Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
wartet.
Die drei Römer bemühen sich, in dem Getümmel zusammenzubleiben. Von vorn ertönen die ersten Todesschreie, die schnell in wildem Gebrüll untergehen.
Und noch immer haben sie selbst keinen Feind gesehen.
Auf einmal reißt die Wand der eigenen Krieger vor ihnen auf. Da sind sie, die Barbaren, die bereits das gesamte Land jenseits des Po und der mittleren Berge besetzt halten. Wild, zotteliges langes Haar, zum Teil weiß gefärbt und aufrecht stehend, mit freiem Oberkörper, die Haut bemalt, riesige Schwerter schwingend mähen sie alles nieder, was in ihre Reichweite gerät.
Gaius packt unwillkürlich sein Schwert fester. Nur noch wenige Augenblicke, dann …
Der Aufprall ist noch viel heftiger, als er befürchtet hatte. Der Geruch von Schweiß und Blut hüllt ihn ein, lässt seinen Atem stocken. Plötzlich weichen die galli vor ihnen zurück. Ein Krieger mit einem hohen Helm – ein Anführer offenbar – reckt sein Schwert in die Höhe und brüllt irgendetwas.
Als er sich zur Seite wendet, geschieht es.
Ehe Gaius es verhindern kann, springt Domitian mit einem Satz nach vorn und stößt dem feindlichen Anführer sein Schwert in den Unterleib.
Was dann passiert ist eigenartig. Wie erstarrt bleiben die galli stehen. Eine weitere Gruppe von ihnen kommt von rechts vorbeigelaufen – und bleibt ebenfalls stehen. Gaius blickt sich gehetzt um. Domitian, von all dem unbeirrt, kniet am Boden und nimmt dem sterbenden Gallier seinen Dolch und sein Schwert ab.
Auf einmal schreien mehrere der galli los und beginnen, mit dem Finger auf die Römer zu zeigen. Gaius wird übel. Ihr Schicksal ist besiegelt. Die Wilden werden ihnen wahrscheinlich die Gliedmaßen einzeln abschlagen.
Nichts dergleichen geschieht. Stattdessen ertönt plötzlich ein furchtbares, ohrenbetäubendes Getröte, woraufhin sich die Krieger einfach umwenden und gehen.
Der Kampf ist vorbei. Gaius atmet tief ein.
Er kann nicht wissen, dass in diesem Augenblick für die Römer der eigentliche Kampf gegen die Kelten gerade erst begonnen hat …
Brennus, der »Barbar«, der »Wilde«, beweist in diesem Augenblick mehr diplomatisches Geschick, als die »zivilisierten« Römer: Er hält seine Krieger davon ab, die drei Fabier kurzerhand niederzumachen. Offenkundig ist ihm das römische Recht doch geläufiger, als die drei es vermutet hatten. Ihm ist bewusst, dass der Krieg mit Rom im Falle des Todes der drei Gesandten unausweichlich ist. An einem Krieg mit einem Gegner, den er im Moment noch nicht einschätzen kann, ist er jedoch nicht interessiert, solange die Situation in Etrurien aus seiner Sicht noch nicht geklärt ist. Als gebildeter Mann seines Volkes, der durch frühere Kontakte mit dem Südalpenraum offenbar auch mit dem römischen diplomatischen Protokoll vertraut ist, schickt er nun seinerseits Abgesandte nach Rom. Es ist dabei sicher kein Zufall, dass seine Abgesandten selbst für keltische Verhältnisse von äußerst stattlicher Statur sind. Wesentlich verblüffter als über ihre Größe sind die römischen Senatoren allerdings über das Anliegen der Gallier. Völlig im Einklang mit dem geltenden Völkerrecht verlangen sie nicht mehr und nicht weniger als die Auslieferung der drei Fabier. Sie sehen dabei bewusst darüber hinweg, dass sich diese als offizielle Vertreter Roms an einem Kampf der Etrusker beteiligt haben. Würden die Kelten diese Tatsache würdigen, müssten sie Rom den Krieg erklären. Worüber sie nicht hinweg sehen – sehen können – ist, dass die drei Fabier einen gallischen Heerführer getötet haben. Das ist Mord. Statt also wie erwartet wie eine wilde Horde brandschatzend über das Land herzuziehen, tragen die Gallier dem römischen Senat wie in einem internationalen Konflikt zweier autonomer Völker nach modernenMaßstäben ein »grenzüberschreitendes Rechtshilfe- und Auslieferungsersuchen« vor.
Der Senat zeigt sich tief beeindruckt – sehr zum Leidwesen der drei Fabier – und erklärt sich bereit, den Fall den Protokollarien entsprechend der Volksversammlung vorzutragen. Dieses entspricht einer Billigung des Antrages auf Senatsebene und somit theoretisch dem ersten Schritt zu einer gütlichen Beilegung des Konflikts. Doch während die Volksversammlung normalerweise den Empfehlungen des Senats folgt, siegt hier der Patriotismus über die Vernunft. Die gallischen Gesandten erleben auf dem Vorplatz des Kapitols eine völlig andere Stimmung. Während man sie im Senat als das behandelt, was sie de facto sind,
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