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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Gallier – und vor allem deren Akzeptanz durch die Römer – zeigen am Ende deutlich, wer aus diesem Kampf wirklich als Sieger hervorgeht. Ein letztes Auftrumpfen der Römer besteht schließlich darin, die Korrektheit der von den Galliern zum Goldwiegen verwendeten Gewichte zu bemängeln. Der Versuch endet in der überlieferten – und vermutlich authentischen – Reaktion des Brennus. Er verteuert den »Friedenspreis«, indem er mit den Worten Vae victis! – »Wehe den Besiegten« sein Schwert nebst Wehrgehenk in die Waagschale wirft und damit noch einmal darlegt, wie er die Kräfteverhältnisse in der Stadt sieht, die nur durch diese Zahlung ihrer völligen Vernichtung entgeht.
    Wie tief der Schock in der römischen Bevölkerung sitzt, zeigen die Diskussionen nach dem Abzug der Gallier. Viele der Tribunen scheinen schon allein beim Anblick der Ruinenstadt, die Rom zu diesem Zeitpunkt noch ist, ein derartiges Trauma zu verspüren, dass ernsthaft der Vorschlag diskutiert wird, die Stadt einfach dem Verfall zu überlassen und stattdessen in das frisch von den Etruskern erstrittene Veji umzuziehen. Am Ende fällt die Entscheidung jedoch dafür, Rom wieder aufzubauen und es für den Fall aller Fälle deutlich wehrhafter zu gestalten. Das Ergebnis ist, dass die Stadt griechische Baumeister einlädt, die in den folgenden Dekaden aus dem zerstörten Provinznest eine stattliche Festung mit einer acht Meter hohen und vier Meter dicken Mauer machen. Auch am Image wird gearbeitet. Unabhängig von der Erzählung mit den Gänsen der Juno wird die Geschichte in die Welt gesetzt, dass der eigentlich verbannte Camillus ohne Ankündigung zurückgekehrt sei und den Galliern das »Friedensgeld« wieder abgejagt hätte. Dieses darf jedoch getrost in den Bereich der »Geschichtskosmetik« verbannt werden.
    Brennus und seine Mannen ziehen sich nach Norditalien zurück. Die Poebene ist fest in keltischer Hand und dient als Ausgangspunkt für weitere Raubzüge in die Umgebung.
    Sie sind die Herren der Region, doch schon allein ihr lockeres Siedlungsschema führt dazu, dass die Etrusker nicht ausgerottet werden, sondern es zu einer Vermischung der Kulturen kommt: Die Umbrer leben mehr oder weniger ungestört in den Tälern des Apennin, im nordöstlichen Teil der Poebene siedeln die nicht keltischen Veneter und der westliche Apennin gehört den zwischen dem heutigen Pisa und Arezzo wohnenden Ligurern. Wirklich rein keltisches Gebiet ist das mittlere Flachland nördlich und südlich des Po.
    Doch so sehr die Römer der furor gallicus , der »wütende Sturm der Gallier« auch ausgeblutet und militärisch demoralisiert haben mag: Für sie ist das Kapitel »Kelten« noch lange nicht erledigt.
    Noch lange nicht.
Von Rom bis Telamon – das Bild verändert sich
    Die Römer geben sich nicht der Illusion hin, dass sie die Gallier nun ein für alle Mal losgeworden sind. Und in der Tat, in den nächsten 40 Jahren unternehmen diese nicht weniger als fünf Raubzüge nach Latium, kommen bei einer Gelegenheit sogar wieder bis auf eine römische Meile an Rom heran. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied zu dem Sturm auf Rom im Jahr 387 v. Chr.: Bei all diesen Einfällen werden die Gallier von den Römern zurückgeschlagen.
    Die Konflikte zwischen Römern und Galliern, besonders mit den Senonen, halten an. Mit der Schmach von 387 v. Chr. vor ihrem inneren Auge spüren die Römer nun, dass sie wieder in Bedrängnis geraten; auch ist ihnen bewusst, dass die Senonen immer stärker werden. Diesmal kann der Konflikt jedoch auf diplomatischem Wege gelöst werden. 332 v. Chr. kommt es zum Abschluss eines Friedensvertrages zwischen den Römern und den Senonen. Was Letztere nicht erkennen: Dieser Vertrag nützt nur den Römern. Sie können die Zeit der relativen Ruhe nutzen, um sich selbst zu organisieren, ihre eigene Machtposition auszubauen und zu festigen. Andererseits zeigt sich, dass die außenpolitischen Fähigkeiten der wieder erstarkten Römer nach wie vor deutliche Defizite aufweisen. Sie konzentrieren sich nur auf sich selbst und vernachlässigen dabei die Beziehungen zu den nicht keltischen Völkern in der nördlichen Apenninhalbinsel, wie etwa zu den Samnitern und Etruskern.
    Diese treffen eine Entscheidung. Rom war erst der Feind und seit dem Einfall der Gallier auch keine große Hilfe. Und genau genommen sind diese Kelten ja auch keine völlig unzivilisierte Völkerschaft. Ihre Handwerker und Künstler sind den eigenen durchaus

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