Herrscher der Erde
sich zu einem Lächeln. »Ich weiß, daß du es schaffen wirst, mein Liebling.«
»Jetzt, wo der Starttermin festliegt, denkt er vielleicht gar nicht mehr an das Klavier«, meinte Walter.
»Vielleicht hast du recht.«
Er warf einen Blick auf die Uhr. »Wir müssen jetzt aufhören. Ich habe einige Experimente laufen.« Er winkte. »Ich misse meine Familie.«
»Ich auch«, flüsterte sie.
Am nächsten Morgen rief Prester Charlesworthy, der Direktor der Kolonie, an. Gerade, als Margaret das Geschirr vom Frühstück abwusch, erschien sein Gesicht auf dem Bildschirm. David lag noch im Bett. Margaret hatte keinem der Kinder das Aufbruchsdatum mitgeteilt.
Charlesworthy besaß hagere Gesichtszüge und ein nervöses Gebaren. Er hatte etwas Tölpelhaftes an sich, bis man den intensiven Blick seiner blaßblauen Augen bemerkte.
»Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie belästige, Mrs. Hatchell«, sagte er.
Sie zwang sich zur Ruhe. »Das macht nichts. Wir erwarteten einen Anruf von Walter und glaubten, das wäre er.«
»Ich habe gerade mit Walter gesprochen. Er hat mir von David berichtet. Dr. Linquist hat heute morgen einen Bericht vorgelegt.«
Nach einer schlaflosen Nacht, in der sie immer wieder auf Zehenspitzen nach David gesehen hatte, waren Margarets Nerven auf das äußerste gespannt, und sie sprach die wildesten Einfälle aus, die ihr durch den Kopf schossen: »Sie schließen uns aus der Kolonie aus!« stieß sie hervor. »Sie suchen nach einem anderen Ökologen, der ...«
»Aber nein, Mrs. Hatchell!« Dr. Charlesworthy machte einen tiefen Atemzug. »Ich weiß, es wirkt eigenartig, daß ich Sie so anrufe, aber unsere kleine Gemeinschaft wird fast zehn Jahre lang auf einem fremden Planeten nur auf sich selbst angewiesen sein. Wir müssen uns daran gewöhnen, alle Probleme gemeinsam zu lösen versuchen. Ich möchte Ihnen wirklich helfen.«
»Es tut mir leid. Ich habe in der vergangenen Nacht nicht viel geschlafen.«
»Das verstehe ich vollkommen. Glauben Sie mir, ich würde Walter sehr gern nach Hause schicken.« Er hob die Achseln. »Aber leider ist dies völlig unmöglich. Nach dem Tode von Smythe hat Walter eine riesige Verantwortung. Ohne ihn müßten wir das Unternehmen wahrscheinlich einstellen.«
Margaret fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Dr. Charlesworthy, bestünde die geringste Möglichkeit, das Klavier – ich meine, daß wir das Klavier auf die Reise mitnehmen?«
»Mrs. Hatchell!« Charlesworthy trat einen Schritt zurück. »Es muß mehrere hundert Kilogramm wiegen!«
Sie seufzte. »Ich rief heute morgen als erstes die Speditionsfirma an, die Leute, die das Klavier hierher transportierten. Sie sahen in ihren Aufzeichnungen nach. Das Klavier wiegt sechshundertfünfunddreißig Kilogramm.«
»Völlig unmöglich!« Er schüttelte den Kopf. »Das würde bedeuten, daß wir wichtigste technische Geräte zurücklassen müßten, die nicht halb so viel wiegen!«
»Ich bin verzweifelt. Ich kann nur noch daran denken, daß Dr. Linquist sagte, David könnte sterben, wenn ...«
»Deswegen rufe ich ja an. Ich möchte Ihnen mitteilen, was wir unternommen haben. Wir haben Hector Torres in die Steinway-Fabrik geschickt. Hector ist einer der Tischler der Kolonie. Die Steinway-Leute haben sich großzügig bereit erklärt, Hector alle ihre Konstruktionsgeheimnisse zu zeigen, so daß er ein exaktes Duplikat anfertigen kann. Philip Jackson, einer unserer Metallurgen, wird Hector aus demselben Grund folgen. Ich bin überzeugt, daß dies David alle Befürchtungen nehmen wird, wenn Sie es ihm erzählen.«
Margaret blinzelte, um ihre Tränen zu unterdrücken. »Dr. Charlesworthy ... Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
»Sie brauchen mir überhaupt nicht zu danken, meine Liebe. Wir sind eine Gemeinschaft. Wir halten zusammen.« Er nickte. »Und nun zu etwas anderem. Sie könnten mir einen Gefallen tun.«
»Aber gewiß!«
»Versuchen Sie während der kommenden Woche Walter nicht zu sehr zu beschäftigen. Er hat eine Mutation entdeckt, die es uns vielleicht ermöglicht, irdische Pflanzen mit denen des Planeten C zu kreuzen. In dieser Woche führt er eine abschließende Versuchsserie mit Bodenproben vom Planeten C durch. Es handelt sich dabei um die entscheidenden Tests, Mrs. Hatchell. Damit könnten wir die Übergangszeit, während der sich ein neues Gleichgewicht zwischen allen Lebewesen einstellt, um Jahre verkürzen.«
»Natürlich«, sagte sie. »Es tut mir leid, daß ich ...«
»Es braucht
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