Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Stacheln an die richtige Stelle zu setzen.
Kapitel 43
D in landete unter einem gedämpften Rascheln von Stoff. Sie kauerte sich in der Nacht zusammen, hielt ihr Kleid hoch, damit es nicht über das aschefleckige Dach schleifte, und spähte in den Nebel.
Elant stieg neben ihr nieder, kauerte sich ebenfalls zusammen, stellte keine Fragen. Lächelnd bemerkte sie, dass seine Instinkte besser wurden. Auch er beobachtete den Nebel, aber er wusste offenbar nicht, wonach er Ausschau halten sollte.
»Er folgt uns«, flüsterte Vin.
»Yomens Nebelgeborener?«, fragte Elant.
Vin nickte.
»Wo?«, fragte er.
»Drei Häuser hinter uns«, sagte Vin.
Elant kniff die Augen zusammen, und sie spürte, wie einer seiner allomantischen Pulse plötzlich schneller wurde. Er fachte sein Zinn an.
»Dieser Klumpen auf der rechten Seite?«, fragte er.
»Ziemlich nah«, sagte Vin.
»Also …«
»Also weiß er, dass ich ihn entdeckt habe«, meinte Vin. »Sonst hätte ich nicht angehalten. Und jetzt beobachten wir uns gegenseitig. «
Elant griff an seinen Gürtel und holte ein Obsidianmesser hervor.
»Er wird nicht angreifen«, sagte Vin.
»Woher weißt du das?«
»Falls er uns umbringen wollte«, erklärte Vin, »dann würde er es versuchen, wenn wir getrennt sind — oder wenn wir schlafen.«
Das schien Elant noch nervöser zu machen. »Ist das der Grund, warum du in letzter Zeit die ganze Nacht aufbleibst?«
Vin nickte. Sie hatte Elant dazu gezwungen, allein zu schlafen, doch das war ein geringer Preis für seine Sicherheit. Bist du es, der uns folgt, Yomen?, fragte sie sich. Am Abend deines eigenen Festes? Das wäre eine ziemliche Meisterleistung. Es schien nicht wahrscheinlich, aber Vin war misstrauisch. Sie hatte die Angewohnheit, jeden als Nebelgeborenen zu verdächtigen. Es erschien ihr vernünftig, auch wenn sie sich schon sehr oft geirrt hatte.
»Komm«, sagte sie und stand auf. »Sobald wir auf dem Ball sind, müssen wir uns um ihn keine Sorgen mehr machen.«
Elant nickte, und die beiden machten sich wieder auf den Weg zum Schatzamt.
Der Plan ist einfach, hatte Elant noch vor wenigen Stunden gesagt. Ich stelle mich Yomen entgegen, und die Adligen werden sich unwillkürlich um uns versammeln und uns zuhören. In diesem Augenblick schleichst du dich davon und suchst nach dem Weg zur Vorratshöhle.
Das war wirklich ein einfacher Plan — so wie es die besten meistens waren. Falls Elant einen Streit mit Yomen begann, würde sich die Aufmerksamkeit der Wachen auf ihn richten,
so dass Vin sich hoffentlich davonstehlen konnte. Sie würde schnell und leise sein und vermutlich einige Wachen ausschalten müssen — und zwar, ohne dass Alarm geschlagen wurde. Doch das war der einzige Weg. Nicht nur war Yomens festungsähnliches Haus gut erleuchtet und noch besser bewacht, auch sein Nebelgeborener war äußerst fähig. Der Mann hatte sie jedes Mal erwischt, als sie sich hineinstehlen wollte. Er war zwar immer in der Ferne geblieben, aber seine reine Gegenwart machte ihr klar, dass er jederzeit Alarm schlagen konnte.
Ihre einzige Gelegenheit war daher der Ball. Yomens Abwehr und sein Nebelgeborener würden sich auf ihren Meister konzentrieren und ihn sichern.
Sie landeten im Innenhof. Kutschen wurden angehalten, und die Wächter drehten sich entsetzt nach ihnen um. Vin warf Elant in der nebligen Dunkelheit einen raschen Blick zu. »Elant«, sagte sie leise, »du musst mir etwas versprechen.«
Er runzelte die Stirn. »Was?«
»Vielleicht werde ich erwischt«, sagte sie. »Ich werde so vorsichtig wie möglich sein, aber ich bezweifle, dass wir die ganze Sache hinter uns bringen können, ohne große Aufregung zu verursachen. Und wenn es so kommt, dann will ich, dass du dich in Sicherheit bringst.«
»Vin, das kann ich nicht. Ich muss …«
»Nein«, unterbrach Vin ihn scharf. »Elant, du musst mir nicht helfen. Du kannst mir nicht helfen. Ich liebe dich, aber du bist nicht so gut wie ich. Ich kann auf mich selbst aufpassen, aber ich muss wissen, dass ich nicht auch noch auf dich aufpassen muss. Wenn etwas schiefgeht – oder wenn alles klappt, aber im Haus Alarm geschlagen wird –, dann will ich, dass du fliehst. Wir treffen uns im Lager wieder.«
»Und was ist, wenn du in Schwierigkeiten gerätst?«, fragte Elant.
Vin lächelte. »Vertraue mir.«
Er hielt inne und nickte dann. Wenn er etwas konnte, dann war es, ihr zu vertrauen – das hatte er schon immer getan.
Die beiden schritten voran. Es war ein seltsames
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