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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Problem erklärt hatte, war Mrs. Atkins bereits die Vorsitzende eines Visifonkomitees und schrieb die Namen von eventuellen weiteren Mitgliedern auf. Dann sagte sie: »Aber selbst, wenn wir das Gewicht zusammenbekommen – wie schaffen wir das Ding an Bord?«
    Margaret sah verwundert drein. »Können wir nicht einfach sagen, wie die Sache liegt und den Transport des Klaviers den Leuten überlassen, die auch das übrige Gepäck an Bord schaffen?«
    »Charlesworthy ist niemals damit einverstanden. Er ist bereits jetzt äußerst bekümmert darüber, wieviel technische Ausrüstung wegen ihres Gewichts zurückgelassen werden muß. Er wird einen Blick auf die sechshundertfünfunddreißig Kilogramm Klavier werfen und feststellen: ›Das sind Ersatzteile für den Atomreaktor!‹«
    »Mein Mann hat mir erzählt, er mußte Löcher in seine Kisten schneiden, um einige Gramm zu sparen!«
    »Aber wie könnten wir das Klavier an Bord schmuggeln?«
    Selma schnippte mit den Fingern. »Ich weiß es! Ozzy Lucan!«
    »Lucan?«
    »Der Proviantmeister. Sie wissen, der kräftige Kerl mit dem roten Haar. Er sprach bei einer Versammlung über ... Sie wissen ... wie man beim Verpacken Gewicht spart, und wie man die Spezialbehälter anwendet.«
    »O ja. Was ist mit ihm?«
    »Er ist mit der ältesten Tochter meiner Kusine Betty verheiratet. Es geht nichts über ein wenig familiären Druck. Und ich werde dafür sorgen.«
    »Ist es nicht wahrscheinlich, daß er sich sofort an Charlesworthy wendet?«
    »Hah! Sie kennen nicht Bettys Zweig unserer Familie!«
     
    Dr. Linquist kam mit zwei Assistenten später am Vormittag. Nachdem sie sich eine Stunde mit David befaßt hatten, kamen sie in die Küche, wo Margaret und Rita gerade die letzten Rezepte auf Mikrofilm bannten. David folgte ihnen und blieb in der Tür stehen.
    »Der Junge ist anscheinend stärker, als ich angenommen hatte«, sagte Linquist. »Es hat ihm wohl niemand gesagt, daß er das Klavier mitnehmen kann? Ich hoffe, Sie täuschen ihn nicht, nur damit er sich besser fühlt?«
    David runzelte die Stirn.
    Margaret sagte: »Dr. Charlesworthy weigerte sich, das Klavier mitzunehmen, als ich ihn danach fragte. Er hat jedoch zwei Spezialisten in die Steinway-Fabrik geschickt, die dann eine exakte Kopie anfertigen sollen.«
    Linquist wandte sich an David. »Und bist du damit einverstanden, David?«
    David zögerte und antwortete dann: »Ich verstehe, daß es mit dem Gewicht Schwierigkeiten gibt.«
    »Nun, ich nehme an, daß du erwachsen wirst«, sagte Linquist.
    Nachdem die Psychiater gegangen waren, rief Rita: »Mutter! Du hast sie angelogen!«
    »Nein, das hat sie nicht getan«, widersprach David. »Sie hat genau die Wahrheit gesagt.«
    »Aber nicht die ganze Wahrheit«, meinte Margaret.
    »Das ist so, als würde man lügen«, sagte Rita.
    »Ach, hör doch auf damit!« schnappte Margaret. Und an David gerichtet: »David, bist du sicher, daß du deine Bücher in Blindenschrift nicht mitnehmen willst?«
    »Ja. Sie wiegen sieben Kilogramm. Wir haben eine Schreibmaschine für Blindenschrift, und wenn Rita mir vorliest, kann ich alles, was ich brauche, selbst schreiben.«
     
    *
     
    Um drei Uhr nachmittags hatten sie die widerwillige Erlaubnis des Proviantmeisters Oswald Lucan, das Klavier an Bord zu schmuggeln, falls es ihnen gelingen sollte, dessen Gewicht auf das Gramm genau auf andere Weise einzusparen. Seine letzten Worte waren gewesen: »Laßt nur den Alten keinen Wind davon kriegen! Er ist bereits darüber wütend, daß wir so viele wichtige Dinge zurücklassen müssen.«
    Um sieben Uhr dreißig rechnete Margaret die ersten Gewichtsgeschenke zusammen: Einundsechzig Personen hatten zusammen dreiundneunzig Kilogramm und hundertfünfzig Gramm gespendet. Das ist im Durchschnitt zu wenig, dachte sie. Aber ich kann ihnen keinen Vorwurf machen. Wir hängen alle an unserem Besitz. Es ist so schwer, sich von all den kleinen Dingen zu trennen, die uns an die Vergangenheit und die Erde erinnern. Wir müssen irgendwie mehr Gewicht auftreiben. Sie zermarterte sich den Kopf nach Dingen, die sie noch entbehren konnte, und dachte mit Verzweiflung an die wenigen Pfund, über die sie verfügte.
    Um zehn Uhr vormittags am dritten Tag hatten sie zweihundertneunundvierzig Kilogramm und dreihundert Gramm von hundertsechzig Kolonisten gesammelt. Zwanzig Personen hatten eine Gabe entschieden abgelehnt. Die Ungewißheit, daß einer der zwanzig das Komplott verraten könnte, begann an Margarets Nerven zu

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