Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Muster darin. Es ist zu konzentriert, zu zielgerichtet. Er versucht, uns von Fadrex abzuziehen.«
Vin lief es kalt über den Rücken. Elant wollte noch mehr sagen, aber sie hob die Hand und legte sie ihm auf die Lippen. Er schien verwirrt, doch dann verstand er offenbar, denn er nickte. Was immer wir sagen, Ruin kann es hören, dachte Vin. Wir dürfen nicht verraten, was wir wissen.
Ihnen wurde gleichzeitig etwas klar. Sie wussten, dass sie hierbleiben und herausfinden mussten, was sich in jener Vorratshöhle befand. Denn ihr Feind bemühte sich hart darum, sie davon abzuhalten. Steckte Ruin tatsächlich hinter dem Chaos in Luthadel? War es eine Kriegslist, um Elant und seine Truppen von Fadrex abzuziehen, damit er die Ordnung in der Hauptstadt wiederherstellte?
Das waren nur Mutmaßungen, aber mehr hatten sie nicht. Vin nickte Elant zu und deutete an, dass sie seine Entschlossenheit, hierzubleiben, unterstützte. Dennoch machte sie sich Sorgen. Luthadel sollte bei alldem ihr Fels in der Brandung sein – ihr sicherer Rückzugsort. Wenn es fiel, was hatten sie dann noch?
Es wurde ihr immer deutlicher klar, dass es keinen Weg zurück mehr gab. Sie konnten keine Alternativpläne mehr entwickeln. Um sie herum brach die Welt auseinander, und Elant hatte sich auf Fadrex festgelegt.
Wenn sie hier versagten, gab es keinen Ort mehr, zu dem sie gehen konnten.
Schließlich drückte Elant ihre Schulter und ging in den Nebel hinein, um einige Wachtposten zu überprüfen. Vin blieb allein zurück, betrachtete die Wachtfeuer und hatte ein beunruhigendes Gefühl drohenden Unheils. Die Gedanken, die sie in der vierten Vorratshöhle gehabt hatte, kehrten nun zu ihr zurück. Krieg führen, eine Stadt belagern, Politik betreiben – all das war nicht genug. All das würde sie nicht retten, wenn das Land selbst starb.
Aber was konnten sie sonst tun? Die einzige Möglichkeit, die ihnen blieb, war die Einnahme von Fadrex und die Hoffnung, dass der Oberste Herrscher dort einen Hinweis hinterlassen hatte, der ihnen half. Noch immer verspürte sie das unerklärliche Verlangen, das Atium zu finden. Warum war sie so sicher, dass es von Nutzen war?
Sie schloss die Augen und wollte den Nebel nicht sehen, der wie immer vor ihr zurückwich und einen halben Zoll klarer Luft um sie zurückließ. Damals, als sie gegen den Obersten Herrscher gekämpft hatte, hatte sie den Nebel in sich aufgesogen. Warum war es ihr damals möglich gewesen, ihre Allomantie mit seiner Macht zu befeuern?
Sie streckte innere Fühler in den Nebel aus, versuchte es noch einmal, wie sie es schon so oft getan hatte. Sie rief den Nebel,
flehte ihn in ihrem Geiste an, versuchte Zugang zu seiner Macht zu bekommen. Und sie hatte das Gefühl, als sollte es ihr eigentlich möglich sein. Es steckte große Kraft im Nebel; sie war in ihm gefangen. Aber Vin konnte sie nicht erreichen. Es war, als halte sie etwas zurück. Eine Barriere vielleicht? Oder einfach nur eine Launenhaftigkeit des Nebels selbst.
»Warum?«, flüsterte sie, während sie die Augen noch immer geschlossen hielt. »Warum hast du mir einmal geholfen, aber danach nie wieder? Bin ich verrückt, oder hast du mir damals wirklich Macht gegeben, als ich sie unbedingt gebraucht habe?«
Keine Antwort drang aus der Nacht. Schließlich seufzte Vin auf, wandte sich ab und suchte Zuflucht im Innern des Zeltes.
Hämalurgische Stacheln verändern den Körper, je nachdem welche Kräfte sie verleihen, wo der Stachel eingesetzt wird und wie viele Stacheln jemand besitzt. Inquisitoren zum Beispiel unterscheiden sich vollkommen von den Menschen, die sie vorher waren. Ihr Herz sitzt an einer anderen Stelle als bei gewöhnlichen Menschen, und ihr Hirn wurde umgeändert, damit es das Metall aufnehmen kann, das ihnen durch die Augen getrieben wurde. Die Kolosse werden sogar noch drastischer verändert.
Man könnte glauben, dass die Kandras den größten Veränderungen von allen unterworfen sind. Doch man darf nicht vergessen, dass Kandras nicht aus Menschen, sondern aus Nebelgeistern gemacht werden. Die Stacheln, welche die Kandras in sich tragen, verursachen nur geringe Umwandlungen. Ihre Körper bleiben grundsätzlich die von Nebelgeistern, doch ihr Verstand ist nun erwacht. Während die Stacheln die Kolosse entmenschlichen, verleihen sie den Kandras ein gewisses Maß an Menschlichkeit.
Kapitel 41
V ersteht Ihr das nicht, Weher?«, fragte Sazed nachdrücklich. »Das ist ein Beispiel für das, was wir Prahlerei nennen —
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