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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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anderen haben die Männer den Auftrag, mit den Galliern über den Abzug zu verhandeln.
    Zweitens. Rom schickt die falschen Männer.
    Die drei Männer aus der alteingesessenen römischen Familie der Fabier leiden vermutlich an Größenwahn gepaart mit Realitätsverweigerung, als sie in das gallische Heerlager reiten und Brennus auffordern, von dannen zu ziehen. Meinen sie wirklich, die zu diesem Zeitpunkt eher ideelle Größe Roms beziehungsweise allein die Andeutung derselben reicht aus, um in Brennus’ Augen ihrer Forderung ausreichend Gewicht zu verleihen?
    Das tut sie erwartungsgemäß nicht. Stattdessen erhalten die römischen Gesandten die Antwort, dass die Senonen von Clusium ablassen würden, wenn man ihnen in der Region ausreichend Land zum Siedeln zur Verfügung stellen würde.
    Nüchtern betrachtet stellt dieser Vorschlag zumindest eine echte Alternative zur weiteren Belagerung und letztendlichen Vernichtung der Stadt Clusium dar. Eigentlich wäre damit auch die Arbeit der Abgesandten erledigt gewesen, denn eine solche Entscheidung liegt einzig und allein im Ermessen der Etrusker. Anstatt diesen Vorschlag nun zumindest einmal nach Clusium zu tragen und dort zur Diskussion zu stellen, fühlen sich die drei Römer aus der angesehenen Familie der Fabier von den Barbaren tödlich beleidigt und verhöhnt. Die Wilden wollen die Forderung Roms verhandeln? Stellen gar eigene Forderungen? Sind sie des Wahnsinns fette Beute?
    Es ist dieser unangebrachte Hochmut, der sie eine folgenreiche Entscheidung treffen lässt …
    Das Scheppern des auf den harten Boden fallenden Schwertes lässt Gaius Fabius hochschrecken. Im Halbdunkel des Raumes, der nur spärlich durch das schräg durch den Fensterschlitz einfallende blasse Morgenlicht erhellt wird, sieht er, wie sich Domitian Fabius gerade den Helm aufsetzt.
    »Verrätst du mir vielleicht, was das werden soll, wenn es fertig ist?«, knurrt Gaius verschlafen.
    »Wonach sieht es denn aus?«, gibt Domitian knapp zurück.
    Gaius drückt seinen müden Körper hoch. »Wenn ich nicht genau wüsste, dass wir heute noch vor dem höchsten Stand der Sonne zurück nach Rom reisen, würde ich sagen, du rüstest dich für eine Schlacht.«
    »Ganz recht!« Mit einem energischen Ruck zieht Domitian seinen Umhang gerade. »Die Clusier planen einen Ausfall.«
    Sofort ist Gaius hellwach. »Aber du planst deinerseits hoffentlich nicht, dich daran zu beteiligen!?«
    Der andere blickt ihn aus finsteren Augen an. »Nenn mir einen Grund, warum ich nicht mein Schwert nehmen und diesen überheblichen Wilden ihren Hochmut aus dem Leib schneiden sollte!«
    ›Er meint es ernst‹, denkt Gaius Fabius. Laut sagt er: »Wir sind hier als Gesandte Roms. Als solche haben uns die galli kennengelernt. Wenn sie uns jedoch kämpfend sehen, dann heißt das nach römischem Recht, Rom kämpft gegen die galli .«
    Domitian sieht ihn mitleidig an. »Römisches Recht!«, stößt er hervor. »Was sollten diese Barbaren über römisches Recht wissen?« Mit einer harten Bewegung stößt er sein Schwert in die Scheide. »Und glaub mir, sollte mir einer so nahe kommen, dass er mich tatsächlich erkennt, dann wird er nicht mehr genug Zeit haben, es jemandem zu erzählen!«
    Und als Gaius immer noch zögert: »Komm, lass uns den Clusiern zeigen, wie wir Römer mit unzivilisierten Wilden verfahren. Dein Schwager ist schon unten.«
    Dicht gedrängt stehen sie auf dem kleinen Vorplatz direkt beim Stadttor, die Krieger der Stadt Clusium. Ein weiterer verzweifelter Ausfall, von dem sie alle jetzt schon wissen, dass er scheitern wird. Dort draußen stehen so viele Feinde, dass sie wahrscheinlich keine 500 Schritt aus der Stadt herauskommen werden. Wie so oft in den vergangenen Wochen werden sie weniger sein, wenn sie blutend, schwitzend und verzweifelt weinend in die Mauern von Clusium zurückgedrängt werden. Ein weiteres Mal werden ihnen in den Nächten die Bilder von den abgeschlagenen Köpfen ihrer Kampfgefährten, die auf Lanzen gespießt über dem Schlachtgetümmel tanzen, den Schlaf rauben.
    Gaius wendet den Kopf zur Seite. Mit einem unguten Gefühl sieht er das leidenschaftslose Gesicht seines Schwagers und den wilden Blick Domitians, der das Tor zu durchdringen scheint. Das fliegt plötzlich auf, ohne dass Gaius gesehen hat, dass jemand ein Zeichengegeben hätte. Unter halbherzigen Rufen, mit denen sich die Clusier verzweifelt versuchen, gegenseitig Mut zu machen, drängen die Männer hinaus.
    Dorthin, wo das Grauen

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