Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
widmete, hatte ihm keine Ermutigung gebracht. Er hatte zwanzig weitere Religionen verworfen, und es blieben nur noch dreißig übrig.
Er schüttelte den Kopf und trat zwischen die schwer arbeitenden Soldaten. Einige Gruppen arbeiteten an hölzernen Apparaten, die mit Felsbrocken gefüllt waren. Es handelte sich um Gewichte, die niederfallen und den Zustrom in die Höhle blockieren würden. Andere arbeiteten an Flaschenzügen, mit denen die Gewichte gesenkt werden konnten. Nach etwa einer halben Stunde kam Sazed zu dem Schluss, dass die Männer ihre Aufgaben gut erledigten, und er kehrte zu seinen Berechnungen zurück. Doch als er sich seinem Tisch näherte, sah er, wie Spuki auf ihn zukam.
»Aufstände«, sagte Spuki, während er neben Sazed herging.
»Wie bitte, Graf Spuki?«
»Deswegen sind die Soldaten abgezogen worden. Einige Bewohner haben Feuer gelegt, und die Soldaten, die uns bewacht haben, mussten es löschen, bevor die ganze Stadt in Flammen aufgeht. Hier gibt es viel mehr Holz als in den Städten des Zentralen Dominiums.«
Sazed runzelte die Stirn. »Ich fürchte, die Lage wird für uns immer gefährlicher.«
Spuki zuckte die Schultern. »Ich finde das gut. Diese Stadt steht am Rande des Zusammenbruchs, Sazed. So wie damals Luthadel, als wir dort die Kontrolle übernommen haben.«
»Nur die Gegenwart von Elant Wager hat die Stadt davon abgehalten, sich selbst zu zerstören«, sagte Sazed leise. »Kelsiers Revolution hätte auch in einer Katastrophe enden können.«
»Es wird alles gut«, sagte Spuki.
Sazed betrachtete den jungen Mann, während die beiden durch die Höhle schritten. Spuki schien unbedingt eine Aura der Zuversicht verbreiten zu wollen. Vielleicht war Sazed einfach nur zynisch geworden, aber es fiel ihm schwer, genauso optimistisch wie der Junge zu sein.
»Du glaubst mir nicht«, sagte Spuki.
»Es tut mir leid, Graf Spuki«, sagte Sazed. »Es ist nicht so, dass … ich habe in letzter Zeit bloß Schwierigkeiten, an irgendetwas zu glauben.«
»Oh.«
Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her und kamen schließlich zum Ufer des Höhlensees mit der glasartigen Oberfläche. Sazed blieb vor dem Wasser stehen; seine Sorgen nagten schwer an ihm. Lange stand er da und empfand Verzweiflung, aber er konnte seinen Gefühlen keinen Ausdruck verleihen.
»Macht Ihr Euch keine Sorgen, Graf Spuki?«, fragte Sazed schließlich. »Sorgen darüber, dass wir versagen könnten?«
»Ich weiß nicht«, meinte Spuki und trat von einem Bein auf das andere.
»Es geht um so viel mehr als nur um das hier«, sagte Sazed und deutete auf die Arbeiter. »Sogar der Himmel scheint unser Feind zu sein. Das Land stirbt. Fragt Ihr Euch denn nicht, was das Ganze noch soll? Warum wir überhaupt noch kämpfen? Wir sind alle dem Untergang geweiht!«
Spuki errötete und senkte den Blick. »Ich weiß nicht«, wiederholte er. »Ich … ich weiß, was du willst, Sazed. Du willst herausfinden, ob ich Selbstzweifel habe. Ich vermute, du kannst mich leicht durchschauen.«
Sazed runzelte die Stirn, aber Spuki sah ihn nicht an.
»Du hast Recht«, sagte der junge Mann und wischte sich über die Stirn. »Ich mache mir wirklich Sorgen, was passieren könnte, wenn wir es nicht schaffen. Tindwyl würde sich über mich ärgern, nicht wahr? Sie war der Meinung, ein Führer darf keine Selbstzweifel zeigen.«
Sazed dachte nach. Was mache ich hier?, fragte er sich und war entsetzt über seine eigenen Worte. Ist es mit mir wirklich schon so weit gekommen? Während meines ganzen Lebens habe ich der Synode Widerstand geleistet und mich gegen mein eigenes Volk aufgelehnt. Aber ich war im Frieden mit mir selbst und habe geglaubt, das Richtige zu tun.
Und jetzt bin ich hierhergegangen, wo die Menschen mich am dringendsten brauchen, und ich sitze nur herum, gifte meine Freunde an und sage ihnen, dass wir alle sterben werden.
»Aber«, fuhr Spuki fort und hob den Blick, »obwohl ich an mir selbst zweifle, glaube ich trotzdem, dass alles gut wird.«
Sazed war überrascht, als er die Hoffnung in den Augen des Jungen sah. Das ist es, was ich verloren habe.
»Wie könnt Ihr das sagen?«, fragte Sazed.
»Ich weiß es nicht«, meinte Spuki. »Ich … Erinnerst du dich an die Frage, die du mir gestellt hast, als wir hierhergekommen sind? Wir haben da drüben vor dem See gestanden, und du hast mich nach dem Glauben gefragt. Du hast gefragt, wozu er gut ist, wenn er doch nur dazu führt, dass die Menschen einander wehtun, so wie es
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