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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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kommt es zu einem unerfreulichen Nebeneffekt für die in der alten Heimat Verbliebenen: Der bis dahin schwunghafte Handel mit den Etruskern bricht zusammen, ein weiterer Auslöser für keltische Wanderungen nach Norditalien.
    In einem Punkt stimmen die Forschungsergebnisse allerdings nicht mit dem Bericht des Livius überein. Livius datiert die Wanderungen in die Regierungszeit des römischen Königs Tarquinius Priscus, also zwischen 616 und 579 v. Chr. Damit wäre seine Erzählung tief in der Hallstattzeit angesiedelt. Sowohl die Boii als auch die Wanderer über die Alpen tragen jedoch die Elemente der erst im frühen 5. vorchristlichen Jahrhundert entstandenen La-Tène-Kultur weiter.
    Hat Livius sich geirrt? Es wäre verzeihlich, immerhin beschreibt er die Ereignisse mit einem Abstand von mehreren Hundert Jahren und auch zu einer Zeit, die weder die Archäologie noch Epochenbegriffe wie »Hallstatt« oder »La Tène« kannte. Man muss sich vor Augen führen, dass die Geschichtsschreibung zur Zeit des Livius auf mehr oder weniger genauen Überlieferungen beruhte. Es ist eineZeit, in der Geschichtsschreibung eher literarisch zu verstehen ist und deshalb auch verfälscht, ausgeschmückt und aus dem Blickwinkel des Erzählers interpretiert wird. Die zeitliche Einordnung der Ereignisse durch Livius ist also infrage zu stellen.
    Nun ist die Poebene zu Beginn des 4. vorchristlichen Jahrhunderts kein fernab gelegenes Paradies, das nur auf die Besiedlung durch kriegerische Stämme von jenseits der Alpen wartet. Am wenigsten warten die Etrusker, die südlich des Po ansässig sind. Sie erleben die zugewanderten Kelten jetzt als direkte Nachbarn und stellen fest, dass sie so ganz anders sind als die keltischen Volksstämme, die schon länger dort wohnen, die quasi »eingebürgerten« sogenannten Golasecca-Kelten. Mit denen ließ sich bislang auf der Basis des transalpinen Handels ganz gut auskommen. Die Neuankömmlinge aus dem Norden sind dagegen weniger umgänglich. Außerdem werden sie immer mehr, und als im Jahr 396 v. Chr. das reiche Melpum (in der Nähe von Mediolanum) fällt, ist die gesamte nördliche Uferseite des Po fest in keltischer Hand.
    Etwas weiter südlich, in einer kleinen Stadt am Fluss Tiber, wird die Region schon bald »Das Land des Kriegsvolks diesseits der Alpen« genannt: Gallia cisalpina .
    Diese Stadt am Tiber, die sich Rom nennt, liegt im Krieg mit den etruskischen Völkern. Bei aller Freude über das Elend der Etrusker zeigen sich die Römer aber anscheinend überhaupt nicht beunruhigt darüber, dass sich Gallia cisalpina anschickt, weiter zu wachsen.
    Zu diesem Wachstum tragen neu ankommende Stämme maßgeblich bei, die einen etwas anderen Weg über die Alpen – über den Pöninischen Berg (den Großen St. Bernhard) – genommen haben. Es sind boiische Stämme, die im Zuge der oben erwähnten inneren Unruhen nach nur wenigen Jahren ihre neue böhmische Heimat wieder verlassen haben.
    Jetzt stehen sie am linken Ufer des Po. Das Land auf dieser Seite des Flusses ist bereits vergeben. Was also liegt näher, als es auf der anderen Seite dieses Flusses zu versuchen, der noch als letztes Hindernis zwischen Kelten und den Etruskern liegt?
    Norditalien zwischen 500 – 250 v. Chr. Das ehemalige etruskische Siedlungsgebiet nördlich und südlich des Po ist in keltischer Hand; etruskische Städte – wie Velzna (latinisiert »Felsina«) – werden zu keltischen Stammessitzen.
Auf verlorenem Posten zwischen zwei Fronten
    Nein, leicht haben es die Etrusker ab dem 5. vorchristlichen Jahrhundert tatsächlich nicht. Zuerst fallen die Latiner über sie her, dann die Samniten und schließlich die Sabelliner, alles Völker, die ihre Machtposition auf dem italienischen Stiefel sichern oder ausbauen wollen. Um 430 v. Chr. gehen ihre Besitzungen in Kampanien unter, 424 v. Chr. fällt dort auch die Hauptstadt Capua. Ein schwarzes Jahr ist schließlich 396 v. Chr. Die Etrusker verlieren am selben Tag gleich zwei Städte: im Norden das reiche Melpum an die Kelten, und im Süden nach zehnjähriger Belagerung die Stadt Veji an die Römer.
    Trotz des Drucks von außen sind die etruskischen Gemeinschaften weit davon entfernt, ein vereintes Volk darzustellen. Ihr von den Römern bedrohtes Kernland, das »wahre Etrurien«, liegt im Süden und bindet dort erhebliche militärische Ressourcen. Außerdem sind die etruskischen Städte autonom und so eigenständig, dass sie lieber miteinander konkurrieren, anstatt sich

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