Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Jahren gewandelt haben; das ihm zugrunde liegende Prinzip ist annähernd gleich geblieben.
Die Ausgangsbasis ist ein Zyklus von 30 Jahren, unterteilt in einen sich sechsmal wiederholenden Kreislauf von 62 Monaten. Das keltische landwirtschaftliche Jahr kennt keine vier Jahreszeiten, sondern unterteilt sich in eine helle und eine dunkle Jahreszeit. Erstere beginnt im Mittsommermonat samon und endet im Monat der Wintersonnenwende giamon , dann beginnt die dunkle Jahreszeit. Die Länge der Monate orientiert sich an den Mondphasen; dementsprechend gibt es sogenannte »gute« Monate ( ma ’, noch heute im irischen Gälisch maith bzw. schottisch math – ›gut‹) mit 30 Nächten und »schlechte« Monate ( anm , modernes Irisch: in an-am – ›zur falschen Zeit‹) mit nur 29 Nächten. Die Kelten rechnen nicht in Tagen, sondern Nächten – was Sinn macht, wenn sich die Länge eines Monats nach dem Mondzyklus richtet.
Der Jahreszyklus des julianischen Kalenders wie wir ihn heute kennen, vom 1. Januar bis zum 31. Dezember, basiert dagegen nicht auf der Kultur von Agrargemeinschaften. Beide Daten sind für die Landwirtschaft völlig bedeutungslos. Er ist im Gegenteil eine rein verwaltungstechnische Festlegung, der ein militärstrategischer Notstand zugrunde liegt. Von Anfang des 2. vorchristlichen Jahrhunderts bis zum Jahr 133 v. Chr. führt Rom mehr oder weniger erfolgreich Krieg gegen die aufmüpfigen keltiberischen Hochlandvölker Spaniens. Nun hat Rom während dieser Zeit ein ernsthaftes logistisches Problem: Die Oberfeldherren der Legionen – die Konsuln – werden erst am 15. März ins Amt gehoben. Mit allen organisatorischen Vorbereitungen für einen Feldzug und einer Marschzeit von 40 bis 50 Tagen sind die Einsatzkräfte frühestens Mitte bis Ende Juni in Spanien. Aufgrund klimatischer Bedingungen beginnt die Feldzugsaison im spanischen Hochland etwa Mitte April, endet jedoch bereits im September. Durch die in der römischen Verwaltung liegende Verzögerung reduziert sich die eigentliche Zeit für den Krieg auf ungefähr drei Monate. Um die Konsuln wenigstens pünktlich zum Beginn der Feldzugsaison vor Ort zu haben, wird im Jahre 153 v. Chr. das Verfahren umgestellt, sodass das römische konsularische Jahr bereits am 1. Januar beginnt. Die militärische Zeitrechnung löst die ursprünglich landwirtschaftliche ab.
Das keltische Jahr kennt vier Höhepunkte. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie wichtige Zeitpunkte des Agrarzyklus markieren. Dementsprechend werden sie angemessen gefeiert.
Ein kleines Fest ist imbolc am 1. Februar. Es stellt so etwas wie ein keltisches Neujahrsfest dar. Es ist der Zeitpunkt, wo Milchbildung bei den Schafen beginnt. Und doch hat selbst dieser »kleine« Feiertag in der ländlichen Tradition überlebt. In Burghead in Schottland werden an diesem Tag noch heute Teerfässer verbrannt.
Das wichtigste Fest des Jahres ist beltaine , das Fest des Sommerbeginns ( bel = Licht, Sonne) am 1. Mai. Die helle Jahreszeit beginnt, das Vieh wird ausgetrieben, Ehen werden geschlossen, das Fest symbolisiert Jugend und Liebe. Gelb blühende Pflanzen werden in undvor den Häusern verstreut und müssen bis zum Abend wieder eingesammelt werden. Wie eigentlich bei allen Festen spielt auch bei beltaine das Feuer eine große Rolle. So werden zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Feuer der Siedlung gelöscht und dürfen nur mit an einem speziellen geweihten Feuer entzündeten Fackeln wieder entfacht werden. Und der Brauch, Vieh zwischen zwei Maifeuern hindurchzutreiben, um es so vor Krankheiten und bösen Geistern zu schützen, hat sich in einigen ländlichen Gegenden bis heute erhalten.
Am 1. August feiern die Kelten lughnasadh , das Erntedankfest. Man kann es sich am besten als ein riesiges, zum Teil über mehrere Tage andauerndes Volksfest mit Spielen und Ess- und Trinkgelagen für den ganzen Stamm vorstellen. Und hier stimmt auch das Präsens als Zeitform: In einigen Gegenden von Irland feiert man lughnasadh noch heute.
In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November schließlich endet das keltische Jahr. Samhain , das Fest des Winterbeginns, markiert den Zeitpunkt, an dem die Grenzen zwischen Diesseits und Anderer Welt verschwimmen, die Geister unter den Menschen wandeln, an dem alles Überlebte untergeht (wie bereits erwähnt unter anderem ein beliebter Termin für Scheidungen). Samhain ist das Symbol für den Tod. An samhain – Halloween – können auch Menschen als Gäste in die Andere Welt
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