Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
heute als »typisch keltisch« bezeichnen. Doch weder ist er eine reinweg keltische Entwicklung (etliche dieser Elemente finden sich zum Beispiel bereits im 12. Jahrhundert v. Chr. an dem im norwegischen Trundholm gefundenen Sonnenwagen), noch durchweg einheitlich.
Der gemeinsame Ursprung keltischer, griechischer, römischer und vor allem etruskischer Formen ist unübersehbar. Als die Hallstatthandwerker unter den Einfluss der aufstrebenden Kriegeraristokratie geraten, nehmen sie die neuen Formen und entwickeln sie weiter. Bis zum 3. vorchristlichen Jahrhundert öffnen sie sich dankbar weiteren Einflüssen. Doch sie sind wählerisch. Längst nicht alle Formen werden von den keltischen Künstlern übernommen. Bei den Pflanzenelementen beschränkt sich die Auswahl auf den Palmwedel, die Lotusknospe oder -blüte und den Bärenklau. Völlig unwichtig ist dagegen die Herkunft der Ornamente. So können einige Elemente wie Lotusknospen und bestimmte Tierfiguren sogar bis nach Persien und Assyrien zurückverfolgt werden.
Doch selbst, wenn die vor allem etruskischen Ornamente die Fantasie der bis dahin im hallstättischen geometrischen Stil gefangenen Handwerker und Künstler anregen, der Übergang passiert nicht von heute auf morgen. Und vor allem nicht überall gleichzeitig. Auf dem Gebiet des heutigen Österreich, Böhmen und der Champagne kann man sich am schwersten von den alten Stilelementen lösen. Noch bis zum Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. dominieren hier die geometrischen Ornamente und die alten Tiermotive. Lediglich der Kreis wird zur Vollkommenheit entwickelt. Mit Hilfe von Zirkeln entstehen komplizierte Muster, die das Auge gefangen nehmen. Das Rhein-Mosel-Gebiet dagegen gelangt sehr früh zur Meisterschaft, was die »echte« La-Tène-Kunst angeht (s. Farbbilder 17, 18 und 19).
Die Verarbeitung, Abstrahierung, Neuinterpretation und Variation von Pflanzenelementen bieten Tausende von Möglichkeiten.Anfang des 5. vorchristlichen Jahrhunderts entstehen zunächst lokale Stile; die Künstler experimentieren, verfeinern ihre Fähigkeiten. Doch sie bleiben nicht isoliert. Das Zusammenwachsen der politischen und wirtschaftlichen Strukturen, das Entstehen von überregionalen politischen Abhängigkeiten und Handelsnetzwerken beendet auch die Eigenständigkeit der lokalen Schulen. Die Künstler der verschiedenen Regionen kommen in Kontakt miteinander, tauschen Ideen, Know-how, Motive aus, Schmiede gehen auf Wanderschaft, um neue Techniken zu lernen und neue Inspirationen zu erhalten. Als zu Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. die großen Wanderungen beginnen, nehmen sie den La-Tène-Stil mit. An den Orten, wo sie letzten Endes ihre neue Heimat finden, öffnen sie sich auch ihrer künstlerischen Umgebung, wie das Beispiel der Kelten in Norditalien zeigt. La Tène wird zur Grundlage neuer, lokaler Stile außerhalb des ursprünglichen keltischen Siedlungsgebietes.
Im späten 4. Jahrhundert löst man sich endgültig auch von den letzten archaischen geometrischen Stilelementen. Von nun an dominieren die frei fließenden Formen. Durch Kontakte und Austausch befördert, herrscht im 3. Jahrhundert v. Chr. schließlich flächendeckend der »typisch keltische«, von Pflanzenelementen bestimmte Stil.
Grundsätzlich wird alles verziert, was man irgendwie verzieren kann. Gegenstände des Alltags werden zu Kunstwerken, wie zum Beispiel die Fibeln und Broschen, mit denen die Mäntel an der Schulter gehalten werden. Die Umsetzung richtet sich jedoch streng nach der Funktion des zu verzierenden Gegenstandes. Als hohe Schule gilt die Hochrelieftechnik, plastische, dreidimensionale Ornamente, die die äußere Form des Objektes verändern. Diese Technik ist prädestiniert für prächtige Halsreifen, deren Enden man mit figürlichen Darstellungen versieht, Armbänder, Fußketten und Trinkgefäße.
Es gibt jedoch auch Gegenstände, bei denen Hochreliefs die Gebrauchsfähigkeit einschränken beziehungsweise bei denen während des Gebrauchs die teuren Reliefs zwangsläufig beschädigt oder garzerstört würden. Hier wird der florale Stil, zum Beispiel auf Schwertscheiden, als »schlichte« Einritzung, Ziselier- oder Einlegearbeit umgesetzt.
Nicht zuletzt spielt auch das Material eine Rolle. Objekte, die mit Hochreliefs verziert werden, sind in der Regel aus Gold oder Bronze (Silber ist als Material wenig gebräuchlich), während der zweidimensionale Stil vorrangig auf Eisengegenständen zu finden ist.
Neben Pflanzen und – wenn
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