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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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geflochten und zu einem Kranz gebunden war. Sie hatte eine gute Figur und einen frischen Gang.
    »Ich habe gehört, daß ihr Bruder krank ist«, sagte Cranston.
    Ich warf ihm einen Blick zu, und der abwesende und traurige Ausdruck auf seinem Gesicht beantwortete meine unausgesprochene Frage.
    »Das ist Olna«, sagte ich und verspürte eine gewisse Aufregung. Ich glaubte nicht an seine närrische Geschichte, jedoch ...
    »Sie kommt nicht oft herunter«, sagte Cranston. »Aber da ihr Bruder krank ist, hoffte ich, daß ...«
    Sie bog auf den Pfad zum Eingang der Post ab und verschwand hinter der Ecke. Wir hörten, wie die Tür geöffnet wurde, und Stimmen aus dem Innern. Dann ging die Tür wieder auf, und die Frau kam um die Ecke. Sie bog in die Straße ein, die an uns vorbei zum Laden an der Landstraße führte. Sie hielt wieder den Kopf gesenkt, las aber jetzt einen Brief.
    Als sie in einer Entfernung von nur drei Schritten an uns vorbeiging, sagte Cranston: »Olna?«
    Ihr Kopf fuhr herum, und sie blieb mitten im Schritt stehen. Ich schwöre, ich habe nie größeren Schrecken im Gesicht eines Menschen gesehen. Stocksteif starrte sie Cranston an.
    »Das mit deinem Neffen tut mir leid«, sagte Cranston und fügte hinzu: »An deiner Stelle würde ich ihr vorschlagen, ihn zu einem Spezialisten in Minneapolis zu schicken. Eine Hauttransplantation ist heutzutage ...«
    »Du!« schrie sie. Ihre rechte Hand kam hoch, und sie streckte Cranston den Zeigefinger und den kleinen Finger entgegen. Ich hatte bis dahin geglaubt, dieses Zeichen gegen das Böse wäre nach dem Mittelalter ausgestorben.
    »Bleib aus meinem Kopf draußen ... du ... Cottys! «
    Ihre Worte brachen den Bann. Sie hob die Röcke an und floh in Richtung der Landstraße. Zuletzt sahen wir sie um die Ecke bei der Garage rennen.
    Ich versuchte vergeblich, etwas zu sagen. Cottys, das war der Faun, der die Jungfrauen verführte, indem er ihren Geist fesselte, aber ich hatte nicht gewußt, daß die Norweger diese Legende kannten.
    »Ihre Schwester schrieb ihr in diesem Brief, daß ihr jüngster, Sohn sich das Gesicht verbrühte, als ein Kessel mit heißem Wasser vom Ofen kippte. Es geschah vorgestern. Das ist ein Luftpostbrief. Kommen nicht viele hierher.«
    »Willst du mir damit sagen, du hast den Brief durch ihre Augen gelesen?«
    »Ich habe jene Stelle nie wieder verloren, die ich in meinem Geist gefunden hatte. Gott weiß, daß ich es oft genug versucht habe. Besonders, nachdem sie Gus Bills geheiratet hatte.«
    Erregung erfüllte mich. All die Möglichkeiten ...
    »Paß auf«, schlug ich vor. »Ich werde selbst an die Duke Universität schreiben. Wir können ...«
    »Wage es ja nicht!« schnappte er. »Es ist schlimm genug, daß alle im Tal von uns wissen. Ja, ich weiß, daß sie nicht so recht daran glauben, aber die Möglichkeit ...« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde ihr nicht im Wege stehen, wenn sie den geeigneten Mann findet, den ...«
    »Mann!« sagte ich. »Wenn du ...«
    »Jetzt glaubst du mir wohl?« fragte er, und in seiner Stimme lag etwas, was mir nicht gefiel.
    »Nun, es müßte natürlich von Leuten untersucht werden, die ...«
    »... die daraus eine Varieténummer machen«, ergänzte er. »Berichte in den Wochenzeitschriften. Die ganze Welt würde es erfahren.«
    »Aber wenn ...«
    »Sie will mich nicht haben!« bellte er. »Verstehst du das nicht? Sie wird mich nie verlieren, aber sie will mich nicht haben. Selbst als sie mit dem Zug zurück nach Minneapolis fuhr, eine Woche, nachdem sie von uns daheim weggelaufen war ...«
    Seine Stimme verklang.
    »Aber denk daran, was es für eine Bedeutung ...«
    »Sie ist die einzige Frau, die ich je geliebt habe. Die einzige Frau, die ich heiraten würde – und sie hält mich für den Teufel in Person!« Er wandte sich um und sah mich an. »Und glaubst du, das würde ich der Öffentlichkeit preisgeben? Eher fahre ich mir mit einem Schürhaken ins Hirn und reiße diese Stelle heraus!«
    Und mit diesen Worten sprang er auf und ging auf den Weg zu, der auf den Hügel führte.

 
Epidemie des Wahnsinns
     
    Honolulu liegt still. Die Toten sind begraben, und der Schutt der Gebäude ist beseitigt. In der Dünung des Pazifiks vor Diamond Head schaukelt ein Bergungsboot. Taucher folgen Luftblasen im Wasser, die aus dem Wrack der Schwebebahn aufsteigen.
    Es war das Ergebnis der Wahnsinnsepidemie. An Land arbeiteten Psychologen vergeblich an dem Problem. Die Epidemie schlägt wie der Blitz zu: Einen Augenblick

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