der Lanze zu führen, oder lieber zu Fuß mit dem Schwert zu kämpfen gedenkt, reitet er entweder weiter, während die Diener zurückbleiben, oder er steigt ab und lässt das Pferd bei seinen beiden Begleitern zurück. Wird der Herr verwundet,
Weitere Kostenlose Bücher