Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
auch deutlich seltener – Tieren tauchen vielfach auch menschliche Gesichter als Verzierungen auf. Sie werden allerdings immer stark abstrahiert, obwohl die Fähigkeiten zur natürlichen Darstellung durchaus vorhanden sind. Die naturgetreue Abbildung eines menschlichen Gesichts stellt einen Verstoß gegen religiöse Regeln dar. Selbst in unserer Zeit gibt es Völker, bei denen das Fotografieren eines Menschen als Sakrileg, als Seelendiebstahl betrachtet wird. Völlig tabu ist die Darstellung ganzer Szenen mit menschlichen Figuren zu anderen als religiösen Zwecken.
Skulpturen (meist aus Holz oder Metall) erscheinen fast ausschließlich als Opfergaben; als Dekoration von Häusern spielen sie keine Rolle. Größere Steinskulpturen wie die vom Glauberg – so spektakulär sie uns vorkommen mögen – sind in der La-Tène-Zeit eher selten und beschränken sich auf die Regionen Südfrankreich und Süddeutschland. Speziell die Statue vom Glauberg dürfte sogar einen Bruch mit den religiösen Konventionen seiner Zeit darstellen, da die Skulptur Abbildungen von Schmuckstücken aufweist, die denen ähneln, die die Männer trugen, die am Glauberg beerdigt sind, sie also einen realen Menschen darstellt. Aber dann: Ist das nicht ein weiterer Beweis dafür, dass der Glauberg weniger ein Zentrum eines religiösen, als eines Heroenkultes war?
Agrarwissenschaftler, Regenbogenschüsselchen und Handel im großen Stil
Die Früchte der Felder …
Die nordalpine Landwirtschaft der La-Tène-Zeit ist nach antiken Maßstäben hocheffektiv und kann vom Ausstoß her mit den Mittelmeerzivilisationen durchaus mithalten. Missernten treiben Bauern zwar in die Abhängigkeit der Kriegerfürsten, sind aber anders als in der Hallstattzeit nicht existenzbedrohend.
Auch ist die Speisekarte reichhaltiger geworden. Verschiedene Weizensorten werden angebaut, Emmer, Spelt und Brotweizen; in Gallien auch Hirse. Hülsenfrüchte, allen voran Bohnen, Linsen, Wicke und Fette Henne, sind nach wie vor beliebt als Mittel zur konzentrierten Eiweißzufuhr für die Menschen, die körperlich schwere Arbeit zu verrichten haben. Aus Flachs gewinnt man Leinen und Öl, und nach und nach entwickeln sich so etwas wie regionale Spezialitäten. Im 2. vorchristlichen Jahrhundert beginnen die in Südgallien ansässigen Saluvii unter Ausnutzung des Klimas und des Know-hows der Griechen in Massalia mit dem Anbau von Oliven und von Wein.
Angrenzende Bereiche der Landwirtschaft erreichen ein neues Stadium, zum Beispiel die Vorratshaltung. Während man auf dem Kontinent Getreide bevorzugt in Pfahlbauten lagert, sind unterirdische Vorratssilos eine Besonderheit der Britischen Inseln. Das Prinzip ist ein einfaches: Eine Grube wird mit Getreide gefüllt und mit einer luftundurchlässigen Lehmschicht versiegelt. Dabei wird Feuchtigkeit in der Grube nicht nur notgedrungen hingenommen; sie ist sogar unerlässlich. Der Teil des Korns, der unmittelbar mit der feuchten Grubenwand in Kontakt kommt, keimt an, verbraucht dabei den gesamten Sauerstoff und setzt Kohlendioxid frei. Konservierungsmittel. Das Getreide kann nach Abschluss dieses Prozesses mehrere Monate in der Erde lagern (s. den Längsschnitt durch eine Vorratsgrube im Farbbildteil Abb. 7).
Doch nicht nur die Äcker werden gehegt und gepflegt. In Zeiten wachsender Bevölkerungszahlen steigt auch der Bedarf an Bauholz. Einfaches Abholzen oder Sammeln wird abgelöst durch Aufforsten und sogar gezieltes »Züchten« von Baumaterialien: Manche Stämme werden direkt über dem Boden abgeschlagen, damit aus den Stümpfen lange gerade Triebe für die üblichen Flechtwerkwände wachsen.
… und der Weiden und Wälder
Während sich das Schwein, das wichtigste Tier auf der keltischen Speisekarte, im Herbst an den Früchten der Eichenwälder gütlich tut, wird es den Rest des Jahres auf den Gehöften gemästet. Wenn es nicht auf der Suche nach Abfällen durch die Straßen der Hügelfestungen läuft.
Ansonsten findet sich bei den Kelten die gesamte Vielfalt an Haustieren, wie wir sie auch aus modernen Zeiten kennen. Geflügel ist weitverbreitet, Hühner sind ursprünglich ein Import aus dem Orient und werden seit der späten Hallstattzeit kultiviert. Generell sind die Nutztiere kleiner als die heutigen Rassen. Aber längst nicht alle sind dazu da gegessen zu werden.
Die Rinder sind kleine, zähe Zugtiere; von der Rasse her entsprechen sie dem inzwischen ausgestorbenen Celtic Shorthorn. Schafe werden als Wolllieferanten gehalten und
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