Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
ebenbürtig; sie respektieren die Religion der Menschen in den von ihnen dominierten Gebieten und sind als Nachbarn durchaus angenehm. Und nicht zu vergessen: Sie verfügen über eine Kriegerschaft, die den alten Gegner Rom bereits gehörig das Fürchten gelehrt hat.Die Zeit scheint reif, die Bündnispolitik zu überdenken, aufzuhören, die Boii, Insubrer und Senonen als Feinde zu sehen.
Hinzu kommt, dass der Friedensvertrag zwischen Römern und Senonen allmählich in Vergessenheit und das Machtgefüge auf der Apenninhalbinsel ins Wanken geraten ist. Doch die Zeit hat den Römern in die Hände gespielt. Sie sind besser aufgestellt als je zuvor. Der terror Gallicus ist eine hervorragende Schule gewesen. Das bekommt das vereinte Heer aus Galliern, Samniten und den etruskischen Umbrern im Jahre 295 v. Chr. zu spüren, als sie in einer Schlacht bei Sentinum (nahe der heutigen Stadt Sassoferrato) den römischen Legionen unterliegen.
Diesmal macht Rom nicht den Fehler, die Gallier zu unterschätzen. Zwar werden neun Jahre später zwei ihrer Legionen von den Senonen quasi ausgelöscht und sogar ein Konsul getötet. Im darauf folgenden Jahr jedoch zerschlagen die Römer ein Heer aus Boii und Etruskern und beginnen damit, im Norden militärische Kolonien zu gründen. Die etruskischen Stämme halten es daraufhin für klüger, sich von ihren gallischen Verbündeten zu distanzieren. Ein nicht ganz ungefährlicher Schritt. Hoffen sie, dass allein die Militärpräsenz Roms die Kelten davon abhalten wird, sich für die Illoyalität zu rächen? Oder die Kolonien gar der erste Schritt zur Vertreibung der Gallier sind? Das ist vielleicht sogar so geplant. Doch dann wird Rom ab ungefähr 265 v. Chr. durch Karthago abgelenkt.
In den ersten 30 Jahren nach Ausbruch des Ersten Punischen Krieges versuchen die Römer, in Norditalien einen mehr oder weniger friedlichen Status quo zu erhalten. Dann schließlich, im Jahr 232 v. Chr., ist es mit dem passiven Abwarten gegenüber den Galliern vorbei. Die Römer drängen plötzlich gewaltsam nach Nordosten und besetzen das Stammesterritorium der völlig überraschten Senonen. Diesmal bleibt es nicht bei der militärischen Besetzung. Rom enteignet die Gallier und teilt das Land unter nachgeholten Kolonisten auf.
Die keltische Macht an der nordwestlichen Adriaküste ist gebrochen.
Doch nur sieben Jahre später scheint sich das Blatt für die Kelten Norditaliens noch einmal zu wenden.
Im Jahr 225 v. Chr. überquert ein großes Kontingent der gefürchteten keltischen Speerkrieger – Gaesatae – die Alpen und marschiert ohne großartig innezuhalten auf Rom los. Ist es ihre eigene Entscheidung? Treibt sie die Gier nach Gold? Oder haben die Boii und Insubrer sie gerufen, sie vielleicht gar als Söldner angeheuert?
Zumindest zögern die in Norditalien ansässigen keltischen Stämme keinen Augenblick. Das ist vielleicht die letzte Chance, die verhassten Römer ein für alle Mal loszuwerden. Vielleicht ist aber auch schon die Aussicht, gemeinsam mit den berüchtigten Speerkriegern kämpfen zu dürfen, Motivation genug, sodass große Zahlen an Kriegern zu den Gaesatae stoßen.
Die »Ewige Stadt« sieht eine Welle auf sich zurollen, die mehr als doppelt so groß ist wie das Heer des Brennus, das die Stadt vor mehr als 160 Jahren in Schutt und Asche gelegt hat. Die 50
000 Fußkämpfer und 20
000 Reiter und Kampfwagen ziehen plündernd durch die Lande, fegen ein kleines römisches Heer zur Seite, das sich ihnen bei Faesulae (Fiesole nahe Florenz) in den Weg stellt. Als sie die von Nordosten herannahende römische Streitmacht unter Konsul Lucius Aemilius bemerken, wenden sie sich nach Westen, um dann die etrurische Küste hinaufzuziehen. Doch Rom hat nicht vor, die Kelten davonkommen zu lassen.
Die römischen Verfolger halten respektvollen Abstand zu den Galliern, die, um ihre Beute zu sichern, ihren Tross vorneweg ziehen lassen. Sie können nicht wissen, dass die Legionen des zweiten römischen Konsuls des Jahres 225 v. Chr., Gaius Atilius, per Schiff von Sardinien kommend, inzwischen in der Gegend bei Pisa gelandet sind und sich mit einem Gewaltmarsch von Norden her den Galliern nähern. In der Nähe von Telamon treffen die drei Heere aufeinander. Die Kelten teilen sich. Die Berittenen stürmen erfolglos gegen einen von Römern besetzten Hügel an. Die anderen versuchen, in einer Ostwärtsbewegung zwischen den beiden römischen konsularischen Heeren hindurch der drohenden
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