Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Zentrale Dominium verlassen, wo doch hier der Nebel am schwächsten war?
Er betrachtete die gekritzelte Botschaft.
Ruin … schien eine Stimme in ihm zu flüstern. Lügen …
Ruin konnte Texte verändern. Worten wie denen von Penrod durfte man nicht trauen. Elant verabschiedete sich still von dem Leichnam und wünschte, er hätte die Zeit, den alten Staatsmann zu beerdigen. Dann warf er wieder eine Münze und drückte sich hoch in die Luft.
Die Einwohner von Luthadel waren irgendwohin gegangen. Wenn es Ruin gelungen wäre, sie zu töten, dann hätte Elant mehr Leichen gefunden. Er vermutete, dass er die Bevölkerung noch irgendwo in der Stadt finden würde, wenn er Zeit zum Suchen hätte. Vermutlich hatte das Verschwinden des Nebels – und der plötzliche Wechsel vom Tag zur Nacht – sie in ihre Verstecke getrieben. Vielleicht waren sie in die Vorratshöhle unter Krediksheim gegangen. Elant hoffte, dass angesichts der Zerstörung, die der Palast erlitten hatte, nicht viele dort Zuflucht gesucht hatten. Wenn sich Menschen unter ihm befanden, dann waren sie jetzt eingeschlossen.
Nach Westen …, schien der Wind zu wispern. Zu den Gruben …
Ruin verändert Geschriebenes für gewöhnlich so, dass es sich nicht stark vom Ursprungstext unterscheidet, dachte Elant. Also hat Penrod vermutlich die meisten dieser Worte tatsächlich geschrieben und mir zu sagen versucht, wo ich mein Volk suchen muss. Nach Ruin klingt es so, als ob es ins Dominium von Terris gezogen wäre, aber was ist, wenn Penrod ursprünglich geschrieben hat, dass die Einwohner zum Volk von Terris gegangen sind?
Das ergab durchaus einen Sinn. Wenn er selbst aus Luthadel hätte fliehen müssen, dann wäre er dorthin gegangen, wo sich bereits eine Gruppe von Flüchtlingen befand – eine Gruppe mit Tieren, Getreide und anderer Nahrung.
Elant wandte sich nach Westen und verließ die Stadt. Bei jedem allomantischen Sprung umflatterte ihn sein Mantel.
Plötzlich verstand Vin Ruins Wut und Verzweiflung noch besser. Sie fühlte, dass sie die Macht zu aller Schöpfung in sich trug. Aber sie brauchte alles, was sie hatte, um Elant wenigstens ein paar Worte übermitteln zu können.
Sie war sich nicht einmal sicher, ob er sie wirklich gehört hatte. Aber sie kannte ihn so gut, dass sie eine Art von Verbindung zu ihm spürte. Trotz Ruins Bemühungen, all ihre Taten zu verhindern, hatte sie den Eindruck, dass ein Teil von ihr zu Elant durchgedrungen war. War das vielleicht die Art und Weise, wie Ruin mit seinen Inquisitoren und Anhängern Kontakt hielt?
Dennoch war ihre beinahe völlige Machtlosigkeit ungeheuer ärgerlich.
Gleichgewicht, spuckte Ruin aus. Gleichgewicht hat mich eingekerkert. Bewahrs Opfer führte dazu, dass er den Teil von mir abschöpfte, der stärker war, und ihn wegsperrte, damit ich wieder genauso stark wie er selbst war. Eine Zeit lang.
Nur eine Zeit lang. Und was ist schon Zeit für uns, Vin?
Nichts.
Den Lesern dieser Zeilen mag es merkwürdig erscheinen, dass das Atium zum Körper eines Gottes gehörte. Doch es ist wichtig zu wissen, dass wir, wenn wir das Wort »Körper« benutzten, grundsätzlich »Macht« meinten. Als sich mein Geist ausdehnte, erkannte ich, dass Gegenstände und Energie im Allgemeinen dasselbe sind und von einem Zustand in den anderen hinüberwechseln können. Er ergibt durchaus einen Sinn für mich, dass sich die Macht einer Gottheit in körperlicher Gestalt zeigt. Ruin und Bewahr waren keine undeutlichen Abstraktionen. Sie waren wesentliche Bestandteile der Existenz. In gewisser Weise bestand jedes Objekt auf der Welt aus ihrer Macht.
Doch Atium war ein Gegenstand, der nur eine Seite besaß. Anstatt zur Hälfte von Ruin und zur Hälfte von Bewahr geschaffen zu sein – wie zum Beispiel ein Felsen –, gehörte das Atium vollständig zu Ruin. Die Gruben von Hathsin waren von Bewahr geschaffen, wo er die Klumpen von Ruins Körper versteckte, die er während seines Verrats und Ruins Einkerkerung gestohlen hatte. Kelsier zerstörte diesen Ort nicht wirklich, indem er die Kristalle zerschmetterte, denn sie wären irgendwann von selbst wieder gewachsen – vielleicht in einigen hundert Jahren – und hätten dann weiterhin Atium gespeichert, denn dieser Ort war ein natürliches Ventil für Ruins gefangene Macht.
Wenn die Menschen Atium verbrannten, dann nutzten sie Ruins Macht – was vermutlich der Grund dafür ist, dass sie unter dem Einfluss von Atium zu so wirkungsvollen Tötungsmaschinen wurden. Sie
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