Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
herannahenden Gallier Herr zu werden. Tatsächlich gelingt es, in kürzester Zeit 10
000 Legionäre zu aktivieren. Rom hat nur ein Problem. Es hat niemanden, der dieses Heer wirklich führen kann. Marcus Furius Camillus, der Bezwinger des etruskischen Veji und einer der wenigen wirklich fähigen Feldherrn Roms, ist leider momentan unpässlich, da er samt seiner Familie wegen Unterschlagung von Kriegsbeute verbannt worden ist. Die Abwesenheit eines erfahrenen Heerführers ist aber nichts, was das Selbstbewusstsein der jungen, aufstrebenden römischen Republik ernsthaft ins Wanken bringt. Was braucht es schon, um ein paar wild gewordene Barbaren ohne militärische Ausbildung zur Räson zu bringen? Die Frage, wie »ein paar wild gewordene Barbaren« Roms hartnäckigen etruskischen Feind im Norden derart in die Bredouille gebracht haben, dass diese sogar Rom um Hilfe angefleht haben, stellt sich offenbar niemand.
Das große Los ziehen schließlich die drei vergleichsweise unerfahrenen Kriegstribunen Quintus Servius Fidenas, Quintus Sulpicius Longus und Publius Cornelius Maluginensis. Ihre einzige Qualifikation: Sie sind verfügbar.
Dass Strategie und Taktik nicht zu ihren großen Stärken gehören, beweisen sie schon bei der ersten Aufstellung des Heeres. Die weit auseinandergezogene Frontlinie, die in der Tiefe viel zu schwach ist, kann man ja noch mit der zahlenmäßigen Überlegenheit der Kelten und der Angst vor der Umgehung der eigenen Flügeltruppen erklären. Nicht entschuldbar ist der Verzicht auf ein festes Standlager, um einen eventuellen Rückzug zu unterstützen. Ein solcher scheint völlig außerhalb jeglicher Betrachtung.
Komplett überrumpelt werden sie schließlich durch Brennus’ – für ihr dürftiges militärisches Verständnis völlig absurden – Angriffszug. Er lässt Hauptheer Hauptheer sein und stürzt sich stattdessen auf die etwas abseits an einem Hügel auf ihren Einsatz wartenden römischen Reservetruppen, von denen er vermutet, dass sie ihm bei der ersten Gelegenheit in den Rücken fallen werden.
Das Chaos ist perfekt. Die Reserve flüchtet, als sie sich dem Angriff des gesamten keltischen Haufens gegenübersieht. Allein die Fluchtbewegung demoralisiert die Truppen derart, dass sich der römische Widerstand in etwas auflöst, was nicht einmal mehr als Rückzug bezeichnet werden kann. Die Waffen werden weggeworfen, viele ertrinken wegen ihrer Rüstungen in der Allia, die Fliehenden wenden sich teilweise nach Veji und teilweise nach Rom.
Dort ist man sich inzwischen nicht nur darüber klar geworden, dass die Kelten eine reale Bedrohung darstellen, sondern auch, dass Rom alles andere als eine wehrhafte Stadt ist. Zusammen mit denjenigen Legionären, die das Desaster an der Allia überlebt und es bis in die Stadt geschafft haben, zieht man sich an den einzigen befestigten und zudem noch etwas hoch gelegenen Ort Roms zurück: das Kapitol. Allerdings gewährt man nur denjenigen Zutritt, die in der Lage sind, Waffen zu tragen, den anderen bleibt lediglich die Flucht über die offene Landschaft. Die Besetzung des Kapitols geht einher mit der Verbringung der wichtigsten Schätze der Stadt dorthin. Zeit genug haben die Römer dafür, denn Brennus wartet drei Tage, bevor er durch das collinische Tor in die Stadt einmarschiert, um zu verlangen, was einem Sieger zusteht.
Dem Keltenführer muss es erscheinen, als würde er gerade in die falsche Stadt einziehen. Keine Soldaten, keine Mauern, nichts, was an Verteidigung erinnert. Das soll die mächtige Stadt sein, deren Abgesandte Brennus aufgefordert haben, das Land der Etrusker zu verlassen? Die einzigen Bewohner, die sie antreffen, sind 80 ältere, in seltsame weite weiße Gewänder gekleidete Männer, die noch nicht einmal bewaffnet sind. Für einen Augenblick halten die Gallier die Senatoren von Rom wahrscheinlich für heilige Männer oder gar für Götter. Doch dann begeht einer von ihnen, der alte Marcus Papirius, einen folgenschweren Fehler. Er schlägt einem gar zu neugierigen keltischen Krieger, der ihn am weißen Bart zupft, mit dem Elfenbeinstab, den er als Zeichen seiner Würde trägt, auf den Kopf. Dieses eher unheilige Benehmen bezahlen die Senatoren von Rom ausnahmslos mit dem Leben.
Danach versinkt Rom im Chaos der Zerstörung. Übrig bleiben ein paar Häuser am Palatin, in denen sich die Heerführer der Gallier einquartieren, das noch nicht eingenommene Kapitol und die Tempel, vor denen die Kelten eigenartigerweise Respekt
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