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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Schreiben betrifft, wird diese Vormachtstellung zum Ende des 1. vorchristlichen Jahrhunderts ein wenig aufgeweicht; denn zumindest diejenigen, die im ständigen Kontakt mit schreibkundigen Handelspartnern stehen, dürften diese Fähigkeit früher oder später auch erlangt haben. Doch selbst die Druiden, die Bewahrer des Wissens und der Stammeshistorie, sind weit davon entfernt, alles aufzuschreiben, was als bewahrenswert gilt. Im Gegenteil, schriftliche Aufzeichnungen von Druiden beschränken sich strikt auf allgemeine sachliche Themen, um nicht zu sagen, das absolut Notwendigste, um Handel treiben und internationale diplomatische Beziehungen aufrechterhalten zu können. Alles andere wird mündlich überliefert, was in der für die gebildete klassische Welt kaum nachvollziehbaren Fähigkeit resultiert, unendlich lange Texte abrufbereit im Kopf behalten und zu jeder beliebigen Zeit rezitieren zu können. Und zwar sowohl bei den Barden, als auch bei jedem hohen Krieger, der auf dem Schlachtfeld seinen Feinden seine Abstammung von einem Heldengeschlecht über viele Generationen hinweg nebst diverser eigener Heldentaten entgegenschleudert. Dass die Texte über ein »Hilfesystem«, nämlich in Versform »archiviert« werden, tut der Leistung keinen Abbruch. Nur dieser Fähigkeit ist es zu verdanken, dass im Wege der mündlichen Überlieferungen ein unglaublich reicher Schatz an Geschichten, Sagen und Mythen mit vielen authentischen historischen Hintergrunddetails überlebt hat und im Mittelalter für die Nachwelt niedergeschrieben werden konnte.
    Bei dem über Jahrtausende gewachsenen Wissen über die Kreisläufe der Natur und der Gestirne, das Werden und Wachsen von Tieren und Pflanzen, das Wesen der Elemente, liegt die Sache etwas anders.An diesem Wissen lassen die Druiden die Menschen im begrenzten Umfang teilhaben. Doch gilt es, dieses Wissen vor den nicht Auserwählten zu schützen. Es ist heiliges Wissen, nicht für jeden bestimmt. Es niederzuschreiben und damit potenziell den Augen von Unwürdigen auszusetzen, wäre ein Sakrileg. Auch ist dieses Wissen durchaus etwas, was man heute als Jobgarantie bezeichnen würde …
    Zuletzt gibt es auch noch Wissen, das ausschließlich dem heiligen Stand vorbehalten ist. Man wagt kaum zu spekulieren, wie viel (oder besser: wie wenig) von dem, was die Druiden wissen, tatsächlich auch weitergegeben wird. Erwiesen ist jedoch, dass die Druiden im Rahmen ihrer Ausbildung eine eigene geheime Sprache benutzen, deren Name (und leider auch nur der) uns in altirischen Erzählungen als bérla na bfiled – »Sprache der Sänger« – überliefert ist. Diese ist wahrscheinlich noch nicht einmal eine Fremdsprache im Sinne von »phonetisch und grammatisch eigenständig«. Eher zu vermuten ist eine Sprache, die nur in Rätseln, Bildern und Gleichnissen redet, ziemlich sicher auch in Reimen, denn wie sonst sollte man das Wissen aus zum Teil mehr als 20 Jahren Ausbildung dauerhaft im Langzeitgedächtnis speichern?
    Hauptträger des kollektiven Stammeswissens sind also offensichtlich die Druiden. Außer ihrer Funktion als Mittler zwischen den Menschen und den Göttern und Geistern haben sie jedoch noch zwei weitere wichtige Aufgaben in der Gemeinschaft.
    Sie sind die Herren über das Leben und die Zeit.
Schamanen, Heilpraktiker und Chirurgen
    Die Eisenzeit ist sicher nicht das, was man als Epoche der übertriebenen Hygiene bezeichnen würde. Neben Kriegsverletzungen sind bei den Kelten alle Arten von Entzündungen, Infektionen, Augenleiden und Zahnproblemen an der Tagesordnung. Letztere betreffen vor allem die Oberschicht, die sich Honig als Süßungsmittel leisten kann.
    Ein weites Feld für diejenigen, die auch die Heilkunde zu ihrer Domäne zählen.
    Die Palette der Heilbehandlungen, derer sich die Druiden bedienen, ist breit. Sie wissen um die heilende Kraft des Wassers, und die Kräutermedizin ist weit entwickelt. Eine besondere Rolle spielt dabei die geheimnisvolle Mistel. Ihre Früchte sind für den Menschen bekanntermaßen giftig. Die in ihr enthaltenen Stoffe – und jetzt kommt der medizinische Teil – Querecetin, Urson, Viscotoxin, Cholin, diverse Bitterstoffe, Inosit, Viscin, Pyridin und Magnesium wirken (richtig angewandt) jedoch nachweislich gefäßerweiternd, senken den Blutdruck, stärken das Herz und die Abwehrkräfte, regen den Stoffwechsel an, stillen Blutungen und lösen Krämpfe (zum Beispiel bei Asthma). Man verwendet die Mistel als universelles Gegengift und auch als

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