Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
folgend nach Süden auf.
Die Götter oder andere übernatürliche Mächte spielen in Erzählungen – wie auch in der Geschichtsschreibung – immer dann eine Rolle, wenn etwas unerklärlich ist. Die Geschichte der südgallischen Tectosagier ist jedoch eine der wenigen annähernd vollständig dokumentierten Historien der Wanderungen eines speziellen keltischen Stammes. Über den Aufstand, der vielleicht so wie in der Eingangserzählung angedeutet, seinen Anfang nahm, berichtete um 15 n. Chr. bereits der griechische Historiker und Geograf Strabo. Verschiedene archäologische Erkenntnisse – und nicht zuletzt auch die weiteren Erwähnungen der wandernden Tectosagier bis hin nach Kleinasien bei klassischen Autoren wie Pausanias – lassen den Schluss zu, dass zwischen 290 und 285 v. Chr. sich tatsächlich große Gruppen der Tectosagier gegen die Stammesführung erhoben haben. Der Umsturz scheitert und die Stammesführung entscheidet, dass für diesen Verrat nur die höchste aller Strafen infrage kommt: der Ausschluss von den Stammesriten. Bei einzelnen Personen oderkleineren Gruppen mag dies kein Problem darstellen, in diesem Fall handelt es sich jedoch um mehrere 10
000 Menschen. Und so kann Ausschluss von den Stammesriten nur eines bedeuten: Verbannung.
Aussendung durch den Herrscher, Verbannung, gelegentlich auch Vertreibung durch stärkere Stämme, das sind nur einige Gründe, warum Kelten im 4. und 3. vorchristlichen Jahrhundert ihre angestammten Siedlungsgebiete verlassen. Doch es gibt noch einen weiteren Beweggrund, und zwar einen der dem Charakter der Kelten voll und ganz entspricht.
Das Streben nach Ruhm, Ehre und Wohlstand
Um 336 v. Chr. herum bricht von Makedonien aus ein junger, ehrgeiziger Feldherr auf mit dem schlichten Ziel, die bis dahin bekannte Welt zu erobern. Im Alter von 20 Jahren hat er sich bereits den Namenszusatz Megas – ›der Große‹ verdient. Vor diesem Feldzug bereist er die an seine Heimat angrenzenden Länder. Denn bevor er zu weiteren Eroberungen nach Osten aufbricht, möchte er die nördlichen und westlichen Grenzen ruhig wissen. Im Zuge dieser Reise begegnet er auch den im Donaugebiet siedelnden Kelten.
In den Augen dieser Kelten erfüllt Alexander von Makedonien drei ganz wesentliche Kriterien zum Idol, dem man bereitwillig in die entlegensten Winkel dieser Erde folgt. Erstens: Er hat das Charisma eines wirklich großen Führers. Zweitens: Sein Vorhaben verheißt Reichtümer, die man kaum ermessen kann. Drittens: Er bietet vielen Männern an, was ihnen ihre Stammesauseinandersetzungen mit den festgeschriebenen Abläufen und Ritualen nicht mehr geben können: die Möglichkeit, sich als Krieger zu beweisen. Es ist also kein Wunder, dass der makedonische Herrscher auf seinem Asienfeldzug ein stattliches Kontingent aus keltischen Kriegern zu seinem Heer zählen kann.
Nach seinem Tod am 13. Juni des Jahres 323 v. Chr. kehren viele dieser Krieger und ihre Familien nicht an ihren ursprünglichen Wohnort zurück, sondern siedeln sich auf dem Gebiet der heutigen Türkei an. Diejenigen, die zurückkehren, stoßen mit ihren Erzählungen auf offene Ohren und lösen dadurch weitere Wanderungen aus.
Während die ersten Wanderungen das Gebiet des heutigen Frankreichs von dem Problem der Überbevölkerung befreien, hat der allgemeine Aufbruch in anderen Regionen eher unerfreuliche Folgen. Südwestdeutschland wird weitgehend entvölkert. Die Germanen drängen vor, die Grenzregionen des keltischen Siedlungsgebietes gehen verloren, Kelten und Germanen verschmelzen teilweise. Neue Konstellationen entstehen.
Ob für Alexander den Großen, später Hannibal, den Karthager, und noch später die Römer; zu jeder Zeit sind keltische Krieger bereit, als Söldner für Feldherren zu kämpfen, die ihnen lohnenswerte Ziele anbieten.
Aber: Ob in eigenem Namen oder im Dienst fremder Herrscher, ob freiwillig oder gezwungenermaßen; wann immer die Kelten die Grenzen ihres alten Gebietes verlassen, sind die Konflikte vorprogrammiert. Das bekommt schon bald die gesamte Welt des klassischen Altertums zu spüren.
Der Auftakt – Kelten gegen Etrurien und Rom
»Kriegerland« jenseits und diesseits der Alpen
Die Wanderungen des Segovesus und Bellovesus: Mythos oder Beschreibung historischer Ereignisse?
Beginnen wir mit Segovesus. Eine Wanderung größerer Menschenmassen vom heutigen Frankreich aus nach Nordosten ist für den Beginn des 4. vorchristlichen Jahrhunderts mehrfach archäologisch belegt.
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