Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
einzubrechen. Sie war in die Höhle von Urteau eingedrungen, aber diese war verlassen gewesen. Sie musste sich zuerst mit Elant besprechen und die Stadt noch ein paar Tage ausspähen, bevor sie etwas so Kühnes tun konnte wie in eine Festung einzudringen.
Mit Hilfe des Zinns und des Sternenlichts las Vin den dritten und letzten Informantennamen auf ihrer Liste. Es war ein weiterer Adliger, was in Anbetracht von Cetts eigener Stellung nicht verwunderlich war. Sie wandte sich in die angegebene Richtung. Doch als sie den ersten Schritt machte, bemerkte sie etwas.
Sie wurde verfolgt.
Hinter ihr erhaschte sie nur eine undeutliche Ahnung von ihm, denn er wurde von dem wirbelnden Nebel verborgen. Vorsichtig verbrannte Vin Bronze und wurde mit einem sehr schwachen Pulsieren belohnt. Es war ein verdeckter allomantischer Puls. Wenn ein Allomant Kupfer verbrannte – wie es derjenige hinter ihr tat –, dann wurde er für den allomantischen Bronzesinn unaufspürbar. Doch aus irgendeinem Grund, den Vin nicht erklären konnte, war sie in der Lage, durch diese Eintrübung hindurch zu sehen. Der Oberste Herrscher hatte dies ebenfalls gekonnt, genau wie seine Inquisitoren.
Vin bewegte sich weiter voran. Der Allomant, der ihr folgte, glaubte offensichtlich, dass er für Vin unsichtbar war. Er bewegte sich mit raschen und leichtfüßigen Sprüngen und folgte ihr in sicherer Entfernung. Er war gut, ohne überragend zu sein, und er war offenbar ein Nebelgeborener, denn nur ein solcher konnte gleichzeitig Kupfer und Stahl verbrennen.
Vin war nicht überrascht. Sie war davon ausgegangen, dass ihre Sprünge jeden Nebelgeborenen in der Stadt auf sie aufmerksam machen würden. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht,
selbst Kupfer zu verbrennen, denn ihr Pulsieren sollte für jedermann – Nebelgeborener oder Sucher – sichtbar sein. Ein hervorgelockter Feind war besser als einer, der sich im Schatten versteckte.
Sie beschleunigte ihre Bewegungen nur so sehr, dass sie kein Misstrauen erregte, und die Person, die sie verfolgte, musste ebenfalls schneller werden, wenn sie Vin nicht verlieren wollte. Sie eilte auf den Rand der Stadt zu, als ob sie diese zu verlassen gedachte. Als sie dem Stadttor näher kam, erschufen ihre allomantischen Sinne zwei blaue Linien, die auf die massiven Eisenscharniere wiesen, welche die Tore mit der Steinmauer verbanden. Die Scharniere waren große, wesentliche Metallquellen, und die Linen, die auf sie hinwiesen, waren hell und breit.
Das bedeutete, dass sie vorzügliche Anker abgaben. Vin fachte ihr Weißblech an, damit sie nicht zerschmettert wurde, und drückte gegen die Scharniere. Sie wurde zurückgeschleudert.
Sofort verschwand das allomantische Pulsieren hinter ihr.
Vin schoss durch Asche und Nebel, und sogar ihre eng anliegende Kleidung flatterte nun im Wind. Schnell schwang sie sich auf ein Häuserdach und ging dort angespannt in die Hocke. Der andere Allomant musste seine Metalle gelöscht haben. Aber warum? Wusste er, dass sie Kupferwolken durchdringen konnte? Wenn ja, warum war er ihr dann so unbekümmert gefolgt?
Vin bekam eine Gänsehaut. Da war noch etwas, das ein allomantisches Pulsieren durch die Nacht sandte. Das Nebelgespenst. Sie hatte es seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen. Bei ihrer letzten Begegnung mit ihm hätte es Elant beinahe umgebracht – nur um ihn schließlich zu retten und einen Nebelgeborenen aus ihm zu machen.
Sie wusste noch immer nicht, wie das Nebelgespenst in all das hineinpasste. Es war nicht Ruin – sie hatte Ruins Gegenwart gespürt,
als sie ihn bei der Quelle der Erhebung freigelassen hatte. Sie waren verschiedene Wesen.
Ich weiß nicht einmal, ob das heute Nacht wirklich das Gespenst war, sagte Vin zu sich selbst. Doch ihr Verfolger war so plötzlich verschwunden …
Verwirrt und verängstigt drückte sie sich von der Stadt fort und begab sich rasch zurück zu Elants Lager.
Ein letzter Umstand bei der kulturellen Manipulation durch den Obersten Herrscher ist recht interessant: die Technologie.
Ich habe bereits erwähnt, dass Raschek die Architektur der Khlenni benutzte, die es ihm ermöglichte, große Gebäude zu errichten, und die ihm zu den Techniken verhalf, die zur Erbauung einer so großen Stadt wie Luthadel notwendig waren. Doch auf anderen Gebieten unterdrückte er den technologischen Fortschritt. Das Schießpulver zum Beispiel wurde so sehr von Raschek missbilligt, dass die Kenntnis um es fast genauso schnell verschwand wie die Kenntnis
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