Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Gehabe. Er besaß die Geistesgegenwart, bei den Schreien aus dem Bett zu springen und einen Duellstab aus Hartholz zu packen, der auf dem Nachttisch gelegen hatte.
Marsch lächelte. Ein Duellstab? Gegen einen Inquisitor? Er zog die Handaxt aus Obsidian aus der Scheide an seiner Hüfte.
Kämpfe gegen ihn, sagte Ruin, aber töte ihn nicht. Spiele ihm eine schwierige Schlacht vor und verschaffe ihm das Gefühl, dass er dich abwehren kann.
Das war ein seltsamer Befehl, doch Marschs Verstand stand unter so unmittelbarer Kontrolle, dass er nicht darüber nachdenken konnte. Er konnte nur nach vorn springen und angreifen.
Es war schwerer, als es den Anschein hatte. Er musste so mit der Axt schlagen, dass Penrod die Hiebe abfangen konnte. Mehrmals musste er aus einem seiner Stacheln – die auch als ferrochemische Metallgeister dienten – Schnelligkeit ziehen und die Axt noch rasch in eine andere Richtung lenken, damit er den König von Luthadel nicht unbeabsichtigt köpfte.
Marsch schaffte es. Er verletzte Penrod mehrfach leicht und hielt während des ganzen Kampfes den kleinen Stachel in der linken Handfläche verborgen, während der König glaubte, dass er sich gut gegen den Inquisitor schlug. Nach wenigen Augenblicken beteiligten sich die Wachen an dem Kampf, was Marsch erlaubte, den Anschein besser aufrechtzuerhalten. Auch drei gewöhnliche Männer stellten für einen Inquisitor keine Herausforderung dar, aber aus ihrem Blickwinkel sah es möglicherweise anders aus.
Es dauerte nicht lange, bis ein Trupp aus einigen Dutzend Soldaten in das Vorzimmer stürmte und dem König zu Hilfe kam.
Jetzt, sagte Ruin. Tu so, als wärest du verängstigt. Mach dich bereit, den Stachel einzusetzen und durch das Fenster zu fliehen.
Marsch berührte den Vorrat an Schnelligkeit und machte sich an die Arbeit. Ruin leitete seine Hand, als er mit der linken Hand gegen Penrods Brust schlug und ihm den Stachel unmittelbar ins Herz trieb. Marsch hörte Penrod aufschreien, lächelte über diesen Laut und sprang aus dem Fenster.
Kurze Zeit später hing Marsch draußen an dem Fenster, und nicht einmal die zahlreichen Wachpatrouillen bemerkten ihn. Er war so geschickt und vorsichtig, dass er beinahe unsichtbar war. Mit zinnscharfen Ohren lauschte er, während er am steinernen Fenstersims hing. Drinnen berieten sich die Ärzte.
»Wenn wir den Stachel herausziehen, wird die Blutung extrem stark, Herr«, erklärte eine Stimme.
»Der Metallsplitter ist Eurem Herzen gefährlich nahe gekommen«, sagte ein anderer.
Gefährlich nahe?, dachte Marsch grinsend, während er mit dem Kopf voran am Sims hing. Der Stachel ist ihm ins Herz gedrungen. Aber natürlich wussten die Ärzte das nicht. Da Penrod noch bei Bewusstsein war, nahmen sie an, der Stachel habe sein Herz knapp verfehlt.
»Wir fürchten uns davor, ihn herauszuziehen«, sagte der erste Arzt. »Wie … fühlt Ihr Euch?«
»Eigentlich erstaunlich gut«, sagte Penrod. »Es tut ein bisschen weh, aber ich fühle mich stark.«
»Dann sollten wir den Splitter erst einmal an Ort und Stelle lassen«, schlug der erste Arzt vor; er klang besorgt. Doch was sollte er sonst tun? Wenn er den Stachel herauszog, würde Penrod sterben. Wie schlau von Ruin.
Sie würden warten, bis Penrod seine ganze Stärke wiedererlangt hatte, und dann erneut versuchen, den Stachel zu entfernen. Abermals wäre dadurch Penrods Leben in Gefahr. Sie würden es unterlassen müssen. Und da Ruin nun in der Lage war, seinen Geist zu berühren – nicht ihn zu kontrollieren, aber die Dinge in eine gewisse Richtung zu treiben –, würde Penrod den Stachel bald vergessen. Die Beschwerden würden vergehen, und da der Stachel unter seiner Kleidung verborgen war, würde bald niemandem mehr etwas Seltsames auffallen.
Und dann gehörte er Ruin genauso sicher wie jeder Inquisitor. Marsch lächelte, ließ das Sims los und fiel in die dunkle Straße unter ihm.
Auch wenn sie mich anekelt, muss ich doch zugestehen, dass mich die Hämalurgie als Kunst beeindruckt. Bei der Allomantie und Ferrochemie fließen Geschick und Gewandtheit aus der Anwendung der eigenen Kräfte. Der beste Allomant ist nicht der mächtigste, sondern derjenige, der am besten an Metall ziehen und gegen es drücken kann. Der beste Ferrochemiker ist derjenige, der die Informationen in seinen Kupfergeistern am besten katalogisieren oder sein Gewicht am besten mit Hilfe von Eisen manipulieren kann.
Die Kunst, die der Hämalurgie eigen ist, besteht darin, die
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