Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
seinen eigenen Gedankenpfaden.
»In diesem Krieg«, fuhr er fort, »geht es nicht nur um Soldaten. Es geht auch nicht um die Kolosse oder um die Einnahme von Fadrex. Es geht um die Folge von Ereignissen, die wir in dem Augenblick in Gang gesetzt haben, in dem wir den Obersten Herrscher getötet haben. Die Hämalurgie – und der Ursprung der Kolosse – ist ein Teil davon. Der Prozentsatz derjenigen, die am Nebel erkranken, gehört ebenfalls dazu. Je weniger wir das Chaos sehen, und je mehr wir das Muster dahinter erkennen, desto besser verstehen wir, wogegen wir kämpfen – und wie wir es besiegen können.«
Elant wandte sich wieder an die Gruppe. »Noorden, ich will, dass du den Schwerpunkt deiner Nachforschungen änderst.
Bisher haben wir angenommen, dass die Taten der Kolosse rein zufällig sind. Davon bin ich jetzt nicht mehr überzeugt. Nimm dir noch einmal unsere alten Späherberichte vor. Erstelle eine Liste ihrer Unternehmungen. Richte deine besondere Aufmerksamkeit auf jene Kolosse, von denen wir wissen, dass sie nicht unter der Kontrolle eines Inquisitors standen. Vielleicht können wir herausfinden, warum sie zu bestimmten Orten gegangen sind.«
»Ja, Herr«, sagte Noorden.
»Und ihr anderen bleibt wachsam«, sagte Elant. »Ich will nicht, dass uns noch einmal ein solcher Fehler wie in der letzten Woche unterläuft. Wir können es uns nicht leisten, weitere Truppen oder Kolosse zu verlieren.«
Sie nickten, und Elants Haltung deutete das Ende der Zusammenkunft an. Cett wurde zu seinem Zelt getragen, Noorden begab sich an seine neuen Nachforschungen, und Hamm ging auf die Suche nach einer Mahlzeit. Doch Demoux blieb. Vin stand auf, trat neben Elant und ergriff seinen Arm, als er sich Demoux zuwandte.
»Herr …«, sagte Demoux und wirkte recht verlegen. »Ich nehme an, General Hammond hat mit Euch gesprochen?«
Was soll denn das?, fragte sich Vin und reckte den Kopf.
»Ja, Demoux«, sagte Elant und seufzte. »Aber ich glaube nicht, dass wir uns darüber Sorgen machen müssen.«
»Worüber?«, wollte Vin wissen.
»Es gibt ein gewisses Maß an … Ächtung im Lager, Herrin«, sagte Demoux. »Diejenigen von uns, die nicht nur ein paar Tage, sondern ganze zwei Wochen krank waren, werden mit starkem Misstrauen betrachtet.«
»Und du teilst dieses Misstrauen nicht mehr, stimmt’s, Demoux? « Elant unterstrich seine Bemerkung mit einem sehr strengen, königlichen Blick.
Demoux nickte. »Ich vertraue auf Eure Interpretation, Herr.
Aber … nun ja, es ist schwierig, Männern zu befehlen, die einem misstrauen. Und für die anderen, denen es wie mir ergangen ist, ist es noch schwerer. Sie haben sich angewöhnt, gemeinsam zu essen und während ihrer freien Zeit von den übrigen Soldaten fernzubleiben. Und das verstärkt den Graben noch.«
»Was glaubst du?«, fragte Elant. »Sollen wir ihre Wiedereingliederung erzwingen?«
»Das kommt darauf an, Herr«, antwortete Demoux.
»Worauf?«
»Auf verschiedene Umstände«, erklärte Demoux. »Falls Ihr bald anzugreifen gedenkt, wäre eine Wiedereingliederung eine schlechte Idee. Ich will nicht, dass diese Männer neben denjenigen kämpfen, die ihnen misstrauen. Aber wenn Ihr die Belagerung noch für einige Zeit aufrechterhalten wollt, könnte es sinnvoll sein, sie unter Zwang wieder in die Mitte der Soldaten zurückzuholen. Dann hätte der größere Teil der Armee genug Zeit, wieder Vertrauen zu den Nebelstürzern zu fassen.«
Nebelstürzer, dachte Vin. Eine interessante Bezeichnung.
Elant schaute hinunter auf sie, und sie wusste, was er dachte. Der Ball im Schatzamt war nur noch wenige Tage entfernt. Falls Elants Plan aufging, würden sie Fadrex vielleicht nicht angreifen müssen.
Doch Vin setzte keine allzu große Hoffnung auf diese Aussicht. Aber ohne Nachschub aus Luthadel sah es düster aus. Falls er doch noch kam, konnten sie die Belagerung möglicherweise wie geplant noch für einige Monate fortsetzen. Ansonsten waren sie gezwungen, innerhalb weniger Wochen anzugreifen.
»Stell eine neue Kompanie zusammen«, sagte Elant zu Demoux. »Sie soll ausschließlich aus Nebelstürzern bestehen. Wir werden uns überlegen, wie wir mit diesem Aberglauben umgehen, sobald wir Fadrex eingenommen haben.«
»Ja, Herr«, sagte Demoux, »Ich glaube, dass …«
Sie redeten weiter, aber Vin hörte ihnen nicht mehr zu. Sie
hatte Stimmen aufgeschnappt, die sich dem Kommandozelt näherten. Vermutlich war es nichts Bedrohliches. Doch sie stellte sich so, dass sie sich
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