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Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Titel: Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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misstrauisch die Augen zusammen. Reen wurde durch den schwankenden Laternenschein von hinten erhellt und sah fast genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Natürlich hatten ihn die vier Jahre verändert – er war größer und stämmiger geworden –, aber er hatte noch immer dasselbe harte Gesicht ohne jede Spur von Humor. Seine Haltung war ihr vertraut; während ihrer Kindheit hatte er oft so dagestanden wie jetzt, die Arme missbilligend vor der Brust verschränkt.
    Alles kehrte zurück. Dinge, die sie in die Finsternis verbannt zu haben glaubte, abgeschottete Teile ihres Geistes, Schläge von Reens Hand, harsche Kritik von seiner Zunge, verstohlene Übersiedelungen von einer Stadt in die andere.
    Doch diese Erinnerungen wurden durch eine Einsicht gemildert. Sie war nicht mehr das junge Mädchen, das die Schläge mit verwirrtem Schweigen hinnahm. Wenn sie nun daran zurückdachte, erkannte sie die Angst, die in Reens Handlungen gelegen hatte. Er hatte befürchtet, seine allomantisch begabte
Halbblut-Schwester könnte von den Stahlinquisitoren entdeckt und abgeschlachtet werden. Er hatte sie immer dann geschlagen, wenn sie sich zu weit vorgewagt hatte. Er hatte sie angebrüllt, wenn sie zu tüchtig gewesen war. Er war mit ihr weitergezogen, wenn er befürchtet hatte, das Amt für Inquisition habe ihre Fährte aufgenommen.
    Reen war gestorben, weil er sie hatte beschützen wollen. Aus verdrehtem Pflichtgefühl hatte er ihr Verfolgungswahn und Misstrauen eingeimpft, denn er war der Meinung gewesen, nur so könnte sie auf den Straßen des Letzten Reiches überleben. Und sie war bei ihm geblieben und hatte seine Behandlung erduldet. In ihrem Inneren – gar nicht so tief vergraben – hatte sie etwas sehr Wichtiges gewusst.
    Reen hatte sie geliebt.
    Sie hob den Blick und sah den Mann vor ihr in der Höhle an. Dann schüttelte sie langsam den Kopf. Nein, dachte sie. Er sieht wie Reen aus, aber es sind nicht seine Augen.
    »Wer bist du?«, wollte sie wissen.
    »Ich bin dein Bruder«, antwortete die Kreatur und runzelte die Stirn. »Es ist nur wenige Jahre her, Vin. Du bist frech geworden. Ich war der Meinung, ich hätte dich eines Besseren belehrt.«
    Er beherrscht die gespreizte Art meines Bruders, dachte Vin und ging vorsichtig auf ihn zu. Wie hat er das gelernt? Zu seinen Lebzeiten hat niemand Reen als wichtig angesehen. Warum also hätte man ihn studieren sollen?
    »Woher hast du seine Knochen?«, fragte Vin und umkreiste die Kreatur. Der Höhlenboden war rau und von Regalen eingerahmt. Dunkelheit erstreckte sich in alle Richtungen. »Und wie hast du sein Gesicht so gut hinbekommen? Ich dachte, ein Kandra muss den Körper in sich aufnehmen, bevor er eine gute Kopie machen kann.«
    Er musste ein Kandra sein. Wer sonst könnte eine so perfekte Imitation herstellen? Das Geschöpf drehte sich um und bedachte
sie mit verwirrter Miene. »Was ist das für ein Unsinn? Vin, mir ist klar, dass wir nicht die Art von Menschen sind, die sich beim Wiedersehen in den Armen liegt, aber ich hatte wenigstens erwartet, dass du mich erkennst.«
    Vin schenkte diesen Beschwerden keine Beachtung. Reen — und später Weher – hatten sie dafür zu gut ausgebildet. Sie würde Reen erkennen, wenn sie ihn sah. »Ich brauche Informationen«, sagte sie. »Über einen von deiner Art. Sein Name ist TenSoon, und er ist vor einem Jahr in dein Heimatland zurückgekehrt. Was ist mit ihm passiert? Ich würde gern Kontakt zu ihm aufnehmen, wenn das möglich ist.«
    »Vin«, sagte der falsche Reen nachdrücklich, »ich bin kein Kandra. «
    Das werden wir noch sehen, dachte Vin, fachte ihr Zink an und schleuderte dem Betrüger einen duraluminverstärkten Blitz aus Gefühlsallomantie entgegen.
    Er geriet nicht einmal ins Taumeln. Ein solcher Angriff hätte jeden Kandra unter Vins Kontrolle gebracht, wie es auch bei den Kolossen der Fall war. Vin wurde unsicher. Es war immer schwieriger, den Betrüger im schwächer werdenden Laternenschein zu sehen, auch wenn sie ihre Sehkraft mit Zinn verstärkte.
    Die wirkungslose Gefühlsallomantie verriet ihr, dass er kein Kandra war. Aber er war auch nicht Reen. Es schien für sie nur eine logische Reaktion zu geben.
    Sie griff an.
    Wer immer dieser Betrüger war, er kannte sie so gut, dass er diesen Zug vorhergesehen hatte. Obwohl er in gespielter Überraschung einen Schrei ausstieß, sprang er sofort zurück und begab sich außerhalb ihrer Reichweite. Er bewegte sich leichtfüßig — so leichtfüßig, dass es

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