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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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anhand von Grabfunden in unserer Erinnerung erhalten bleiben, sondern dass vieles von dem, was sie erschaffen haben, bis in unsere Tage überdauert. Und das oft genug, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, dass wir diese Erfindungen den Kelten verdanken.
Kunsthandwerk und Handwerkskunst
    Schmiede, die Beherrscher der Metalle, nehmen eine besondere Stellung in der Gemeinschaft ein. Das liegt nicht zuletzt daran, dass speziell in der La-Tène-Zeit die Metallver- und -bearbeitung auf eine völlig neue Stufe gehoben wird. Die neuen Möglichkeiten sind Fortschritt und Inspiration zugleich. Ab dem 5. vorchristlichen Jahrhundert beginnen die Schmiede damit, die Oberflächen ihrer Güter mit Mustern und Dekorationen zu veredeln. Dabei beschränkt man sich nicht mehr darauf, einfach nur Designs zu ritzen. Es wird modelliert, die große Zeit der aufwändigen Einlegearbeiten beginnt. Die Favoriten hierbei sind die teure Koralle und deren Variante für den kleinen Geldbeutel, rotes Glas.
    Schon allein der Aufbau der Logistik zur Beschaffung der Rohstoffe ist eine beachtliche Leistung. Es gibt zwar etliche Eisenvorkommen in Europa, aber nur wenige, bei denen die Qualität des begehrten Rohstoffes zufriedenstellend ist, wie zum Beispiel Noricum (im heutigen Österreich). Das beste Zinn kommt nach wie vor aus Cornwall, und das beste erreichbare Gold findet sich in den Cevennen und den Pyrenäen. Erreichbar heißt: Man wohnt im Fördergebiet, an den Handelsrouten oder hat gute Kontakte. Da aber Metallbarren nicht zu den Dingen gehören, mit denen man sich die Gunst der Götter erkauft, sind sie bevorzugtes Diebesgut. Die Lagerstätten der Vorräte sind nicht tabu, sondern im Gegenteil beliebte Plünderungsziele. Das erklärt, warum es solche Lager wie auch die Schmiedewerkstätten fast ausschließlich in den Hügelfestungen gibt.
    Eisen kann während der gesamten La-Tène-Zeit nicht geschmolzen werden, da die Technologien zum Erreichen der notwendigen Temperaturen fehlen. Kupfer und Bronze werden dagegen in einer sogenannten »verlorenen Form« gegossen. Dazu modellieren die Schmiede mit Knochenwerkzeugen den gewünschten Gegenstand zunächst aus Wachs, umschließen die Form mit Ton oder stecken sie einfach in eine Grube mit feinem Sand. Durch eine Öffnung am oberen Rand wird dann das flüssige Metall hineingegossen, dasWachs schmilzt und verdampft durch eine zweite Öffnung. Zurück bleibt eine exakte Kopie der ursprünglichen Wachsform – allerdings aus Kupfer oder Bronze. Das Ganze ist insofern recht aufwändig und für die Massenproduktion ungeeignet, weil – wie der Name der Technik bereits sagt – für jedes einzelne Exemplar eine neue Wachsform hergestellt werden muss.
    Doch nicht nur die Metallverarbeitung hat einen riesigen Schritt vorwärts gemacht. Der La-Tène-Stil ist mächtig, voller Leben, pulsierend – und anspruchsvoll. Er verlangt nach neuen Fähig- und Fertigkeiten in allen handwerklichen Bereichen, um völlig ausgelebt werden zu können. Und es ist wie eine sich nach oben schraubende Spirale: Der Stil sucht die technischen Möglichkeiten, um sich auszudrücken; die neuen Technologien ermöglichen ihrerseits dem Stil, sich neue Formen zu erschließen.
    Ein neuer Werkstoff beflügelt die Fantasie, auch wenn er als Rohstoff im keltischen Siedlungsgebiet selbst nicht hergestellt werden kann: Glas. Das Rohglas wird unter Hitze erweicht, in neue Formen gebracht und erfreut sich in der Gestalt von Glasperlen (als Kette oder Kleidungsapplikation) und Armbänder wachsender Beliebtheit. Die hohe Kunst ist es jedoch, Glas zu Dekorationen von Metallbeschlägen, Fibeln, Spiegeln, Figuren und Gefäßen zu verarbeiten. Die absoluten Meister in der Verbindung von Glas und Metall sind die britischen Kelten. Und während in Gallien fast ausschließlich rotes Glas verwendet wird (um die wesentlich teurere Koralle zu imitieren), wird auf den Britischen Inseln Kobaltblau zur Grundfarbe für weiße und gelbe Muster. Das gallische Zentrum für die Glasherstellung ist die Hügelfestung Bibracte im Stammesgebiet der Aedui, auf dem heutigen Mont Beuvray, 20 Kilometer westlich von Autun.
    Hatten früher die Töpferwaren der Kelten noch unter der hochqualitativen Konkurrenz aus Griechenland und Etrurien zu leiden, so stehen sie den teuren Importen von ihrer Machart her inzwischen in keiner Weise nach. In Gallien fertigt man nur noch auf der rotierenden Töpferscheibe. In Britannien dauert deren Einführungnoch bis zum Ende der

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