Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
durchschüttelte. Elant seufzte und rieb sich die Augen. Sein unvollendeter Brief an Graf Yomen lag noch immer vor ihm auf dem Schreibtisch. Er würde sich morgen früh wieder darum kümmern.
»Elant«, sagte Vin, »heute Abend habe ich jemandem gesagt, ich könnte den Ascheregen aufhalten und die Sonne wieder gelb machen.«
Elant hob eine Braue. »Diesem Informanten, von dem du gesprochen hast?«
Vin nickte. Die beiden saßen schweigend da.
»Ich hätte nie erwartet, dass du jemals so etwas behaupten würdest«, sagte er schließlich.
»Ich bin doch die Heldin aller Zeiten, oder? Sogar Sazed hat das gesagt, bevor er seltsam wurde. Das ist meine Bestimmung.«
»Dieselbe ›Bestimmung‹, die dir gesagt hat, du sollst die Macht bei der Quelle der Erhebung an dich nehmen und sie dann zum Wohle der Menschheit wieder abgeben?«
Vin nickte.
»Vin«, meinte Elant lächelnd, »ich glaube wirklich nicht, dass wir uns im Augenblick über eine ›Bestimmung‹ Gedanken machen müssen. Wir haben doch den Beweis dafür, dass die Prophezeiungen von Ruin verdreht wurden, damit die Menschheit dazu gebracht wurde, ihn zu befreien.«
»Jemand muss sich um die Asche kümmern«, sagte Vin.
Dagegen konnte er nicht viel einwenden. Der logische Teil von ihm wollte darauf hinweisen, dass sie sich auf die Dinge konzentrieren sollten, die in ihrer Macht lagen: die Errichtung einer stabilen Regierung, die Entdeckung der Geheimnisse, die der Oberste Herrscher hinterlassen hatte, die Sicherung der Vorräte in den Höhlen. Doch der andauernde Ascheregen schien immer heftiger zu werden. Wenn das so weiterging, würde der Himmel bald nur noch ein fester, schwarzer Aschesturm sein.
Der Gedanke, Vin – seine Frau – könnte etwas an der fallenden Asche oder der Farbe der Sonne ändern, schien ihm so abwegig. Demoux hat Recht, dachte er und klopfte mit den Fingern auf den Metallbrief an Graf Yomen. Ich bin kein sehr gutes Mitglied der Kirche des Überlebenden.
Er sah Vin quer durch die Kajüte an. Sie saß auf dem Bett und hatte den Blick in die Ferne gerichtet, während sie über Dinge nachdachte, die sie eigentlich nicht belasten sollten. Obwohl sie die ganze Nacht herumgesprungen und davor viele Tage gereist war, und obwohl ihr Gesicht von Asche beschmutzt war, war sie immer noch wunderschön.
In diesem Augenblick begriff Elant etwas. Vin brauchte niemanden, der sie anbetete. Sie brauchte keinen weiteren treuen Gläubigen wie Demoux, besonders nicht Elant. Er wiederum musste kein gutes Mitglied der Kirche des Überlebenden sein. Er musste nur ein guter Ehemann sein.
»In Ordnung«, sagte er. »Wir werden es tun.«
»Was?«, fragte Vin.
»Die Welt retten«, meinte Elant. »Die Asche aufhalten.«
Vin schnaubte leise. »Wenn du es sagst, klingt es wie ein Scherz.«
»Nein, ich meine es ernst«, entgegnete er und stand auf. »Wenn es das ist, was du deiner Meinung nach tun musst – und was du deiner Meinung nach bist –, dann sollten wir es tun. Ich werde dir helfen, soweit es in meiner Macht steht.«
»Und was ist mit deinen früheren Worten?«, fragte Vin. »In der letzten Vorratshöhle hast du von Arbeitsteilung gesprochen. Ich sollte gegen den Nebel arbeiten und du an der Vereinigung des Reiches.«
»Ich habe mich geirrt.«
Vin lächelte, und plötzlich fühlte sich Elant, als sei die Welt wieder ein Stückchen weit ins Lot gekommen.
»Also, was hast du?«, fragte Elant und setzte sich neben sie auf das Bett. »Irgendwelche Vorschläge?«
Vin dachte nach. »Ja«, sagte sie. »Aber ich kann sie dir noch nicht mitteilen.«
Elant zog die Stirn kraus.
»Das heißt nicht, dass ich dir nicht vertraue«, sagte Vin. »Es ist
wegen Ruin. In der letzten Vorratshöhle habe ich eine zweite Inschrift auf dem unteren Rand der Tafel gefunden. Sie hat mich davor gewarnt, dass alles, was ich sage – oder niederschreibe –, unserem Feind bekannt sein wird. Wenn wir also zu viel reden, wird er unsere Pläne kennen.«
»Das macht es etwas schwierig, gemeinsam an unserem Problem zu arbeiten.«
Vin ergriff seine Hände. »Elant, weißt du, warum ich letztlich einverstanden war, dich zu heiraten?«
Elant schüttelte den Kopf.
»Weil ich begriffen hatte, dass du mir vertraust«, erklärte Vin. »Dass du mir vertraust, wie nie zuvor jemand mir vertraut hat. In der Nacht, in der ich gegen Zane gekämpft habe, habe ich beschlossen, mich dir ganz anzuvertrauen. Wir besitzen etwas, das diese Macht, die die Welt zerstört, niemals begreifen
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